Ein wahrer EM-Krimi

Armes Austria: Italien ringt tapfere Österreicher nieder

Was für ein EM-Fight: Topfavorit Italien hat in einem dramatischen Spiel Österreich mit 2:1 nach Verlängerung niedergerungen. Dabei zeigte der Außenseiter vor allem in der zweiten Hälfte eine starke Leistung. Nach diesem Kraftakt trifft die Mannschaft von Roberto Mancini im EM-Viertelfinale auf Belgien oder Portugal.

Alaba im Pech

Von Beginn an war in der Partie ordentlich Druck auf dem Kessel. Ein Fight um jeden Zentimeter Rasen – hart geführte Zweikämpfe. Italien spielerisch überlegen und mit hohem Pressing, Österreich hielt couragiert dagegen. Die erste Chance in Minute 17: Nicolo Barella mit einem Schuss aus dem Rückraum, Keeper Daniel Bachmann entschärfte die Kugel mit einer Fußabwehr. Mit zunehmender Spieldauer schnürten die „Azzurri“ den Außenseiter weiter ein, die Elf von Trainer Franco Foda hatte Mühe, sich zu befreien. Die gute Nachricht für Austria: Die Null stand. Noch. Und wackelte in Minute 32 gehörig: Ciro Immobile nahm aus 20 Metern Maß, sein Schuss rauschte ans Aluminium. Italien im Pech.

Nach dem Wechsel gehörte Österreich die erste Chance. Und was für eine. Ein Freistoß von David Alaba aus 17 Metern verfehlte das Gehäuse von Keeper Gianluigi Donnarumma nur um Haaresbreite. In der Folge sahen die rund 19.000 Zuschauer im Londoner Wembleystadion ein Spiel auf Augenhöhe. Mit immer stärker werdenden Österreichern. Aber ohne große Aufreger. Bis zur 65. Minute. Marko Arnautovic köpft die Kugel nach Vorarbeit von Alaba über die Linie. Doch nach VAR-Entscheid fand der Treffer wegen Abseits keine Anerkennung. Es wäre das erste Gegentor für Italien seit rund acht Monaten gewesen.

Entscheidung in der Verlängerung

Der Außenseiter blieb am Drücker, stellte den Europameister von 1968 vor immense Probleme. Die Elf von Roberto Mancini verlor die spielerische Linie, erspielte sich kaum Chancen. Im Gegenteil: Alaba & Co. suchten ihr Heil in der Offensive, doch Italiens Defensive hielt. Bis zum Ende der regulären Spielzeit.

In der Verlängerung der Schock für Austria: Der eingewechselte Federico Chiesa (95.) narrte Stefan Laimer und netzte aus spitzem Winkel ein. Erst sein zweiter Treffer im Dress der italienischen Nationalmannschaft. Und was für einer. Kurz vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung legte Italien nach: Matteo Pessina (105.) nutzte das Tohuwabohu im österreichischen Strafraum – das 2:0. Der K.o? Österreich zeigte Moral. Sasa Kalajdzic (114.) vom VfB Stuttgart ließ den Underdog wieder träumen. Doch sein Anschlusstreffer kam zu spät. „Ich glaube, das ist nicht nur das grausamste Spiel in meiner Karriere, sondern auch in der gesamten österreichischen Fußball-Geschichte. Und es ist absolut unverdient“, sagte Kalajdzic. Und Italien? Ist erstmals in seiner Geschichte seit 31 Spielen ohne Niederlage. (tme)