Deutsche töten und vergraben Flüchtling - Freundin hat laut Gericht Beihilfe zum Totschlag geleistet
Dünenmord Amrum: Gericht sieht es als erwiesen - sie hat "ja" zur Tötung gesagt

Sie locken ihn in die Amrumer Dünen, töten und vergraben den 27-jährigen Iraker. Der Flüchtling wird erst Monate später gefunden. Zwei damals 20- und 26-jährige Einheimische gestehen und werden wegen Mordes verurteilt. Grund für die Tötung soll der Vorwurf der damals 16-jährigen Freundin eines der Täter gewesen sein: Der Iraker habe sie vergewaltigt und sie sei mit seiner Tötung einverstanden gewesen. Heute ist das Urteil gegen die junge Frau gefallen: Drei Jahre wegen Beihilfe zum Totschlag.
Vergewaltigung war frei erfunden

Damit bleibt das Gericht nur knapp unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafe von dreieinhalb Jahren. „Die Kammer hat das Urteil damit begründet, dass die Angeklagte einen erheblichen Beitrag zur Tötung des Ceetin K. geleistet hat. Sie sei von ihrem Freund damals auf Fotos angesprochen worden, die sie und den Getöteten gezeigt haben. „Darauf hat sie dann später angegeben, sie sei von dem Getöteten vergewaltigt worden. Das ist zur Überzeugung der Kammer erfunden gewesen”, so der Pressesprecher vom Landgericht Flensburg.
Psychische Beihilfe zum Totschlag
Als ihr Freund sie dann gefragt habe, ob sie mit der Tötung einverstanden wäre, soll sie das laut Gericht bejaht haben: „Sinngemäß wurde von Töten oder Umbringen gesprochen. Die Angeklagte hat die Ernsthaftigkeit dieser Frage verstanden. Sie hat einen Beitrag dazu geleistet, dass die Haupttäter sich dazu entschlossen haben, die Tötung tatsächlich durchzuführen. Das ist eine psychische Beihilfe“, so das Gericht weiter.
Was ist damals passiert?

Ceetin K. (27) ist 2015 als Flüchtling aus dem Irak gekommen und lebte seitdem auf der Nordseeinsel Amrum. Er war angeblich befreundet mit den Männern, die ihn später töteten. Nachdem einer der Männer Fotos auf dem Handy seiner Freundin findet, die sie innig mit Ceetin K. zeigen, gibt die damals 16-Jährige auf Nachfrage an, von dem Iraker vergewaltigt worden zu sein. Marvin H. (20) und Maxim A. (26). H fassen den Entschluss, den vermeintlichen Vergewaltiger zu töten. Sie locken ihn unter einem Vorwand in die Dünen, dann geht alles sehr schnell, erzählt Marvin H. 2018 in seinem Geständnis: „Jeder nahm einen Schluck, dann schlug ich Ceetin mit der Flasche dreimal ins Gesicht. Er fiel auf den Boden. Dann hat Maxim das Messer rausgeholt, auf ihn eingestochen. Auch ich habe mehrmals zugestochen. Das Letzte, was Ceetin sagte, war: ‚Ich bin tot.‘“ Insgesamt 13 Mal stechen sie auf ihn ein. Die Männer verscharren den 27-Jährigen in den Dünen. Das Urteil damals: 7,5 Jahre und lebenslange Haft.
Verteidiger: "Wir sind mit dem Urteil nicht einverstanden"
Sollte das Urteil gegen die 22-Jährige wegen Beihilfe zum Totschlag rechtskräftig werden, dann muss sie zwei Jahre und sieben Monate eine Jungendstrafe absitzen. Ihr Anwalt hat aber im Gespräch mit RTL gesagt, er werde Berufung gegen das Urteil einlegen. „Wir sind mit diesem Urteil nicht einverstanden. Wir hatten im Plädoyer auf Freispruch plädiert. Das ist ein 16-jähriges Mädchen, das von ihrem Freund konfrontiert wird, dass sie ihn betrogen hat. Der Freund war viel älter, ein erwachsener Mann zu diesem Zeitpunkt und sie fühlte sich unter Druck gesetzt. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte.”