Die Welt der Riesen: Warum wir immer größer werden

2,72 m - so groß wurde der Amerikaner Robert Wadlow, der größte Mensch aller Zeiten. Wadlow litt unter einem Gehirntumor, der eine erhöhte Ausschüttung von Wachstumshormonen auslöste. Mit der Zeit wurden Wadlows Knochen brüchig, sodass er sich nur mithilfe von Beinschienen fortbewegen konnte. 1940 starb er schließlich mit nur 22 Jahren an den Folgen einer Infektion, die sich unter den Schienen gebildet hatte.
Zusammenspiel von genetischen und sozio-ökonomischen Faktoren
Die Frage warum und wie lange wir noch in die Höhe wachsen fasziniert die Wissenschaft. Die Recherchen erst richtig ins Rollen gebracht hat der Münchner Wirtschaftshistoriker John Komlos in den 80er Jahren. Für die Experten steht fest, dass wir nicht endlos in die Höhe wachsen können. Sie schätzen, dass bei 2,75 Meter Schluss ist, weil das Kreislaufsystem mit dem enormen Blutvolumen überfordert wäre. Auch das Herz könnte der großen Belastung nicht standhalten. Mit Sicherheit weiß das aber niemand.
Theorien dazu warum wir immer größer werden gibt es viele, wissenschaftlich bestätigte Ursachen gibt es aber nicht. Wie so häufig geht es vor allem um das Zusammenspiel von genetischen und sozio-ökonomischen Faktoren. Sind die Eltern groß, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Kind groß sein wird. Inwiefern das genetische Potential ausgenutzt werden kann, hängt laut John Komlos stark von Nahrungsreichtum und Vielfalt, medizinischer Versorgung und einem schadstoffarmen Lebensraum ab. Dieser Zusammenhang wird durch einen Blick auf die Situation in Nord- und Südkorea deutlich. Die Menschen im Norden hinken ihren südkoreanischen Nachbarn auf der Größenskala ganze drei bis acht Zentimeter hinterher.
Europäer wachsen - Amerikaner kaum
Die Menschen werden also immer größer, aber mit den Riesen aus den Niederlanden kann keiner mithalten. Männer bringen es im Schnitt auf 1.88 Meter, Frauen immerhin auf 1,70 Meter - das sind in beiden Fällen 20 Zentimeter mehr als in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zum Vergleich: Der durchschnittliche deutsche Mann ist 1,80 Meter groß, die deutsche Frau 1,64 Meter.
Während die Europäer allgemein immer größer werden, tut sich bei den Amerikanern nicht viel auf der Längenskala. Die US Männer sind im Schnitt 1,76 Meter groß, Frauen 1,63 Meter, und das obwohl sie Mitte des 19. Jahrhunderts noch zu den größten Menschen der Welt gehörten. Damals profitierten sie vermutlich von einer geringen Bevölkerungsdichte und reichen natürlichen Ressourcen. Gründe für den aktuellen Wachstumsstopp könnten wiederum eine ungesunde Ernährung, ein mangelhaftes Gesundheitssystem und ungünstige Lebensbedingungen in überfüllten Großstädten sein.
Zwar bleibt unklar wie lange es für uns noch weiter nach oben geht, aber Experten schätzen, dass der deutsche Durchschnittsmann im Jahr 2080 ganze 1,94 Meter groß sein wird, konstante Bedingungen vorausgesetzt. Wenn sich das bewahrheitet, müsste sich wohl auch die Industrie anpassen und neue Normgrößen für Möbel, Kleider und Autos entwickeln.