Zeremonie im Rhein-Energie-StadionMach et joot, Christoph! Wegbegleiter nehmen Abschied von Trainerlegende

von Eva Johanna Onkels, Thomas Lipke und Christian Nier

Es fließen Tränen der Trauer!
Es heißt Abschied nehmen an diesem kühlen Donnerstag im Rhein-Energie-Stadion in Köln. Mit bewegenden Worten verabschieden sich Wegbegleiter, Freunde und die Verwandtschaft von Trainerlegende Christoph Daum. Im Video seht ihr Katja Burkard, die eine ergreifende Rede hält, eine wahre Lobeshymne.

Trauerfeier von Christoph Daum lief auf RTL.de

Knapp drei Wochen nach seinem Tod am 24. August 2024 bekommt Daum seine letzte Ehre im Rhein-Energie-Stadion in Köln. Im Vorfeld erklärte der 1. FC Köln: „Dort, wo er zu Hause war, auf dem Spielfeld, auf dem grünen Rasen, ein letztes Mal vor vollen Rängen im Rhein-Energie-Stadion“. Ex-Doppelpass-Moderator Thomas Helmer (59) führt durch die Gedenkfeier. Eröffnet wird die Zeremonie von FC-Präsident Werner Wolf (68).

RTL-Moderatorin Katja Burkard hält Rede

Besonders emotional wird es am Schluss. RTL-Moderatorin Katja Burkard hält die Trauerrede stellvertretend für die Familie von Daum. Beide verbindet eine tiefe Freundschaft.

Mit energischen Schritten schreitet Katja Burkard zum Pult. „Es ist mir eine ganz große Ehre, hier heute für euch zu sprechen. Über eure Gefühle (...) euren Schmerz und eure Trauer”, beginnt die Moderatorin, an Daums Kinder und seine Ehefrau Angelika Camm-Daum gewandt. Die Familien kennen sich seit Langem. Ein besonderes Band schweiße sie zusammen: Katja und Daums Frau lernten sich in ihrer Nachbarschaft kennen, als sie schwanger waren. „So viele haben ihn geliebt, so viele haben ihn bewundert”, sagt die RTL-Moderatorin. Welche Geschichten sie erzählen soll – das haben Katja und die Familie vorher besprochen. Es sei traurig gewesen. Trotzdem: „Wir haben auch viel gelacht”, schildert sie. Denn Christoph Daum sei nun mal er selbst gewesen. Ein „bunter Vogel”, der „Klartext-Daum.”

Sie erzählt von den Eindrücken der Familie bei der Beisetzung: „Gestern Abend habt ihr euch im kleinen Kreis bei der Beisetzung von Christoph verabschiedet.” Es sei wunderbar still gewesen. Seine Frau Angelika habe gesagt: „Es habe nur der dumme Spruch von ihm gefehlt”, sonst habe es sich angefühlt, als sei Christoph Daum vor Ort gewesen.

Christoph Daum war bekannt für seine oft weisen Sprüche. Die habe er an seine Kinder weitergegeben. Er sei ein guter Vater für seine vier Kinder Marcel, Nathalie, Cara-Julie und Jean-Paul gewesen, habe Kindergeburtstage organisiert – die aber nie ohne eine Portion Herausforderung gewesen seien.

Blind und ohne Worte hätten sich Cara-Julie Daum und ihr Vater verstanden. Für sie habe er ein Buch geschrieben, in dem er wichtige Stationen ihres Lebens festgehalten habe. Unter anderem, dass sie zuerst nicht habe krabbeln wollen. Daum habe schließlich eine Milchflasche ins Gras gelegt, gerade außerhalb der Reichweite seiner Tochter. Die habe die Flasche natürlich haben wollen – und sei ihr schließlich hinterher gekrabbelt. Diese Szene habe er in dem Buch festgehalten. Und es findet sich eine typische Daum-Weisheit darin: „Cara, denk immer dran, Jungs sind wie Regale. Irgendwo ist immer eine Schraube locker”.

Einen besonderen Spruch habe er auch für seinen Sohn Jean-Paul gehabt. Jeden Morgen habe Christoph Daum ihm ein besonderes Müsli zubereitet, erzählt Katja. Dazu gab es einen Satz: „J.P., heute ist der beste Dienstag der Woche.” Oder eben Montag. Je nachdem, welcher Wochentag gerade war. Jean-Paul habe den Spruch „schräg” gefunden, habe aber jeden Tag die Energie dieses Satzes gespürt. Und heute sage er sich diesen Satz selbst. Weil der Spruch einfach wirke. „In diesem Sinne hätte Christoph wohl auch heute Morgen gesagt: ,Heute ist der beste Donnerstag der Woche.’” Daum war auch bereits Großvater. Und seine Enkel haben eine besondere Verabschiedung für ihn vorbereitet: „Deine ältesten Enkelsöhne (...) haben auf einen Stein geschrieben: ,Opa, wir hoffen, dass es dir mit uns auf der Welt gefallen hat.’” Für Katja Burkard ein Satz, der über die Familie hinaus Wirkung hat: „Ich glaube, damit sprechen sie uns aus der Seele.”

