Sensations-Hackentor der Engländerinnen

Eine Weltidee bringt den Fußball nach Hause

Soccer Football - Women's Euro 2022 - Semi Final - England v Sweden - Bramall Lane, Sheffield, Britain - July 26, 2022  England's Alessia Russo  scores their third goal REUTERS/Carl Recine     TPX IMAGES OF THE DAY
Zaubertor von Alessia Russo.
saw, REUTERS, CARL RECINE

Es gibt Fußballspiele, die sind langweilig. Es gibt Fußballspiele, die sind spektakulär. Und es gibt Fußballspiele, die sind einfach nur verrückt. Und solch eines sahen am Dienstagabend 28.624 überwiegend euphorische Fans auf den Tribünen der legendären Bramall Lane in Sheffield. Wann genau dieses erste EM-Halbfinale zwischen den Engländerinnen und den Schwedinnen auf den Weg der Fußball-Verrücktheiten abgebogen war, das weiß wohl niemand so recht. Aber endgültig klar wurde es in der 68. Minute, als Alessia Russo eines der kuriosesten und schönsten Tore der jüngeren Historie des Frauenfußballs erzielt hatte.

Was für eine Szene!

Soccer Football - Women's Euro 2022 - Semi Final - England v Sweden - Bramall Lane, Sheffield, Britain - July 26, 2022  England's Alessia Russo  celebrates scoring their third goal REUTERS/Carl Recine
Partyzone Sheffield
saw, REUTERS, CARL RECINE

Erst hatte die Offensivspielerin von Manchester United das 3:0 leichtfertig vergeben, sie drückte einen Ball aus kurzer Distanz freistehend direkt auf Torhüterin Hedvig Lindahl. Aber Russo schaltete nun nicht ab, ärgerte sich nicht über ihren kläglichen Abschluss, sondern erkämpfte sich den Abpraller. Und hatte dann die vielleicht beste Idee ihrer jungen Karriere.

Unter Bedrägnis von zwei schwedischen Abwehrspielerinnen zauberte sie den Ball mit der Hacke ins Tor. Die völlig überraschte Lindahl wurde getunnelt, ein Vorwurf ist ihr aber nicht zu machen. Was für eine Szene! Die Bramall Lane, die eh schon am Rande der maximalen Begeisterung feierte, steigerte den Party-Rausch ins Eskalative. Football is coming home. Endlich. Was für eine Erlösung.

Football is coming home

Mit 4:0 wurde der Weltranglisten-Zweite von den enthemmten Lionesses hergespielt. Aber was heißt eigentlich hergespielt? Erst nach 30 Minuten kamen die Gastgeberinnen in diesem Spiel an. Bis zum 1:0 durch Beth Mead (34.) hatte nicht viel darauf hingedeutet, dass England am Sonntag vor 90.000 Zuschauern in Wembley das Finale bestreiten könnte.

Zu nervös war die Mannschaft von Trainerin Sarina Wiegman, zu stark die Schwedinnen. Einen wuchtigen Angriff nach dem nächsten orchestrierten sie Richtung Tor der herausragenden Keeperin Mary Earps. Schon nach 20 Sekunden musste sie ihr Team mit einer starken Parade vom Rückstand bewahren. Ein Weckruf war das nicht. England taumelte, Schweden verzweifelte. An Earps, der Latte, sich selbst - und Mead. (tno)