Doppelmord an Eltern seiner Ex-Freundin

33 Jahre unschuldig in US-Haft? Das sind die spannendsten Bücher rund um den rätselhaften Fall Jens Söring

Ankunft von Jens Söring 17.12.2019 Frankfurt x1x Flughafen Frankfurt Airport - Ankunft von Jens Söring 53, der in den Vereinigten Staaten wegen Doppelmordes 33 Jahre im Gefängnis eingesperrt war. Frankfurt Frankfurt Hessen Germany *** Arrival of Jens Söring 17 12 2019 Frankfurt x1x Frankfurt Airport Arrival of Jens Söring 53 , who was imprisoned for 33 years in the United States for double murder Frankfurt Frankfurt Hessen Germany
Am 17. Dezember 2019 landete Jens Söring nach 33 Jahren Gefängnis in den USA in Frankfurt am Main.
imago/brennweiteffm

Saß Jens Söring wirklich 33 Jahre lang unschuldig im Gefängnis?
Das behauptet der Deutsche jedenfalls. Söring soll Mitte der 80er Jahre die Eltern seiner Ex-Freundin Elizabeth Haysom im US-Staat Virginia umgebracht haben. Dafür wurde er einige Jahre später zu zwei lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Seit 2019 ist er auf Bewährung wieder frei und hält weiter an seiner Unschuld fest. Die folgenden Bücher, Dokumentationen und Podcasts zu diesem spannenden Fall finden wir besonders interessant.

Jens Söring als Autor: Von der Zeit im Gefängnis bis hin zur Unschuldserklärung

Während, aber auch nach seiner langen Haftzeit, schrieb Jens Söring insgesamt sieben Bücher. In den meisten Werken liegt das Hauptaugenmerk darauf, die Menschen von seiner Unschuld zu überzeugen. Er gibt aber auch Einblicke in seinen Alltag als Häftling. Diese drei Bücher hat er zum Fall, aber auch zu seiner neu gewonnen Freiheit, verfasst. Sie haben besonders positive Resonanzen erfahren:

Nicht schuldig!: 33 Jahre US-Haft für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe

Der Titel sagt es bereits: In diesem Buch von Jens Söring, das im Jahr 2016 erschien, stellt er seine Sicht auf das – seiner Meinung nach ungerechte – Urteil dar. Er habe als junger Student lediglich seine Freundin vor der Todesstrafe retten wollen.

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Rückkehr ins Leben: Mein langer Weg in die Freiheit nach 33 Jahren in US-Haft

Dieses Buch widmet Jens Söring seinem ersten Jahr in Freiheit. Er saß fast sein gesamtes Erwachsenenleben hinter Gittern. Mit nur 19 Jahren kam er ins US-Gefängnis. Entlassen wurde er mit 53 Jahren. Was er alles erlebt hat, und wie es ist nach so langer Zeit wieder in Freiheit zu leben, beschreibt Söring in diesem Buch.

Ein Tag im Leben des 179212

Einen noch genaueren Einblick in seine Zeit im US-Knast liefert Jens Söring in diesem Buch. Er beschreibt hier seinen Alltag in seiner sieben-Quadratmeter-großen Doppelzelle. Thema sind hier vor allem auch die Haftbedingungen, Probleme wie mangelnde Bildungs- und Therapiemöglichkeiten aber auch folgenreiche Ereignisse wie Vergewaltigungen zwischen anderen Insassen.

Bücher über den Fall: Was ist dran an Jens Sörings Behauptungen?

Eine kritische Betrachtung von Sörings Darstellungen ist ebenso von enormer Bedeutung. Denn immerhin ist er immer noch ein verurteilter Doppelmörder. Zudem sprechen seine damaligen Geständnisse, als auch zahlreiche Indizien und Hinweise für seine Schuld. Natürlich gibt es auch Experten, die sich eher auf seine Seite stellen. Was die Wahrheit ist, wissen wohl nur Söring und Haysom selbst. Die folgenden Bücher versuchen einen kritischen Blick auf den Fall zu werfen und Antworten zu finden:

Nebelkerzen: Die Haysom-Morde und die Suche nach der Wahrheit von Siegfried Stang

Hat Söring recht und saß tatsächlich 33 Jahre lang unschuldig in US-Haft oder ist er nur ein brillianter Lügner und Schauspieler? Diese Frage beschäftigt den Autor Siegfried Stang, der sich für dieses Buch im Jahr 2021 auch mit Söring selbst traf. Er versucht den Fall sehr kritisch unter die Lupe zu nehmen und hatte auch Kontakt zu Publizisten, die Söring für schuldig halten. Zudem wertete Stang viele Dokumente und Informationen zum Fall aus, um der Wahrheit ein Stückchen näher zu kommen.

Elizabeth Haysom: Reality Check: The Girl, Who Spent 33 Years In Prison von Elizabeth Haysom (Englische Ausgabe)

Nicht nur Jens Söring hat eine Sicht auf den Fall, auch seine Ex-Freundin Elizabeth Haysom. Sie verbrachte ebenfalls den Großteil ihres Erwachsenenlebens hinter Gittern. In ihrer Kolumne, die sie in den Jahren zwischen 2003 und 2008 für die Regionalzeitung Fluvanna Review schrieb, schildert sie ihre Sicht der Dinge. Diese und eine weitere Stellungnahme von ihr aus dem Jahr 2019 sind in diesem englischsprachigen Buch enthalten.

