Zahl der Sexualstraftaten an Bahnhöfen steigtHamburger Hauptbahnhof: Der gefährlichste Bahnhof Deutschlands

Obwohl durch die Pandemie im Jahr 2020 weniger Menschen Bahn gefahren sind, ist die Zahl der an Hamburger Bahnhöfen registrierten Sexualstraftaten stark angestiegen. Zwischen den Jahren 2019 und 2020 liegt ein Unterschied von ganzen 20% – 82 Delikte im Jahr 2019 und 99 Delikte im Jahr 2020. Die häufigsten Straftaten waren dabei sexuelle Belästigung, Exhibitionismus und Erregung öffentlichen Ärgernisses.
2020 war Hamburger Hauptbahnhof bereits einsame Kriminalitätsspitze
Im Grunde sind solche Zahlen für Hamburg aber nichts Neues. Im letzten Jahr lag der Hauptbahnhof der Stadt im deutschlandweiten Ranking der kriminalbelasteten Fernbahnhöfe auf Platz Drei. Bezieht man sich nur auf Gewaltdelikte, liegt er sogar auf dem ersten Platz. 3548 Delikte wurden 2019 hier registriert – rund zehn am Tag. Innerhalb von Hamburg folgen im Ranking auf den Hauptbahnhof die Stationen Altona und Reeperbahn.
Was unternimmt die Polizei dagegen?

RTL Nord trifft aufgrund dieser alarmierender Zahlen den leitenden Polizeidirektor Michael Schuol. Im Interview erzählt er, man wolle versuchen, „dem auch konsequenter zu begegnen.“ Im Klartext bedeutet das: mehr Überwachungskameras und mehr Personal vor Ort. Allein 450 Kameras gibt es am Hauptbahnhof. Die Chance, Täter zu stellen und festzunehmen, sei hier hoch: „Der Beamter hier vor Ort hat alle Kameras permanent im Blick“, erzählt er RTL Nord. Erst vergangene Woche habe er wieder gemerkt, wie wichtig das gesamte Kamerasystem sei: „Wir hatten letzte Woche eine 23-jährige Dame, die hat hier am Bahnhof einen Täter erkannt, der sie eine Woche zuvor sexuell im Zug belästigt hat. [...] Wir konnten den Täter identifizieren über die Kameras und haben ihn tatsächlich hier am Bahnhof angetroffen und ihn festgenommen.“
Was kann ich tun, um mich zu schützen?
Wenn man sich die bundesweite polizeiliche Kriminalstatistik anschaut, fällt auf, dass besonders junge Menschen Opfer von Kriminalität werden. Vor allem junge Frauen (14 – 15 Jahre) sind von schweren Gewaltdelikten und Sexualstraftaten betroffen. Obwohl die Opfer selbst keine Schuld trifft, ist es wichtig, eigenverantwortlich Schritte einzuleiten, um sich zu schützen.
Hier ein paar Beispiele:
Sie können das Heimwegtelefon anrufen. Die Nummer lautet 030-12074182 und ist deutschlandweit zu erreichen. Wenn Sie sich alleine nachts auf dem Heimweg befinden und sich unwohl oder unsicher fühlen, wartet am anderen Ende eine ehrenamtliche Person auf Sie und begleitet Sie am Hörer bis nach Hause. Alternativ können Sie auch Freunde oder Familie anrufen.
Teilen Sie ihren Standort über das Handy. Auch dafür gibt es mittlerweile verschiedene Apps, die im Notfall sogar den Notruf für Sie wählen können. Beispiele sind die Apps „KommGutHeim“ oder „WayGuard“. Ganz klassisch können Sie ihren Live-Standort auch über Nachrichtendienste wie Whatsapp mit Freunden oder Familie teilen, bis Sie sicher zuhause angekommen sind.
Halten Sie Ihren Schlüssel oder eine Trillerpfeife bereit. Den Schlüssel zwischen die Finger zu klemmen um eine Art „Waffe“ zur Verteidigung bereit zu halten, kann schon bereits für ein sichereres Gefühl sorgen. Mit einer Trillerpfeife können Sie andere Menschen auf sich aufmerksam machen, sollten Sie in eine bedrohliche Situation kommen.
Verändern Sie ihre Wirkung nach Außen. Das geht schneller als zunächst gedacht. Sind Sie beispielsweise eine Frau mit langen Haaren, versuchen Sie diese zu verstecken, indem Sie die Haare in ihre Kleidung stecken. Auch ein starker Gang kann Ihnen mehr Selbstbewusstsein geben und eine stärkere Außenwirkungen hervorrufen.
Und was kann ich tun, um anderen Menschen zu helfen?
Zivilcourage wird bei wachsender Kriminalität in der Gesellschaft immer wichtiger. Wenn Sie eine brenzlige Situation beobachten, gibt es sechs Regeln für mehr Zivilcourage, die helfen, richtig zu reagieren.
Helfen Sie, aber bringen Sie sich nicht selber in Gefahr: Wenn Ihnen eine Situation merkwürdig vorkommt, reicht es manchmal schon, laut zu sagen: „Hören Sie auf!“ oder sich in anderer Form bemerkbar zu machen und zu signalisieren, dass Sie die Situation gerade mitbekommen. Bleiben Sie dabei aber auf Distanz, Siezen Sie den Täter und vermeiden Sie es, ihn zu provozieren.
Rufen Sie die Polizei unter 110: Schildern Sie den Fall kurz und präzise (Wer meldet den Fall? Wo passiert etwas? Was passiert?)
Bitten Sie Andere um Mithilfe: Warten Sie nicht darauf, dass irgendjemand Anderes übernimmt und eingreift. Reagieren Sie! Machen Sie andere Menschen bewusst auf die Situation aufmerksam und sprechen Sie direkt an und bitten um Unterstützung.
Prägen Sie sich die Tätermerkmale ein: jedes Detail kann am Ende für die Polizei hilfreich sein. Achten Sie auf die Größe, die Haarfarbe oder andere äußerliche Merkmale.
Kümmern Sie sich um die Opfer: Helfen kann jeder Mensch – auch wenn Sie sich das im ersten Moment nicht zutrauen. Denken Sie immer daran: Erste Hilfe kann Leben retten. Auch hier können Sie andere Menschen um Hilfe und Unterstützung beten.
Sagen Sie als Zeuge aus: Zeugenaussagen können einen wichtigen Teil beitragen, wenn es darum geht, einen Täter tatsächlich zu verurteilen und zu bestrafen. Viele Täter kommen ohne Strafe davon, weil sich Zeugen nicht bei der Polizei melden.