Michael Leister im Interview Glücks-Coach: „Freudlosigkeit ist ein Alarmzeichen“

pretty woman in red dress lies on the grass freedom landscape pretty woman in red dress lies on the grass freedom landscape. High quality photo Copyright: xx 43186406
Wie schafft man es, nach einem Schicksalsschlag wieder glücklich zu werden?
IMAGO / YAY Images

Der Unternehmer und Erfolgs-Coach Michael Leister begleitet seine Leser in seinem neuen Buch „Seelenbalsam – 33 heilsame Wahrheiten“* durch schwierige Zeiten und hilft ihnen, wieder neue Kraft zu schöpfen. Wie man am besten mit Rückschlägen und schwierigen Zeiten fertig wird und was es wirklich braucht, um glücklich zu sein, erzählt er im Interview mit RTL.de.

RTL.de: Welche der 33 Wahrheiten in Ihrem Buch ist Ihrer Ansicht nach die Wichtigste?

Michael Leister: „Es geht weiter. Das ist die Nummer 1, deswegen habe ich es auch an den Anfang geschrieben. Und vor allem müssen wir keine Angst davor haben. In meinem Lebensweg war das die wichtigste Lektion. Wie genau es weitergeht, offenbart sich oft erst später, aber wir müssen einfach nur wissen, dass es weitergeht.“

Woran merkt man, dass man in die falsche Richtung läuft im Leben?

„Das merken wir vor allem an Antriebslosigkeit, also wenn wir einfach wenig Energie im Alltag haben und uns nur schwer für irgendetwas motivieren können. Das ist ein klassisches Zeichen dafür, dass wir unglücklich sind. Das merken wir auch, wenn wir uns wenig für etwas begeistern können. Auch Freudlosigkeit ist ein Alarmzeichen. Ich frage dann gerne: ‘Wann hast du dich das letzte Mal über etwas so gefreut, dass du ein regelrechtes Kribbeln im Bauch hattest?’ Wenn wir das zu wenig haben, dann führen wir ein freudloses Leben, in dem viel zu wenig Aufregung und Leidenschaft drin ist. Das ist oft für Leute ein Anhaltspunkt, etwas verändern zu wollen.“

Was macht uns wirklich glücklich?

„Natürlich muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihn glücklich macht. Ich persönlich verfolge die Philosophie, dass wir Glück nicht in den Ablenkungen und Verlockungen des modernen Alltags finden. Ich glaube, das Glück liegt darin, etwas zu tun, was uns Freude macht und worin wir einen Sinn sehen. Es ist ein Prozess herauszufinden, was Glück für jemanden ist.“

Viele Menschen streben nach Geld und Reichtum, weil sie glauben, dann glücklich zu werden. Macht Geld überhaupt glücklich?

„Natürlich macht Geld an sich nicht glücklich, aber es bringt viel Sicherheit und Freiheit. Sicherheiten und Möglichkeiten können glücklich machen.“

Mit dem Vergleichen beginnt das Unglück

Wenn man sein Ziel noch nicht erreicht hat, bekommt man manchmal das Gefühl, versagt zu haben. Was hilft dagegen?

„Man sollte versuchen, das Vergleichen zu unterbinden. ‘Das Anfangen des Vergleichens ist der Beginn des Unglücks’, sagte einmal der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Im Leben eines Menschen gibt es so viele Variablen, dass es absolut unsinnig ist, sich mit anderen zu vergleichen. Jedes Leben ist viel zu individuell und einzigartig, deswegen funktionieren Vergleiche nicht und gehen so gut wie nie zu unseren Gunsten aus.“

Welche Systematik steckt dahinter?

„Wir könnten jeden Tag ganz viele Abwärtsvergleiche machen, aber das kommt uns nicht in den Sinn. Wir machen stattdessen immer Aufwärtsvergleiche und schauen, ob andere etwas haben, was wir nicht haben. Ich glaube, man muss sich bei einem solchen Vergleich aber nicht als Versager fühlen, sondern kann davon motiviert sein.“

Warum hadern einige Menschen sehr stark mit ihrem Schicksal und andere kommen besser mit Fehlschlägen zurecht?

