"Erst Klatschen, dann Watschen"
Uniklinik-Beschäftigte treten in Corona-Warnstreik

Mitten in der sich zuspitzenden Corona-Lage sind in mehreren Bundesländern Mitarbeiter von Universitätskliniken in Warnstreiks getreten. An den Aktionen im Rahmen des Tarifkonflikts im öffentlichen Dienst beteiligten sich am Dienstag unter anderem Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++
"Erhebliche Einschränkungen in der Patientenversorgung“
Die Gewerkschaft Verdi hatte wegen des Stillstands im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes der Länder die Tarifbeschäftigten dazu aufgerufen, ihre Arbeit vorübergehend niederzulegen. In Nordrhein-Westfalen beteiligten sich die sechs großen Unikliniken in Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf, Essen und Münster am Warnstreik, insgesamt rund 2000 Beschäftigte.
Ein Sprecher der Klinik in Essen erwartete „erhebliche Einschränkungen in der Patientenversorgung“. Mit Notdienstvereinbarungen hatten Verdi und die Kliniken aber verabredet, dass die Grundversorgung nicht gefährdet war. Wegen der besorgniserregenden Lage insbesondere auf den Intensivstationen, die auch zahlreiche Covid-19-Patientinnen und -Patienten versorgen, kritisierte der Chef des Essener Uniklinikums, Jochen Werner, den Zeitpunkt der Warnstreiks jedoch scharf. In Leipzig waren unter anderem die Beschäftigten der Corona- und Kinderstationen vom Warnstreik-Aufruf ausgenommen.
Die Linke äußerte hingegen Verständnis für die Warnstreiks. „Seit Beginn der Corona-Krise hat die Arbeitsbelastung im Gesundheitsbereich nochmal zugenommen und gleichzeitig steigen die Lebenshaltungskosten. Eine spürbare Lohnerhöhung ist mehr als angemessen“, sagte Co-Parteichefin Janine Wissler. Ohne mehr Gehalt werde der Pflegenotstand niemals enden. Deshalb befürworte die Linke den Arbeitskampf.
Seit dem 8. Oktober verhandeln Verdi sowie mehrere andere Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Sie fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro monatlich. Außerdem sollen Auszubildende und Praktikanten monatlich 100 Euro mehr bekommen. Die TdL wies die Forderungen bisher als unrealistisch zurück. Ende November soll weiterverhandelt werden. Bis dahin sind bundesweit weitere Warnstreiks im öffentlichen Dienst zu erwarten. (dpa/aze)