Familie und Freunde beerdigen ermordete Marie (19)„Ein einziger Mensch geht und die ganze Welt ist leer“

von Michaela Johannsen

„Wir verstehen nicht, was da passiert ist“
Es sind so viele Tränen und keiner kann sie aufhalten. Es sind Tränen der Trauer um Marie. In der Kapelle der Falkensteiner Christusbrüderschaft verabschieden sich Familie, Freunde und Bekannte von der 19-Jährigen. Der große Raum ist zu klein für die vielen Menschen, die Abschied nehmen wollen. Marie soll von ihrem Ex-Freund (55) getötet worden sein. Ihre Leiche wurde einen Tag später, am 4. Mai im Kofferraum ihres Autos in einer Tiefgarage in Regensburg gefunden.

Blaue Rosen als letzter Gruß an Marie

Die Eltern von Marie und ihr kleiner Bruder (15) erfahren viel Trost. Einige Trauergäste umarmen sie innig. Viele haben Blumen in der Hand. Einige von ihnen blaue Rosen, so wie auf dem Sterbebild von Marie. Ein letzter Gruß.

Die Trauerfeier beginnt mit dem Lied „Halleluja“. Pfarrer Adolf Schöls erinnert die Trauergemeinde an eine Tochter, Enkelin, Schwester und Freundin, an einen Menschen, „durch die ihr Leben schöner geworden ist.“ Die vielen Tränen hätten nur eine Bedeutung: „Marie, wir haben dich lieb.“ „Du bist und warst bedeutend für unser Leben.“

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Marie (19) ist am 14. Mai in einem weißen Sarg beerdigt worden.
Marie (19) ist am 14. Mai in einem weißen Sarg beerdigt worden.
RTL

Leben seit dem 4. Mai unheimlich still

„Marie wurde gewaltsam aus dem Leben gerissen. Wir verstehen nicht, was da passiert ist“, sagt Pfarrer Schöls. Seit dem 4. Mai sei das Leben unheimlich still. „Es gibt Momente im Leben, da möchte man die Zeit anhalten, weil man nichts mehr versteht und weil das Leben nicht mehr ertragbar ist. (...) Wir können nur weinen. (...) In unseren Herzen ist es dunkel geworden, denn wir verstehen den brutalen Mord nicht.“ Aber das Leben findet statt. So hofft Pfarrer Schöls für die Angehörigen, „mit Marie im Herzen das Leben zu meistern.“

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Marie hat jetzt ein neues Leben, das ihr keiner mehr nehmen kann

Marie aus Regensburg ist tot - diese blauen Rosen waren ihr letzter Wunsch.
Marie aus Regensburg ist tot - diese blauen Rosen waren ihr letzter Wunsch.
RTL

Pfarrer Schöls erinnert an eine „lebenslustige junge Frau, die in ihrem Beruf als Bestatterin voll aufgegangen ist.“ Er wünscht den Trauernden, dass sie Kraft im Glauben finden, „es gibt mehr als dieses Leben auf Erden.“ Marie hätte jetzt ein neues Leben, das ihr keiner mehr nehmen kann. So können man „dunkle Stunden etwas besser aushalten.“

Trauerredner Rainer Turba, ein Kollege von Marie, erinnert sich an den Tag der Tat. Als die Polizei in die Tiefgarage gerufen wurden, stand da ein PKW, mit eingeschlagener Seitenscheibe. Alles sah nach Sachbeschädigung aus. Bis Marie im Kofferraum gefunden wurde.

Marie war immer hilfsbereit und weltoffen

Für Marie habe dieser schreckliche Tag so gut begonnen. „Alles war ok.“ An diesem Freitag habe Marie ihre Ergebnisse der Bestatter-Prüfung erhalten, mit der Aussicht auf eine Auszeichnung, für die guten Ergebnisse. „Da hatte jemand seine Berufung gefunden.“ Sie war äußerst beliebt bei den Kollegen, selbstbewusst. „Was war man stolz auf dieses Dirndl“ in dieser Männerdomäne. Schon im ersten Lehrjahr habe sie ganz alleine die Beerdigung ihres Opas durchgeführt. Sie habe ihren Beruf im Fernsehen vorgestellt.

Marie sei immer hilfsbereit und weltoffen gewesen, „unser Sonnenschein.“ So viele Angehörige hätten sich für die liebevolle Begleitung bedankt. Marie hätte nach der Schule geplant, Erzieherin zu werden. Als sie durch ihren Vater von der freien Ausbildungsstelle bei der Stadt Regensburg erfuhr, habe sie nur eine Nacht nachgedacht und dann die Ausbildung zur Bestatterin gemacht, obwohl ihre Familie erst sicher war, sie meine das nicht ernst.

Im Video: Was ist Marie passiert - und warum?

„Bringen sie ein wenig Marie in ihr Leben!“

Schon als sie auf die Welt kam, habe sie alle überrascht, denn die Familie war überzeugt, dass es ein Bub wird. Um ihren kleinen Bruder habe sie sich wie eine große Schwester gekümmert. Und in der Mittelschule habe sie ihren besten Freund kennengelernt, mit dem sie so vieles von ihrem jungen Leben geteilt habe, wie zum Beispiel einen „Tanzworkshop“ in der heimischen Küche.

Zum 18. Geburtstag habe sie sich einen Akkuschrauber gewünscht, in rosa. Anpacken war ihr Ding. „Zielstrebig, hartnäckig, liebevoll, gelegentlich kratzbürstig“, das war Marie, sagt Trauerredner Turba. Das, was einen Menschen ausmacht, „liebenswürdige Spleens, aber auch die Werte.“ Turba wendet sich zum Abschluss seiner Rede an die Trauergemeine mit einer Bitte: „Bringen sie ein wenig Marie in ihr Leben. Vor allem an Tagen wie heute, wenn die Sonne scheint.“