Duftende SchlafhilfenHelfen Kissensprays wirklich beim Einschlafen?

Kissensprays sind angereichert mit ätherischen Ölen und sollen so dabei helfen, schneller einzuschlafen. Es gibt sogar einige, die das Schlafhormon Melatonin enthalten. Aber wie hilfreich sind sie wirklich? Wir haben Probe geschnuppert.
Das versprechen Kissensprays
Ein- oder Durchschlafprobleme können enorm lästig sein. Oft gelingt es den Betroffenen nicht, den Stress sowie die Sorgen und Probleme des Alltags in der Nacht hinter sich zu lassen. Eine schnelle S.O.S.-Hilfe gegen das stundenlange Wachliegen versprechen Kissensprays. Sie sind oft angereichert mit ätherischen Ölen wie Lavendel oder Kamille. Diese helfen nachweislich gegen innere Anspannung und Stress. So soll man nicht nur schneller, sondern laut Produktversprechen auch besser schlafen. Manche Anwender und Anwenderinnen berichten auch von verstärkten Träumen – klingt beruhigend.
So funktionieren Pillow-Sprays
Die Anwendung der Kissensprays ist einfach: Sprühen Sie das jeweilige Produkt einfach bis zu dreimal vor dem Schlafengehen auf Ihr Kissen – fertig. Die beruhigende Wirkung soll dann nicht lange auf sich warten lassen, sodass belastende Gedanken nicht länger einen erholsamen Schlaf verhindern.
Der Quick-Test: Wie gut sind die Kissensprays?
Folgende Pillow-Sprays haben wir getestet:
Das „The Ritual of Jing“-Kissenspray von Rituals (50 ml)
Das Kissen- und Wäschespray von Rituals ist angereichert mit beruhigendem Lavendel sowie ätherischem Sandelholzöl, das den Geist befreien und somit das Einschlafen erleichtern soll.
Das „Schlafwohl“-Kissenspray (30 ml) von Primavera
Ein gutes Gefühl beim Einschlafen soll dieses „Schlafwohl“-Kissenspray vermitteln. Es enthält entspannenden Lavendel, ausgleichendes Neroli sowie harmonische Vanille für schnelleres Einschlafen und süße Träume.
Das „Atmewohl“-Kissenspray (30 ml) von Primavera.
Dieses Pillow-Spray unterstützt laut Hersteller die Atmung und wirkt sich positiv auf die Schlafqualität aus. Es enthält ätherische Aromaöle aus Eukalyptus und Zirbelkiefer.
Das Test-Fazit
Alle Pillow-Sprays riechen äußerst natürlich und angenehm. Auf dem Kissen wirken die Düfte weder zu schwach, noch zu aufdringlich oder störend. Im Geruchstest hat sich das „The Ritual of Jing“-Kissenspray von Rituals als unser Favorit herausgestellt, gefolgt von „Schlafwohl“. Auch das „Atmewohl“-Kissenspray von Primavera riecht sehr natürlich, uns ist die Eukalyptus-Note allerdings zu intensiv. Ob die Kissensprays wirklich zu einem besseren Schlaf verholfen haben, lässt aus unserer Sicht sich nicht abschließend beurteilen, da wir keinen Unterschied der Schlafqualität feststellen konnten.
Hinweis: Wer unter empfindlicher Haut leidet, sollte vorsichtig mit der Verwendung von Kissensprays sein. Die ätherischen Öle können die Haut reizen.
Das Experten-Urteil: Helfen Kissensprays beim Einschlafen?
Der Schlafmediziner Dr. Hans-Günter Weeß erklärt im Interview mit RTL.de zu den Kissensprays: „Es dürfte nicht über eine Placebo-Wirkung hinausgehen“. Das gelte auch für jene Produkte, die das Schlafhormon Melatonin enthalten: „Melatonin hat als körpereigener Stoff eine Funktion für die Steuerung des Schlaf- und Wachrhythmus. Aber wir wissen auch aus Studien, dass nicht körpereigenes Melatonin grundsätzlich bei Schlafstörungen keine bedeutsame Wirkung entfaltet. So ist auch ebenfalls für die getesteten Sprays, welche über das Geruchssystem zugeführtes Melatonin enthalten bei Schlafstörungen keine Wirkung zu erwarten. Zumal die Melatoninkonzentration noch geringer sein dürfte als in oral verabreichter Tablettenform.“
Sicher kann ein Kissenspray mit ätherischen Ölen oder Melatonin für ein wenig Entspannung sorgen und diese ist auch die Grundvoraussetzung für einen guten Schlaf. Aber eine Hilfe bei Schlafproblemen sind solche Sprays Weeß zufolge keineswegs: „Es ist ein Armutszeugnis für unser Gesundheitssystem, dass immer mehr solcher Industrieprodukte auf den Markt kommen und Menschen, die unter ernsthaften Schlafproblemen leiden, dazu verführt werden, diese wirkungslosen Produkte zu kaufen, da sie ebenfalls im Gesundheitssystem – außer Schlafmitteln - keine wirksame Hilfe finden“, betont er. Wer unter ernsthaften Schlafstörungen leidet, dem werde die leicht entspannende Wirkung der ätherischen Öle in den Kissensprays wohl kaum weiterhelfen.
