Leider gibt's auch einen Wermutstropfen...
CO2-Belastung so gering wie seit den 50ern nicht: Eine Mega-Nachricht?

Deutschland stößt so wenig Treibhausgase aus wie seit den 50er Jahren nicht!
Endlich mal gute Nachrichten! Mit einem kleinen Wermutstropfen allerdings, denn es klingt etwas besser als es am Ende ist. Die Details!
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„Größter Rückgang von Jahr zu Jahr"
Nach den vorläufigen Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende ist der CO₂-Ausstoß gegenüber 2022 um 73 Millionen Tonnen auf insgesamt 673 Millionen Tonnen gesunken - was einem Rückgang von 46 Prozent im Vergleich zu 1990 entspricht, so die Studie.
„Die Emissionen haben 2023 den tiefsten Stand seit den 1950er-Jahren erreicht. Gleichzeitig handelt es sich um den größten Rückgang von Jahr zu Jahr in diesem Zeitraum“, sagte der Deutschland-Direktor von Agora, Simon Müller, der dpa.
Für die Zeit vor der Wiedervereinigung haben die Autoren Daten aus der Bundesrepublik und der DDR zusammengerechnet. Es passiert also was, der Pfeil zeigt in die richtige Richtung! Allerdings: Einen dauerhaften Erfolg für den Klimaschutz stellt das Rekordjahr nach Analyse der Fachleute nicht dar.
Darum sind die Emissionen gesunken:
Wir haben alle eingespart! Rund 15 Prozent des Rückgangs gehen auf dauerhafte Einsparungen zum Beispiel durch den Ausbau erneuerbarer Energien, eine effizientere Nutzung von Energie und dem Umstieg auf klimafreundlichere Brennstoffe zurück.
Etwa die Hälfte machen kurzfristige Effekte wie der geringere Stromverbrauch aus. Und hier kommen wir dann zum Wermutstropfen: Die niedrigeren Emissionen liegen auch am Schwächeln der deutschen Industrie, insbesondere die Produktion der energieintensiven Industrie brach ein. „Der krisenbedingte Produktionseinbruch schwächt den Industriestandort Deutschland. Wenn in der Folge Emissionen lediglich ins Ausland verlagert werden, ist auch für das Klima nichts gewonnen“, betont Müller.
Hauptgrund für die bessere Klimabilanz: Weniger Strom kam aus dem klimaschädlichen Verbrennen von Kohle. Die Emissionen aus der Stromerzeugung sanken demnach um 46 Millionen auf 177 Millionen Tonnen CO₂ und haben sich damit im Vergleich zu 1990 mehr als halbiert. CO₂ oder Kohlendioxid umfasst hier wie üblich andere Treibhausgase, die zur besseren Vergleichbarkeit in CO₂ umgerechnet wurden.
Lese-Tipp: Weniger Strom verbrauchen: Wie Sie bis zu 500 Euro im Jahr sparen!
Sorgenkinder sind Gebäude und Verkehr
Agora geht davon aus, dass der Gebäudesektor zum vierten Mal in Folge sein Klimaziel nicht geschafft hat. Die Emissionen hier sinken nur um drei Millionen auf 109 Millionen Tonnen CO₂, was am geringeren Heizbedarf wegen milder Witterung liegt. Der Sektor reißt die Vorgaben für die Klimaziele 2030 somit um acht Millionen Tonnen!
Beim Verkehr sieht es nicht besser aus. Der Sektor verfehlt zum dritten Mal in Folge das Ziel! Hier sind die Emissionen um drei Millionen auf 145 Millionen Tonnen CO₂ gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das sind 12 Millionen Tonnen über dem aktuellen Zielpfad. Der Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen stagnierte.
Für Clara Thompson, Greenpeace-Mobilitätsexpertin, steckt in den Zahlen ein politischer Auftrag - vor allem an Verkehrsminister Volker Wissing (FDP): „Niemand darf eine Krise in bestimmten Industrien mit erfolgreicher Klimapolitik verwechseln. Lediglich ein Bruchteil des deutlichen Emissionsrückgangs wurde erreicht, weil Energie sparsamer verbraucht und die Erneuerbaren ausgebaut wurden. In den Emissionszahlen steckt deshalb, vor allem ein politischer Auftrag, den Rückgang zu verstetigen. Die Maßnahmen müssen sozial abgefedert werden. Für Verkehrsminister Wissing sind diese Zahlen die nächste klimapolitische Backpfeife“, sagt sie.
Solar boomt, Wind schwächelt
Der Ausbau der Solarkraft erreicht laut Agora im vergangenen Jahr Höchstwerte: 14,4 Gigawatt an Leistung kamen neu hinzu, 6,2 Gigawatt (GW) mehr als im bisherigen Spitzenjahr 2012. Obwohl es weniger Sonnenstunden gab als im Vorjahr, stieg die erzeugte Strommenge. Die Bundesregierung strebt eine installierte Leistung von 215 GW bei Photovoltaik bis 2030 an, für 2023 geht Agora von 81,9 GW aus.
„Wir sind in diesem Bereich auf Kurs für die Klimaziele 2030“, sagte Müller. „Voraussetzung, dass das so bleibt, sind der Ausbau und die Digitalisierung der Verteilnetze.“ Bis 2030 will die Bundesregierung den Ausstoß an Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 senken.
Windräder haben deutlich komplizierteres Genehmigungsverfahren
Windräder produzierten der Studie zufolge dank günstigen Wetters und eines leichten Zubaus mit 138 Terrawattstunden (TWh) 2023 mehr Strom als die deutschen Kohlekraftwerke mit 132 TWh. Der Zuwachs an Erzeugungskapazität fiel mit einem Plus von 2,9 GW bei Wind an Land aber viel zu gering aus, um das Ziel der Bundesregierung einer installierten Leistung von rund 115 GW bis 2030 zu schaffen.
„Das liegt auch an im Vergleich zur Solarkraft deutlich komplizierteren Genehmigungsverfahren“, stellte Müller fest. Allerdings stiegen die Genehmigungen für Windräder an Land deutlich. (dpa/eku)
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