Wandel vom Trash-Profi zum Actionfilm-FamilienmenschDwayne "The Rock" Johnson auf RTL+: Ein Typ wie ein Fels in der Brandung

In Los Angeles, Kalifornien, flippt von einem Moment auf den anderen ein kompletter Bus voller Touris aus. Der Grund? Dwayne „The Rock“ Johnson hält im Auto direkt neben den Besuchern an und fragt scherzend: „Wisst ihr, wo ich The Rock finden kann?“ Kaum eine Anekdote könnte den charismatischen Hünen wohl besser beschreiben. Zweimal in Folge kämpfte er sich an die Spitze der Forbes-Liste als am besten bezahlter männlicher Schauspieler. Sein Erfolgsrezept? Felsenharte Schale, samtweicher Kern.
Trashige Anfänge aus dem Tor zur Hölle
Nachdem der ehemalige Wrestler riesige Erfolge bei der WWE gefeiert hatte, wandte der Muckimann sich Anfang der 2000er der Schauspielerei zu. Die knappen Wrestling-Höschen blieben im Schrank, stattdessen war fortan Drehbuch-Paukerei angesagt. In der frühen Phase seiner Leinwand-Karriere war Dwayne Profi für Action mit reichlich Trash-Charakter. „The Scorpion King“ und „The Mummy Returns“ bieten wie ein Jahrmarkt schillernde Schauwerte einfachster Natur. Ein Ex-Wrestler als Wüstenkrieger, der gegen Typen mit Flammenschwertern kämpft? Konnten viele so wenig ernst nehmen wie das gescriptete Soapdrama, das der Rock einst im Wrestling-Ring herunterleierte.
Auch „Doom“ (2005), basierend auf der erfolgreichen Videospiel-Reihe gleichen Namens, hat sich zu keinem gefeierten Action-Klassiker gemausert, um es freundlich auszudrücken. Portal zur Hölle, dämonische Kreaturen, eine BFG-Riesenwumme (kurz für „Big Fucking Gun“) – eigentlich alles drin, was die Shooter-Vorlage zu bieten hat. Plus flache Dialog aus dem Rock-Munde. Die entscheidende Zutat, die Johnsons Erfolgsformel ausmacht, fehlte damals allerdings noch bei der Rollenauswahl: das Herz.

Mann gegen Erdbeben: Dwayne Johnson in "San Andreas"
Zehn Jahre nach „Doom“ sehen wir den tätowierten Muskelberg in einem Helikopter. Es kracht gewaltig an der amerikanischen Westküste. Im 2015 releasten Katastrophenfilm „San Andreas“ erschüttert ein gigantisches Erdbeben die Region und zerlegt Städte so, wie es The Rock einst im Ring mit seinen Kontrahenten tat: wuchtig. Seine Rolle ist Rettungsflieger und macht gerade eine Scheidung durch, seine Tochter kommt gerade aus San Francisco mit ihrem Freund nach Los Angeles zurück. Und Papa? Muss natürlich herhalten, um allen Beteiligten den Arsch zu retten. Bevorzugt via Helikopter, versteht sich.
Während der Streifen wie vorangegangene Filme mit dem Sympathieträger ohne Ende Action bietet – Erdbeben, Großstädte, jede Menge Hollywood-Kohle für CGI-Effekte, voilà –, zeigt er uns hier endlich den Dwayne Johnson, der es zum Megastar gebracht hat: den Familienmenschen mit Herz. Gemäß klassischer filmischer Dramaturgie sind die Familienbande zu Beginn des Films strapaziert und werden dann im Gegensatz zu den Städten nicht ruiniert, sondern neu geknüpft und gestärkt. The Rock ist im Film der Typ, mit dem man gern ein Bier trinken und über Football quatschen würden. Der nahbar wirkt, sanft, kein Klotz – trotz des Muscle-Beach-Körpers.