Der Teufelskreis der Schlafstörungen
Zunächst ist es wichtig, sich bei andauernden Schlafproblemen auf die Ursachensuche zu begeben. Auch körperliche Krankheiten wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schmerz- oder Stoffwechselerkrankungen können die Nachtruhe stören. Oft sind es jedoch seelische Probleme, ein zu hohes Stresslevel, eine ungünstige Schlafhygiene oder auch Nebenwirkungen von Medikamenten für die Schlafprobleme verantwortlich. „Meistens haben die Betreffenden eine mangelnde Fähigkeit, abzuschalten. Sie haben verlernt, sich zu entpflichten und nehmen die großen wie kleinen Sorgen mit ins Bett. Dann dreht sich das Gedankenkarussell und die Betroffenen fühlen sich diesen hilflos ausgeliefert“, sagt Weeß. Werden diese ursächlichen Probleme nicht frühzeitig beseitigt, fangen viele Betroffene dann auch noch damit an, sich auf den Schlaf zu fokussieren. Sie machen sich beispielsweise schon vor dem Zubettgehen Sorgen, ob sie wohl diese Nacht wieder wachliegen werden. Auch in der Nacht schauen schlafgestörte Menschen häufig auf die Uhr, wie viel Zeit sie noch zum Schlafen haben. Das verstärkt natürlich den innerlichen Druck, endlich einschlafen zu müssen und sorgt für Anspannung, die jeden Schlaf verhindert.
Wer in diesem Teufelskreis steckt, sollte etwas dagegen unternehmen. In leichten Fällen können Weeß zufolge ein Online-Programm oder Selbsthilfebücher eine gute Stütze sein. Wer seine Schlafstörung damit auch nicht in den Griff bekommt, sollte eine spezielle kognitive Verhaltenstherapie für Schlafstörungen – auch als Gruppentherapie möglich – in Betracht ziehen. Schlaftabletten sind übrigens keine dauerhafte Lösung: „Sie sind eine symptomatische Behandlung und führen in der Regel bei längerer Einnahme zu Gewöhnung und Abhängigkeit. So verändert sich letztendlich auch das normale, physiologische Schlafprofil“, sagt Weeß.
Was hilft bei (leichten) Schlafproblemen?
Jeder Mensch leidet von Zeit zu Zeit unter Ein-, Durch- oder Ausschlafstörungen. Wenn diese Schlafprobleme nur sporadisch auftauchen, oder noch nicht allzu ausgeprägt sind, kann man sich auch selbst mit einigen Schlaf fördernden Angewohnheiten weiterhelfen. Der Schlafmediziner empfiehlt hier, den Tag bereits eine Stunde vor dem Zubettgehen gedanklich abzuschließen: „Man kann zum Beispiel Dinge, die einen belasten, in ein Grübeltagebuch schreiben oder sich eine Liste mit Dingen, die an dem Tag gut gelaufen sind, anlegen“, sagt er. Ein weiterer hilfreicher Tipp ist es, am Abend für gedämpftes Licht zu sorgen und Blaulicht zu meiden. „Dieses blaue Licht gaukelt unserem Gehirn vor, dass draußen noch die Sonne scheint. Dann wird das körpereigene Melatonin nicht produziert, aber das brauchen wir für einen gesunden Schlaf“, erklärt Weeß.
Wichtig vor dem Einschlafen sind vor allem positive Gedanken. Denken Sie also an schönen Ereignisse in der Vergangenheit oder Zukunft, einen lieben Menschen oder hören Sie sich eine Kassette mit einer netten Geschichte an. Wenn sich Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit einstellen, findet man leichter in den Schlaf. Auch warme Socken helfen übrigens beim Einschlafen: „Dadurch kommt es zu einem stärkeren Abfall der Körperkerntemperatur, was das Einschlafen fördert“, betont der Schlafforscher. Auch hilft es vielen Menschen, den Wecker aus dem Schlafzimmer zu verbannen oder diesen zumindest in eine Schublade zu legen. So schaut man nicht immer wieder in der Nacht auf die Uhr und fängt an, zu rechnen.
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