Ihr Lebensstil war dem Regime ein Dorn im Auge

Weil sie tanzte und sang? Irakische Tiktokerin wird vor ihrem Haus erschossen

Ghrufran Mahi Sawadi, eine erfolgreiche Influencerin aus Bagdhad wurde vor ihrem Haus erschossen.
Ghrufran Mahi Sawadi, eine erfolgreiche Influencerin aus Bagdad wurde vor ihrem Haus erschossen.
Instagram, Instagram, Instagram

Ein Motorradfahrer erschießt sie direkt vor ihrem Haus.
Ghufran Mahdi Sawadi sang und tanzte in ihren Videos auf TikTok und Instagram, zeigte sich kuschelnd mit ihrem sechsjährigen Sohn. Musste die irakische Influencerin deshalb sterben?

Eine Sicherheitskamera nimmt alles auf

Der Mord dauerte nicht länger als 46 Sekunden: Der Attentäter hält mit dem Motorrad, reißt die Fahrerseite des Geländewagens auf und schießt. Vier Mal. Das Opfer ist die 30-jährige Ghrufran Mahi Sawadi, in den sozialen Netzwerken ist sie als Um Fahad bekannt. Aufgenommen hat die Szene eine Sicherheitskamera, wie die New York Times berichtet.

Die Aufnahmen der Sicherheitskamera von der Tötung vor einem Haus in Bagdad am Freitagabend seien erschreckend eindeutig. Sie geben aber wenig Aufschluss über die Identität des Mörders oder den Grund, warum Um Fahad ins Visier genommen wurde, heißt es in dem Bericht. Das irakische Innenministerium habe das Video veröffentlicht und erklärt, es habe einen Ausschuss zur Untersuchung des Todes gebildet.

Ein Nachbar berichtet im Time Magazin, er sei auf die Straße gekommen, nachdem er zwei Schüsse gehört habe. Er habe gesehen, dass „die Autotür offen war und sie auf dem Lenkrad lag“.

Ihr Bruder hat wenig Hoffnung auf Aufklärung

Musste die 30-jährige Ghrufran Mahi Sawadi sterben, weil sie sich auf ihren Videos für das Regime zu freizügig zeigte? Ihr Verhalten war dem Regime jedenfalls ein Dorn im Auge, Sawadi wurde laut Time Magazin bereits im letzten Jahr von einem irakischen Gericht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie mehrere Filme und Videos mit obszönen Aussagen und unanständigem Verhalten in der Öffentlichkeit in den sozialen Medien veröffentlicht hatte.

Sawadis Bruder hat wenig Hoffnung, dass man den Mörder seiner Schwester fasst. „Ich kann viele Unschuldige nennen, die getötet worden sind“, sagte Ameer Mehdi Sawadi der NYT. „Haben Sie schon etwas über deren Fall gehört? Haben sie den Mörder gefunden? Nein.“ Angesichts der Prominenz seiner Schwester hätte man erwarten können, dass die Regierung etwas unternimmt, aber kein Beamter habe ihn seit ihrem Tod aufgesucht. „Niemand hat sich mit mir zusammengesetzt und mich befragt. Ich habe ihnen nur gesagt, dass sie meine Schwester war, und ich habe den Behörden meinen Namen genannt, und das war's", klagt er.

Ghrufran Mahi Sawadi ist nicht die erste Influencerin im Irak, die gewaltsam zu Tode kam. Im September wurde der TikToker Noor Alsaffar erschossen. Er hatte Videos von sich in Frauenkleidern gepostet. In diesem Jahr starb zudem der irakische trans Blogger SimSim. Menschenrechtsorganisationen sehen die Morde als Folge der Politik des irakischen Regimes. Öffentlich zur Schau gestelltes westlich orientiertes Leben ist diesem ein Dorn im Auge. Die irakische Regierung hat 2023 begonnen, gegen Inhalte in sozialen Medien vorzugehen, die gegen „Moral und Traditionen“ verstoßen. (eku)

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