In dubio pro reo: Jens Söring und der lange Schatten der Schuld von Daniela Hillers

Dieses neuere Buch zum Fall erschien am 29. Februar 2024. Die Autorin wertet in diesem Buch gemeinsam mit dem Richter Dr. Ralph Guise-Rübe 10.000 Seiten Prozessakten aus. Was sagen neue Zeugen und forensische Belege zum Fall? Würde das Urteil gegen Söring auch heute noch so verhängt werden? Dieser Frage geht Hillers in ihrem Buch „In dubio pro reo: Jens Söring und der lange Schatten der Schuld“ nach.

Die spannensten Dokumentationen und Podcasts zum Fall

Mittlerweile gibt es zahlreiche Dokumentationen und Podcasts zu diesem Doppelmord, dessen Schuldfrage trotz Gefängnisurteile aufgrund Sörings Behauptungen immer noch nicht ganz geklärt scheint. Wir stellen euch ein paar empfehlenswerte vor:

Dokumentationen:

  • Der Fall Jens Söring - Tödliche Leidenschaft (Netflix)

  • Das Versprechen - Erste Liebe lebenslänglich

  • Mord. Macht. Medien. Der Fall Jens Söring

Der Fall Jens Söring - Tödliche Leidenschaft (Netflix)

Das Versprechen - Erste Liebe lebenslänglich

Mord. Macht. Medien. Der Fall Jens Söring

  • Das System Söring*

  • Doppelmörder oder Justizopfer? (Deutschlandfunk Kultur)

  • Der Fall Jens Söring: Ein deutscher Richter urteilt

Das System Söring*

Doppelmörder oder Justizopfer? (Deutschlandfunk Kultur)

Der Fall Jens Söring: Ein deutscher Richter urteilt

Hintergrund: Der mysteriöse Mord an Nancy und Derek Haysom

Jens Söring war der Sohn eines deutschen Diplomaten und begann im Jahr 1984 sein Studium an der Universität von Virginia in Charlottesville (USA). Dort lernte er mit 18 Jahren die zwei Jahre ältere Elizabeth kennen, die ebenfalls an dieser Universität studierte. Die beiden gingen eine sehr leidenschaftliche, aber auch toxische Beziehung miteinander ein. Am 30. März 1985 erschüttert dann ein grausames Verbrechen einen kleinen Ort namens Bedford County im US-Bundesstaat Virginia. Die Opfer waren Nancy und Derek Haysom, die Eltern von Elizabeth Haysom. Beide wurden brutal niedergestochen, sogar deren Kehlen wurden durchtrennt. Beschuldigt werden relativ schnell Söring und Haysom. Söring flüchtet daraufhin nach Europa, Haysom folgt ihm wenig später. Im April 1986 wird das Paar dann verhaftet. Söring legt daraufhin mehrmals ein Geständnis ab, die Tat begangen zu haben. In der Gerichtsverhandlung 1990 bestreitet er plötzlich, jemals am Tatort gewesen zu sein. Er habe mit den Geständnissen lediglich seine Freundin vor dem Todesurteil beschützen wollen, da er der Meinung war, als Diplomaten-Sohn nach Deutschland abgeschoben und nur eine geringe Haftstrafe nach Jugendstrafrecht absitzen zu müssen. Ihm zufolge hat sie die Morde begangen. Sie selbst behauptet, er wäre der Schuldige.

Die Geschworenen glauben Söring nicht. Auch wenn keine Fingerabdrücke im Haus der Haysoms gefunden werden konnten, stellte man trotzdem einen blutigen Sockenabdruck fest, der genau mit dem Fußabdruck von Söring übereinstimmte. Zudem wurde Blut der Blutgruppe 0 am Tatort gefunden – seine Blutgruppe. Weder die Opfer, noch Elizabeth wiesen diese Blutgruppe auf. Zudem enthielten Briefe, die Söring drei Monate vor den Morden mit Haysom ausgetauscht hatte, zahlreiche Gewaltphantasien und Hinweise für eine anstehende Tat. Aufgrund dieser Indizien, als auch Sörings Geständnissen, in denen er viel Täterwissen preisgab, folgte das Urteil von zweimal lebenslänglich für Söring. Aber auch seine Freundin kam nicht ungeschoren davon. Als Anstifterin für diese brutalen Morde verhängte das US-Gericht für sie eine Strafe von 90 Jahren Haft. Nach jahrelangem Kampf gegen das Urteil mit mindestens vier Revisions- und Berufungsanträgen, dem Verfassen mehrerer Bücher und der Unterstützung zahlreicher Menschen, Journalisten als auch Prominenten (unter anderem Christian Wulff und Angela Merkel), die von seiner Unschuld ebenso waren, kam Söring am 17. Dezember 2019 auf Bewährung frei. Auch Elizabeth Haysom wurde zu diesem Zeitpunkt vorzeitig aus ihrer Haft entlassen. Beide wurden in ihre Heimatländer Deutschland und Kanada abgeschoben und haben ein lebenslanges Einreiseverbot in die USA.

Ob Söring die Tat schlussendlich begangen hat, oder nicht – darüber streitet sich bis heute die Öffentlichkeit. Er selbst bezeichnet sich nach wie vor als unschuldig und lebt heute in Hamburg. Der Fall wurde nicht nur in vielen Büchern, sondern auch in zahlreichen Dokumentationen und Podcasts aufgegriffen.

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