Ein Kommentar

Hört bitte auf, Heiratsanträge bei Konzerten zu machen!

Neuer Trend: Heiratsanträge auf Konzerten von Harry Styles oder Taylor Swift.
Neuer Trend: Heiratsanträge auf Konzerten von Harry Styles oder Taylor Swift.
picture alliance

von Claudia Spitzkwoski

Was ist denn bloß mit den Leuten los? Seit wann ist es plötzlich Trend geworden, der Partnerin oder dem Partner bei Live-Konzerten von Stars wie Harry Styles oder Taylor Swift Heiratsanträge zu machen? Da drängt sich mir doch der Verdacht auf, dass es hier gar nicht so sehr um die große Liebe und Romantik geht.

Video-Tipp: Mega-Antrag auf Harry-Styles-Konzert

Bei Taylor Swifts „The Eras“-Tour wurde sogar geheiratet!

Ich habe zugegebenermaßen etwas den Überblick verloren, wie viele Heiratsanträge es bei Harry Styles’ aktueller Welttournee inzwischen gab. Drei? Vier? Und Taylor Swifts „The Eras“-Tour ist gerade erst in den USA gestartet, aber es gab nicht nur bereits einen Antrag, sondern sogar eine Hochzeit.

Ja, eine Hochzeit, richtig gelesen. René Hurtado und ihr Verlobter Max Bochman wurden in der ersten Reihe beim Taylor-Konzert in Glendale in Arizona getraut. Brautkleid und Anzug inklusive. „Es war wirklich aufregend und spannend. Ich bin so froh, dass wir es gemacht haben“, schwärmte die frisch gebackene Ehefrau danach im Magazin „Rolling Stone“. Sie sei ein riesiger Swift-Fan und ihr war immer klar, dass Taylor auf irgendeine Art eine Rolle bei ihrer Hochzeit spielen müsse. „Sie ist mein ganzes Leben“, erklärte René – na, das wird ihr Mann Max ja sicher gerne hören.

Für ein Interview mit dem „Rolling Stone“ hat die irre Hochzeits-Aktion gereicht, doch ich vermute einfach mal, dass sich René als echter „Swiftie“ vor allem eine Reaktion von Taylor gewünscht hat. Dann ist sie vermutlich enttäuscht worden. Die Sängerin likte das TikTok-Video des Jaworts lediglich. Hoffentlich war das die 1000 Dollar teuren Tickets für die erste Reihe wert.

Wo kommen plötzlich all diese „Harry, hilf mir, einen Antrag zu machen!“-Schilder her?

Und da wären wir schon bei einem meiner Probleme mit diesen Konzert-Anträgen: Geht es wirklich darum, die gemeinsame Liebe zu feiern – oder doch eher um die Aufmerksamkeit der Stars auf der Bühne? Ich habe Harry Styles mit seiner „Love on Tour“-Tour im Sommer 2022 in Berlin gesehen. Zu dieser Zeit kursierten bei TikTok und Co. gerade auffällig viele Videos von Fans, die im Publikum Schilder hochhielten, auf denen stand: „Harry, hilf mir beim Coming Out!“. Auch in Berlin musste Harry wieder mal ran und einer jungen Frau dabei helfen, ihrer Mutter zu gestehen, dass sie auf Frauen steht. Zufall? Oder der Tatsache geschuldet, dass der Sänger irgendwann mal bei einem Konzert so ein Schild gesehen und mit dem Fan interagiert hatte?

Lese-Tipp: "Harry Styles ist mehr als ein Hype - er ist Magie"

Denn am Ende träumt jeder Fan doch von diesem einen Moment, in dem sein Star ihn sieht. Sich ein Mal aus der anonymen Masse herausheben und für immer ein Teil der Fan-Historie werden. Und wenn du merkst, dass das durch ein besonders lustiges oder emotionales Schild funktioniert, dann musst du halt immer noch eine Schippe drauf legen, damit dich ein Harry oder eine Taylor da unten vor der Bühne auch wirklich sehen. Und plötzlich tauchte das erste „Harry, hilf mir, meiner Freundin / meinem Freund einen Antrag zu machen!“-Schild auf. Das erste von vielen.

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Besonders pfiffig, was sich Conny aus Australien ausgedacht hat: „Harry, bring meinen Freund dazu, mir einen Antrag zu machen!“. Wenn der Gute das bislang nicht gemacht hat, hat er vielleicht einen Grund dafür gehabt, liebe Conny. Und was zählt ein Antrag, der unter Gruppendruck umringt von kreischenden Fans gemacht wurde? Ich wäre mir da nie sicher, ob mein Schatz mich wirklich fragen wollte – oder einfach nur Angst hatte, von einer wütenden Fanmeute zerfleischt zu werden, wenn er sich weigert. Wie die Geschichte in Connys Fall ausging, zeigen wir übrigens im Video oben.

Denn die größte Crux bei öffentlichen Anträgen ist doch immer der Druck, Ja sagen zu MÜSSEN. Schließlich gucken ja alle erwartungsvoll und gehen einfach davon aus, dass du nicht nein sagen wirst. Hätte dein Schatz denn sonst einen riesigen Flashmob organisiert oder ein TV-Kamerateam dabei? Eben. Wer kann dazu schon nein sagen ...

Nichts gegen große Gesten beim Antrag - sie sollten nur bitte auch so gemeint sein

Für mich geht es bei einem Heiratsantrag zuallererst um zwei Menschen, die sich lieben. Je intimer und persönlicher der Moment ist, umso besser, finde ich. Ich möchte damit aber niemanden verurteilen, für den sich Romantik eher in großen und lauten Gesten zeigt. Feuerwerk am Eiffelturm? Check! Teelichter-Herzen am Strand? Gekauft. Alles reine Geschmackssache. Und natürlich kann es auch romantisch sein, beim Konzert des gemeinsamen Lieblingssängers um die Hand der oder des Liebsten anzuhalten. Sofern es wirklich ernst gemeint ist und nicht nur einem reinen Show-Effekt dient. Und der Antrag auch dann gemacht wird, wenn Harry oder Taylor dein Schild gar nicht gesehen haben – weil man sich liebt und zusammen bleiben möchte.

Denn „nur für den Kick, für den Augenblick“, wie die Girlgroup Tic Tac Toe einst sang, sollte niemand um die Hand eines anderen Menschen anhalten. Schließlich sollte das, was danach kommt, fürs ganze Leben halten – und nicht nur für die Länge einer Welt-Tournee lang.