Endloser Kampf gegen Drogen und Kriminalität?„Deutschlands größter Slum“: Jetzt reagiert Frankfurt auf die „Zombie“-Vorwürfe aus England!
Sicherer, sauberer, sozialer: Stadt Frankfurt kämpft für Imagewechsel im Bahnhofsviertel
Wenn es nach der britischen Boulevardzeitung „sun“ geht, gleicht das Frankfurter Bahnhofsviertel einem „Zombieland“. Im kommenden Sommer ist die Mainmetropole Schauplatz mehrerer EM-Spiele. Die Vorwürfe kommen in Frankfurt gar nicht gut an. Sie treffen aber auch nicht auf taube Ohren. Nun hat die Stadt erklärt, wie sie das Drogenproblem und die Kriminalität in den Griff kriegen möchte.
Britisches Boulevardblatt warnt Fußballfans vor Frankfurts Bahnhofsviertel

Tausende aggressive Drogenabhängige und Schießereien auf offener Straße am helllichten Tag: Englische Fußballfans dürften vor ihrem Besuch im Bahnhofsviertel zumindest mal Respekt haben. Am 20. Juni tritt die englische Nationalmannschaft in der Mainmetropole gegen Dänemark an. Im Vorfeld hat die Zeitung, die für ihre drastische Berichterstattung bekannt ist, ein düsteres Bild des Stadtteils gezeichnet. Sie warnt englische Fans davor, ein Hotel im Bahnhofsviertel zu buchen.
Was ist dran an „Zombieland“?
Tatsächlich ist die Kriminalität im Frankfurter Bahnhofsviertel im Vergleich zu anderen Stadtteilen erhöht und auch die Drogenproblematik ist offensichtlich.
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Nithar Tama betreibt einen Kiosk in der Kaiserstraße im Viertel. Er sagt, Kunden mieden das Viertel. Jeden Tag gebe es in seinem Laden fünf bis zehn Diebstähle und auch die Polizei sei schwer greifbar: „Wir können nicht jeden Tag wegen Kleinigkeiten die Polizei rufen, die kommt nicht wegen Kaugummi- oder Getränkediebstählen. Die sind beschäftigt mit Messerstecherei und alles drum und dran.“
Stadt und Anwohner kritisieren Artikel des britischen Boulevardblatts
In Frankfurt hat man für die Berichterstattung der „sun“ wenig Verständnis. „Wir leben ja von Touris. Wenn die uns wegbleiben, ist es natürlich geschäftsschädigend, wenn da so ein Zeitungsartikel erscheint“, so der Kioskbetreiber.
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Auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) hält von dem Artikel nicht viel. Es ginge der Zeitung „um maximale Zuspitzung“. Max Coga, Anwohner und Clubbetreiber, möchte dem Artikel gar keine Aufmerksamkeit schenken: „Wir wissen alle, was das Problem hier im Bahnhofsviertel ist, aber wir haben auch viel Potenzial.“
Waffenverbotszone und Videoüberwachung scheinen Wirkung zu zeigen
Immer wieder führt die Polizei im Bahnhofsviertel großangelegte Razzien durch. Seit November gibt es dort eine Waffenverbotszone und neue Videokameras. Laut dem Frankfurter Polizeipräsidenten Stefan Müller konnten so seit Jahresbeginn schon 178 Tatverdächtige allein im Bahnhofsgebiet identifiziert werden. Mehr als 50 Gegenstände seien aus dem Verkehr gezogen worden: „Jeder Gegenstand, der sichergestellt wird, ist ein guter Gegenstand, weil er die Gefahr reduziert, dass schwere Straftaten passieren.“
Weiterer Maßnahmenkatalog für ein sicheres Gefühl
Nach der Berichterstattung der englischen Presse hat die Stadt nun weitere Maßnahmen vorgestellt. So soll der Stadtteil zum Beispiel mit mehr Polizeipräsenz und zusätzlicher Videoüberwachung sicherer werden. Außerdem will die Stadt mehr Geld für die Drogenhilfe ausgeben, um die Situation von Suchtkranken zu verbessern.
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Ziel soll sein, dass sich jeder im Viertel sicher fühlt. Doch auch Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) spricht von einem langen Weg: „Es ist ein Marathon. Aber wir handeln.“