Gesundheitsminister Lauterbach schlägt Alarm
„Die Rettungsdienste brauchen eine Rettung“

Rettungskräfte am Limit, explodierende Kosten und ein Organisations-Chaos - der Rettungsdienst in Deutschland braucht eine Reform.
Viele Menschen wählen den Notruf, obwohl sie gar keinen Notfall haben. Das belastet die Rettungskräfte, zusätzlich kommt noch der Personalmangel in den Leitstellen dazu. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will den Rettungsdienst nun umkrempeln.
8,4 Milliarden Euro hat der Rettungsdienst 2022 gekostet

8,4 Milliarden Euro haben die Krankenkassen im vergangenen Jahr für den Rettungsdienst bezahlt – ein Rekord! Viele im Rettungswagen transportierte Patientinnen und Patienten gehörten eigentlich nicht in die Notaufnahme, sondern etwa zum Hausarzt. Viele wählten die 112 „aus Hilflosigkeit“, sagt der ärztliche Leiter der Notaufnahme am Charité Campus Benjamin Franklin, Rajan Somasundaram der dpa.
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Und das will Bundesgesundheitsminister Lauterbach auch durchsetzen. Patienten sollen seltener in die Notaufnahme kommen, aber unterm Strich trotzdem besser versorgt werden. „Auch die Rettungsdienste brauchen eine Rettung“, so Lauterbach am Donnerstag in Berlin. „Die Notfallversorgung darf nicht weiter selbst ein Reformnotfall bleiben.“
Rettungsdienst in Deutschland ist ein Flickenteppich
Er hat dazu Vorschläge für eine Reform zusammengetragen, darunter ist ein neues Abrechnungssystem. Denn bisher geht es für Patienten in den meisten Fällen in die Klinik, weil es Geld gibt. In Zukunft soll es mehr „Vor-Ort-Versorgung“ geben.
Auch der Rettungsdienst selbst ist ein einziger Flickenteppich. Geregelt ist der Bereich durch 16 unterschiedliche Landesgesetze, Träger sind in aller Regel Landkreise und Städte. So gibt es 300 eigenständige Rettungsdienstbereiche und über 200 Notfallleitstellen in Deutschland.
„Es gibt eine unübersichtliche Gleichzeitigkeit von Unter-, Über- und Fehlversorgung, das kostet inzwischen nicht nur über acht Milliarden Euro im Jahr, sondern schlimmstenfalls sogar Menschenleben“, sagte der Gesundheits-Experte der Grünen, Janosch Dahmen der dpa.
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Notfallsanitäter sollen Behandlungen vor Ort machen
Unter der 112 oder beim Notdienst unter 116117 soll es in Zukunft erstmal eine Einschätzung geben, ob ein Rettungswagen gerufen wird oder die Hilfesuchenden etwa zu einer Praxis oder in eine Klinik vermittelt werden.
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Und: Notfallsanitäterinnen und -sanitäter sollen besser qualifiziert werden und dann mehr tun dürfen. So sollen sie künftig auch Betäubungsmittel und andere Medikamente geben oder weitere kleinere Behandlungen vor Ort vornehmen dürfen. Notärzte sollen dann dagegen vor allem noch in besonders komplexen Fällen und per Rettungshubschrauber oder telemedizinisch eingesetzt werden.(dbl, dpa)
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