Doppelleben als Bankräuber: Gescheiterter Jura-Student zu 13 Jahren Haft verurteilt

Freunden und Familie hatte er vorgegaukelt, bei einem großen Autokonzern zu arbeiten. Aber in Wirklichkeit führte der gescheiterte Jura-Student mindestens 16 Jahre lang ein Doppelleben als Bankräuber. Laut Anklage soll er mehr als 20 Banküberfälle in Hessen, Rheinland-Pfalz und seiner Heimat Nordrhein-Westfalen begangen haben. Die Beute summierte sich auf 400.000 Euro. Jetzt wurde der 45-Jährige vor dem Landgericht Limburg zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren verurteilt.

Ein "brauchbarer Hinweis" überführte den Täter

Dasselbe Strafmaß hatte die Staatsanwaltschaft zuvor in ihrem Plädoyer gefordert. Der Angeklagte soll bei seinen Überfällen auch Menschen in den Banken bedroht haben, um die Kassierer unter Druck zu setzen.

Der Mann aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein beging 2002 seinen ersten Überfall auf ein Geschäft in Gießen. Es folgten ein bis zwei Raubzüge pro Jahr, meist auf kleine Banken in ländlichen Gebieten. Wann immer er Geld brauchte, hat er mit Pistolen- oder Bombenattrappen Überfälle begangen.

Ein "brauchbarer Hinweis" – konkreter möchte die Polizei sich nicht äußern – hat den 45-Jährigen schließlich zu Beginn des Jahres überführen können. Seinen letzten Überfall beging der Bankräuber im Januar 2018 auf eine Bank im nordhessischen Diemelsee. Während der Festnahme sei der Mann "relativ ruhig und gefasst gewesen". Eine echte Pistole fanden die Ermittler nicht.

Er führte ein bescheidendes Leben

Der 45-Jährige habe mit den erbeuteten 400.000 über Jahre hinweg seinen Lebensunterhalt finanziert. Er habe nicht in "Saus und Braus" gelebt, sondern mit 2.000 Euro im Monat eher ein "zurückgezogenes und bescheidenes Leben geführt", so Alexandler Badle von der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft.

Freunden und Verwandten gab er laut Staatsanwaltschaft vor, erfolgreich Jura studiert zu haben und für einen Autokonzern zu arbeiten. Dabei habe er schon vor Abbruch des Studiums mit den Überfällen begonnen.

Badle betitelte den Fall als tragisch und auch als nostalgisch. Heutzutage könnten Verbrecher im Internet mit weniger Aufwand deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Dennoch verwiesen die Ermittler auf den Schaden, den der Mann angerichtet haben soll: Einige der 100 Opfer hätten durch die Überfälle posttraumatische Störungen erlitten, manche hätten heute noch regelmäßig mit Angstattacken zu tun.