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Thomas Helmer: „Für mich wird Christoph ein Freund bleiben.

Auch sportliche Weggefährten nehmen an diesem Tag Abschied. Sportmoderator Thomas Helmer schließt seine Trauerrede mit den ergreifenden Worten: „Für mich wird Christoph ein Freund bleiben. Macht et joot.” Von der Tribüne gibt es Applaus, unter anderem von Cem Özdemir, Bundeslandwirtschaftsminister. Beim Song „Echte Fründe” von den Höhnern singt Reiner Calmund mit.

Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, würdigte Daum als einen „Botschafter zwischen den Kulturen”. Er erinnert an die Hochzeit von Christoph Daum und seiner Angelika. „Der eine Fußballverrückte will an der Mittellinie beerdigt werden, wir haben dort geheiratet”, sagte Daum damals.

Bernd Neuendorf: „Welch Energie, was für eine Hingabe – bis zuletzt”

Daums Fußball war das „Gegenteil von langweilig”, beschreibt Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ein Leben, das nie langweilig war und viel zu früh endete.

Daum sei es gelungen, die Leidenschaft für Fußball in anderen immer wieder zu entfachen. „Welch Energie, was für eine Hingabe – bis zuletzt”, schildert Neuendorf die letzte Begegnung mit Daum. Seine Spieler „gingen für ihn durchs Feuer, liefen auch über Scherben.” Das Unmögliche möglich machen, das war eine von Daums Gaben. „Sein Erfolg war kein Strohfeuer, er hatte ein stabiles Fundament.”

Christoph Daum sei auch ein sensibler Mensch gewesen, sagt Neuendorf. Er habe stets aus seinen Fehlern gelernt, sie nicht verborgen, die richtigen Schlüsse gezogen. Das habe ihm „Herzen und Türen geöffnet”. Er sei eine der „schillerndsten” Figuren des deutschen Fußballs gewesen. Dass er nie Bundestrainer gewesen sei, „haben ihn getroffen.” „Er konnte einstecken, ging zu Boden, stand wieder auf” – er habe immer mit offenem Visier gekämpft, mit dem Schalk im Nacken. „Es war ein bewegtes Leben (...) ein großes Leben. Eines, das nachhallt”, betont Neuendorf. Er habe die Liebe zum Fußball „an uns alle” vererbt.

Michael Meier: „Du konntest deine Geschichte nicht zu Ende schreiben”

Michael Meier, Ex-Geschäftsführer des 1. FC Köln, erinnert an seine großen Momente mit der Trainerlegende. Seine „Motivationskraft” sei eine seiner herausragenden Eigenschaften gewesen. Meier beginnt zu weinen. „Du warst für mich immer ein harter Arbeiter nach innen.” Seine Stimme bricht. „Wir haben unseren Kontakt nie verloren”, sagt er, nachdem er sich fängt. Er hätte es sich so sehr gewünscht, hätten sie gemeinsam mit dem Kölner FC eine Meisterschaft feiern können. Wieder erstickt Meiers Stimme kurzzeitig. „Du musst das Unmögliche verlangen, um das Mögliche zu erreichen”, das sei Daums Mantra gewesen. „Du konntest deine Geschichte nicht zu Ende schreiben. Der liebe Gott hatte anderes vor mit dir.”

Wie kaum ein Zweiter habe sich Christoph Daum den Dingen, die er liebte, verschrieben, sagt Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart. 1990 kam Daum zu dem Verein. Die Lage damals: „bestenfalls krisenhaft.” Der Club war in akuter Abstiegsgefahr. Dann kam Daum. Er übertraf als Trainer die Erwartungen gewaltig. Mit einer nahezu nie enden wollenden positiven Energie habe er es geschafft, den Verein an die Spitze zu bringen. Mit dem Titelgewinn 1992 habe er sich „unsterblich” gemacht. „Wir müssen nun heute für immer Abschied von Christoph nehmen.” Der VfB Stuttgart verneige sich vor einem außergewöhnlichen Menschen.

Auch für den ehemaligen Nationalspieler und Köln Star Pierre Littbarski (64) sind es schwere Worte. Er nimmt Abschied von einem Trainer und einem Freund. Christoph Daum habe ihm als Spieler eine schöne Zeit bereitet. „Christoph, danke, dass ich in deinem Leben sein durfte, ich habe dich lieb”, verabschiedet sich Littbarski von einem echten Freund.

Daum feierte große Erfolge als Trainer

Christoph Daum hatte als Trainer zahlreiche Erfolge gefeiert. Neben der Meisterschaft mit Stuttgart (1992) gewann er dreimal die türkische Meisterschaft (1995 mit Besiktas Istanbul, 2004 und 2005 mit Fenerbahçe Istanbul), 1994 den türkischen Pokal mit Besiktas. Er holte 2003 mit dem FK Austria Wien in Österreich das Double.