„Diesem Thema habe ich im Buch ein ganzes Kapitel gewidmet, weil es so wichtig ist. Es ergibt alles früher oder später einen Sinn, aber den erkennen wir nicht immer sofort. Ich glaube fest daran, dass nichts ohne Grund geschieht. Alles, was uns geschieht, macht etwas aus uns. Wenn wir uns immer nur anschauen, was der Rückschlag oder der Schicksalsschlag Negatives mit uns gemacht hat und wie wir verletzt wurden, dann ist das natürlich nicht gut.“

Wie kommt man aus dieser Gedankenspirale heraus?

„Wenn wir darauf blicken, welche positiven Seiten das Ganze dennoch hat, sieht die Sache schon ganz anders aus. Wir werden häufig stärker, erfahrener und weiser. Dadurch eröffnen sich auch neue Möglichkeiten. Oft hat man aus Fehlern so viel gelernt, dass sie einem nicht noch einmal passieren. Viele Menschen gehen außerdem gestärkt aus Schicksalsschlägen heraus, indem sie ihr Leben nun erst recht wertschätzen und das Beste daraus machen. Der Verlust meines Sohnes war der Startschuss meiner Karriere. Ich glaube nicht, dass ich heute Menschen helfen würde, wenn ich nicht diesen entsetzlichen Schmerz gespürt hätte, mein eigenes Kind zu verlieren. Deswegen glaube ich, dass Fehler und Schicksalsschläge den Menschen formen. Wir müssen nicht froh sein, dass es sie gibt, aber wir können sie nutzen.“

Wie schafft man es, unschöne Ereignisse oder Menschen endgültig loszulassen?

„Dieser oft gegebene Ratschlag ‘Lass doch einfach los’ nervt viele Menschen. So einfach ist das Loslassen nämlich nicht. Eine realistischere Methode, ist es, sich objektiv mit seinem Alltag auseinanderzusetzen. Man leidet ja unter etwas, dass schon vorbei ist. Dann stellt man fest, dass alles, was mit der Vergangenheit noch zu tun hat, die eigenen Gedanken sind. Das heißt, wurde man zum Beispiel verlassen, dann ist dieser Mensch weg. Auch negative Erfahrungen sind vorbei und nicht mehr da. Beim Loslassen geht es darum, sich auf den neuen Alltag einzulassen und möglichst nicht immer alles vorbestimmen zu wollen mit den Gedanken.“

Wie findet man die Kraft und Motivation, sein Ziel weiterzuverfolgen, wenn man einen oder mehrere Rückschläge erlitten hat?

„Was wir brauchen, sind Gründe. Wenn wir mal jedes Problem oder jede Situation auseinander nehmen würden, dann stellen wir fest, dass immer der Grund darüber entscheidet, ob wir etwas tun oder nicht. Ein Grund kann alles verändern. Neulich kam die Frau meines Bruders zu ihm und sagte: ‘Wir brauchen ein größeres Auto’ und er meinte daraufhin: ‘Auf keinen Fall. Das ist zu teuer, wir leben in der Stadt und das kommt nicht infrage.’ Dann sagte sie aber: ‘Ich bin schwanger.’ Er ist aufgesprungen und hat meinte plötzlich auch: ‘Wir brauchen ein neues Auto.’ Genau das ist es, was ich mit Gründen meine. Wenn wir eine Motivation haben, dann verändert sich unsere ganze Perspektive. Wenn wir unsere Ziele nicht erreichen und weitermachen wollen, dann müssen wir uns nur fragen, warum wir das ursprünglich wollten.“

"Manchen Menschen empfehle ich, ein gutes Vorbild zu sein"

Warum sind manche Menschen stark ängstlich und andere kennen solche Zukunftsängste scheinbar nicht?

„Das ist einfach eine Mindset-Sache. Das bedeutet, dass manche Menschen sich einfach nicht viele Sorgen machen, weswegen das Leben für sie leichter ist. Das kann natürlich nachteilig sein in Situationen, in denen man viel nachdenken muss. Es kann aber auch ein Segen sein, wenn man unbeschwert durch das Leben kommen möchte. Grundsätzlich ist es eine schöne Sache, viel nachzudenken. Diese Menschen sind sehr reflektiert, denken objektiv nach und sind dazu in der Lage, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Sie empfinden aber häufig den sogenannten Weltschmerz. Sie sehen, was alles in der Welt schief läuft und wünschten sich, sie könnten etwas verändern. Darunter leiden viele und das löst auch Ängste, Sorgen und Zweifel aus. Diesen Menschen empfehle ich, ein gutes Vorbild zu sein. Denn das ist das Beste, was wir tun können.“

*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.