Ein Fels im Dschungel
Ähnlich viel Herz und Charme hat „Jumanji: Willkommen im Dschungel“, die Fortsetzung des Fantasy-Klassikers mit Robin Williams aus dem Jahr 1995. In der modernisierten Fassung dreht es sich nicht wie im ersten Teil um ein Brettspiel mit übernatürlichen Fähigkeiten, das Spieler in einen Dschungel voller Gefahren teleportiert, sondern um ein Videospiel. Das ist aber ebenso magisch und beamt Gamer in eine ganz ähnliche Welt.
Dwaynes Rolle ist die eines „verwandelten“ Teenagers. Der fleißige Schüler findet sich im Spiel plötzlich als Videospielfigur wieder, die im Gegensatz zu seinem realen Ich wesentlich älter und natürlich auch muskelbepackter ist. Das Grundprinzip des Körperwechsels ist nicht neu, fand etwa bereits in „Im Körper des Feindes“ mit Nicholas Cage und John Travolta oder auch in „Freaky Friday“ Verwendung. Der Gamer im Körper eines Muskelprotzes sorgt für ebenso emotionale wie komische Momente. Leicht gewöhnungsbedürftig: Jack Black spielt eine Teenagerin, die sich im Game dann im Körper des Comedians wiederfindet. Muss man mögen. Im Verlaufe der Handlung erleben die „Teenager“ in Erwachsenenkörpern dann die Action mit Herz, für die man The Rock kennt und liebt. Gemäß (klassischer) Videospiellogik haben die Charaktere eine begrenzte Anzahl von Leben, was Spannung erzeugt und natürlich drehbuchtechnisch bis aufs Letzte ausgenutzt und ausgekostet wird. Schauwerte? Nilpferdangriff, Verfolgungsjagd mit Motorradfahrern und ein Duell mit einer schwarzen Mamba.

Monster-Klopperei in "Rampage"
Gewissermaßen zurück zu seinen Videospiel-Verfilmungs-Wurzeln kehrt Johnson dann 2018 in „Rampage“. Das Actionbrett basiert auf einem Arcade-Klassiker, der heutzutage nur Kennern der Materie was sagt. Gamer müssen im Spiel als zerstörungswütige Monster Gebäude demolieren – „King Kong“ zum Mitspielen. Der Rock ist in der Verfilmung tierlieber Primatenforscher, Ex-Soldat, und kümmert sich in einem Wildlife Sanctuary rührend um den Albino-Gorilla George. Arg auf die Probe gestellt wird die Freundschaft, als das Tier Dämpfe eines Probebehälters einatmet – und dann zum wildgewordenen XXL-Monster mutiert.

So schräg die Handlung, so herzlich die Darstellung der „affigen“ Freundschaft. Da zeigt sich wieder, wie Dwayne sich als der „Family Guy“ etabliert hat. Seine Affinität merkt man auch seiner Rolle in „Zahnfee auf Bewährung“ an, in der ein knallharter Kerl auf einmal als Zahnfee im rosa Kostümchen den Job der Fantasyfigur ausüben muss. Oder der Tatsache, dass er im Animationsfilm „Vaiana“ im englischen Original eine der Hauptfiguren spricht.
Der charmante Kerl, der heutzutage vor allem auch für familientaugliche Unterhaltung steht, gibt die Heldenfiguren, die man einfach mögen muss. Fast wie in einem modernen Action-Märchen kommuniziert er in „Rampage“ mit seinem Lieblingsaffen anfangs in einer heilen Welt per Gebärdensprache – ein Hauch „Mogli“ mit Muskeln. Zerstörung auf der Leinwand richtet dabei nicht nur der Mega-Affe, sondern auch ein XXL-Wolf an. Militärfahrzeuge werden wie Spielzeug durch die Gegend geworfen und so ziemlich alles in Schutt und Asche gelegt, was nicht „The Rock“ heißt. Der rettet am Ende – sowieso – den Tag. Und das mit der charmanten Leichtfüßigkeit und Wärme, für die Fans ihn lieben. (nos)


