Während Deutschland-Spiel

Zuschauer zeigen bizarren Özil- und Mund-zu-Protest

Soccer Football - FIFA World Cup Qatar 2022 - Group E - Spain v Germany - Al Bayt Stadium, Al Khor, Qatar - November 27, 2022 Fans hold up signs displaying former Germany player Mesut Ozil in the stands REUTERS/John Sibley
Zuschauer zeigen Özil-Plakate beim Spiel der deutschen Mannschaft.
DY, REUTERS, JOHN SIBLEY

Was wollen die Zuschauer im Al Bayt Stadium dem DFB-Team damit sagen? Einige Fans zeigten während des deutschen Spiels gegen Spanien Plakate mit einem zwinkernden Mesut Özil und hielten sich dabei den Mund zu – eine Anspielung an die Geste der Mannschaft im ersten Spiel.

Häme gegen DFB

Das Schweige-Statement der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zum Auftakt war deutlich. Man wolle sich von der FIFA nicht den Mund verbieten lassen. Was bei kritischen Fans gut ankam, wurde andererseits verhöhnt. Der DFB schweige an der falschen Stelle, hieß es da.

Auch bei vielen Experten und Fans kamen Erinnerungen an das Drama um Mesut Özil hoch, wie weltweit bei denjenigen, die die Kritik des DFB ins Lächerliche zogen. Die Häme verbreiten auch einige Zuschauer beim zweiten Gruppenspiel der Deutschen gegen Spanien.

Security schreitet nicht ein

Bilder aus dem Stadion zeigen Männer in Kadura und Kaffiya - Gewand und Kopfbedeckung - gekleidet, mit Zeichnungen von Özil, die sich zugleich den Mund zuhalten. Der Ex-Nationalspieler war mit einem Knall aus dem Team zurückgetreten und hatte unter anderem angeprangert, der DFB habe bei Rassismus gegen ihn geschwiegen.

Bemerkenswert: Die Özil-Bilder wurden nicht von der Security einkassiert. Ganz anders die Banner beim Spiel Iran gegen Wales, die den Slogan "Woman, Life, Freedom" draufstehen hatten oder auch Fahnen des alten Regimes. Dazu gab es zumindest an den ersten Spieltagen das viel kritisierte Regenbogen-Verbot in den Stadien. Der Protest gegen den DFB dagegen wurde offenbar akzeptiert.

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Was die Özil-Bilder bedeuten könnten

Mesut Özil, aktuell bei Istanbul Basaksehir unter Vertrag, war wenig überraschend nicht in die Aktion involviert. Ausgangspunkt für seinen Rücktritt aus der DFB-Elf 2018 waren die Fotos von Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Eine Erklärung ist deshalb, dass die Zuschauer in Katar den DFB dafür kritisierten, damals beim Thema Meinungsfreiheit selbst Fehler gemacht zu haben. Entsprechend sei die Aktion gegen „westliche Doppelmoral“ gerichtet, wie die katarische Sendergruppe Al-Kass meinte.

Eine andere Einordnung beruht darauf, dass Özil Ende 2019 dafür kritisiert worden war, dass er sich kritisch zur Unterdrückung der Uiguren in China geäußert hatte. Verantwortlich war damals aber nicht der DFB, sondern Özils ehemaliger Verein, der FC Arsenal, der sich wohl auch aufgrund wirtschaftlicher Interessen in China umgehend von Özils Äußerungen distanziert hatte. Menschenrechtsaktivisten lobten Özil ausdrücklich für dessen Worte. In diesem Zusammenhang ist die Zuschauergeste in Katar so zu lesen, dass Özil zu dieser Zeit der Mund verboten worden sei. (ara/msc/dpa)