Waren Schüler jahrelang Strahlung ausgesetzt?
Über 100 mysteriöse Fälle von Hirntumoren an nur einer Schule entdeckt

In einer Kleinstadt in den USA häufen sich die Fälle von seltenen Hirntumoren. Über 20 Jahre lang stellt niemand eine Verbindung zwischen den Fällen her. Auf der Familie Lupiano allerdings lastet das medizinische Mysterium wie ein Fluch. Al Lupiano beginnt daraufhin, Nachforschungen anzustellen – und ist jetzt vielleicht etwas ganz Großem auf der Spur.
Erst bekommt er einen Hirntumor - über 20 Jahre später auch seine Schwester und seine Frau
In Al Lupianos Leben jagt ein Schicksalsschlag den nächsten. Es scheint, als würde der US-Amerikaner aus Woodbridge Township in New Jersey vom Unglück verfolgt. Erst wird bei seiner Schwester ein äußerst aggressiver Hirntumor festgestellt. Am selben Tag erhält auch seine Frau die schreckliche Diagnose: Auch bei ihr wurde ein Tumor im Gehirn gefunden, ein sogenanntes Akustikusneurinom. Die Häufung der Fälle kommt Lupiano komisch vor – denn auch er selbst litt bereits vor über 20 Jahren an derselben Krankheit, mit genau demselben Tumor.

Was ist los in Woodbridge Township?
Als er das dem Arzt seiner Frau erzählt, kann der Mediziner das fast gar nicht glauben. „Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser Tumor bei einem Ehepaar auftritt, an derselben Stelle im Gehirn, mit derselben Größe, liegt bei 1 zu einer Milliarde“, sagte der Arzt zu Lupiano. Nach nun mittlerweile drei Fällen in derselben Familie glaubt der US-Amerikaner nicht mehr an einen Zufall. Er macht sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten im Leben der Drei. „Meine Frau und ich haben uns in der Mittelstufe kennengelernt. Wir sind alle in Woodbridge Township aufgewachsen. Aber meine Familie und ich haben meilenweit von meiner Frau entfernt gewohnt. Es kann also nichts in der Nachbarschaft gewesen sein. Dann traf es mich wie ein Schlag: Wir sind alle zur selben High School gegangen.“
Alle Menschen mit Hirntumor besuchten dieselbe High School
Die Sache habe ihm keine Ruhe gelassen, schreibt Al Lupiano auf seiner Facebook-Seite. Dort hält er seine Freunde und Stadtbewohner über die Ergebnisse seiner Nachforschungen auf dem Laufenden. Er macht sich also auf die Suche nach weiteren Absolventen und Absolventinnen der Colonia High School. Und nach nur über vier Wochen Suche ist er, auch mit Hilfe von nationaler Medienaufmerksamkeit, auf über 100 weitere Fälle von Hirntumoren bei ehemaligen Schülern und Schülerinnen der Schule gestoßen. Sie alle besuchten die Schule im Zeitraum von 1975 bis 1995.
Schulgeländer der Woodbridge High School auf Radioaktivität hin untersucht
Dass das kein Zufall mehr sein kann, sehen auch die örtlichen Behörden so. Mittlerweile wird in dem Fall ermittelt. Allerdings existieren aus der Bauzeit der Schule keine Bau- oder Geländepläne mehr.
„Es war unberührtes Land, Wald. Die High School war das erste, was dort gebaut wurde, also war wahrscheinlich nichts in der Erde. Das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass giftige Füllstoffe beim Bau der Schule verwendet wurden“, sagt der Bürgermeister der Stadt zu den mysteriösen Vorfällen. Er lässt das Gelände der Schule auf Radioaktivität hin untersuchen. Die Ergebnisse der Untersuchungen stehen allerdings noch aus.

"Nicht in meinen schlimmsten Albträumen konnte ich mir vorstellen, dass ich so viele Fälle finde"
„Ich habe ja gehofft, dass Leute sich melden. Aber nie, auch nicht in meinen schlimmsten Albträumen, konnte ich mir vorstellen, dass ich so viele Fälle finde. 100 Menschen, deren Leben sich für immer verändert hat. 100 Familien, die schreckliche Nachrichten erhalten haben. […] Ich bete dafür, dass wir Antworten finden“, schreibt Al Lupiano auf Facebook. So schrecklich das Ergebnis seiner Nachforschungen auch sein mag – sollte sich dank seiner Hilfe herausstellen, was die vielen Tumore ausgelöst hat, werden die Betroffenen ihm für immer dankbar sein. (vdö)