Wohnberechtigungsschein und mehr - was Sie dazu wissen sollten!Zahl der Sozialwohnungen sinkt weiter: Wer hat überhaupt Anspruch auf eine Sozialwohnung?

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Für Menschen mit wenig Einkommen wird es immer schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die Zahl der Sozialwohnungen ist nochmal gesunken.
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von Esther Kusch

Bezahlbare Wohnungen – Fehlanzeige!
Die Zahl der Sozialwohnungen nimmt seit Jahren rapide ab: Für Menschen mit wenig Einkommen wird es immer schwieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden. Wie kommen Sie an eine Sozialwohnung und was brauchen SIe dafür? Und welche Hilfen gibt es sonst? Wir geben hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

2022 gibt es 14.000 weniger Sozialwohnungen als noch im Jahr zuvor

Gab es in der alten Bundesrepublik noch fast vier Millionen Sozialwohnungen, waren es 2010 fast 1,66 Millionen und 2020 nur noch rund 1,13 Millionen. Und 2022 sinkt die Zahl noch einmal um rund 14.000 Sozialwohnungen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Bundestagsfraktion der Linken hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Was sind Sozialwohnungen eigentlich?

Die Mieten sind bei Sozialwohnungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden einen besonderen Bedarf sehen. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen allerdings normal am Markt vermietet werden. Die Dauer dieser Bindung ist in den Ländern unterschiedlich geregelt.

Aber kann ich so einfach eine Sozialwohnung mieten? Wer entscheidet darüber?

Wer eine Sozialwohnung mieten möchte, braucht zunächst einen Wohnberechtigungsschein. Den müssen Sie bei den zuständigen Behörden in ihrer Stadt beantragen. Den Schein bekommen nur Menschen, die ein niedriges Einkommen haben. Die Einkommensgrenzen regelt jedes Bundesland anders.

In der Tabelle zeigen wir Ihnen zum Beispiel die Einkommensgrenzen des Landes Nordrhein-Westfalen.Viele Kommunen bieten online entsprechende Rechner an.

PersonenGrenze 100 % in Euro

Mögliches Einkommen/Jahr (brutto)

Alleinstehende20.42032.906
2 Personen24.60045.688
Alleinerziehend (1 Kind)25.34046.844
3 Personen (1 Kind)31.00049.438
4 Personen (2 Kinder)37.40059.438
5 Personen (3 Kinder)43.80069.438

Die Tabelle zeigt die aktuellen gesetzlichen Einkommensgrenzen und das zur Einhaltung dieser Grenzen maximal mögliche Brutto-Jahreseinkommen eines Haushaltes als Beispiel.

Was brauche ich für den Wohnberechtigungsschein (WBS)?

ARCHIV - 11.11.2022, Berlin: Der Himmel verfärbt sich am Abend vor der Kulisse der Hochhäuser im Osten der Stadt. Zehntausende Berliner in Sozialwohnungen sollen gesetzlich vor ungerechtfertigten Mieterhöhungen geschützt werden.  (zu dpa «Mietobergrenze für Sozialwohnungen: Senat bringt Gesetz auf den Weg») Foto: Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In Berlin ist die Zahl der Sozialwohnungen um rund 4.500 auf 104.757 gesunken.
geo sei, dpa, Monika Skolimowska

Wer unter die Einkommensgrenze fällt, hat zwar einen Anspruch auf den Schein, aber nicht automatisch den Anspruch auf eine Sozialwohnung, stellt das Bundes-Bauministerium auf seiner Webseite klar: „Die wohnberechtigten Personen müssen sich wie es auch bei ungeförderten Wohnungen üblich ist, auf eine Sozialwohnung bewerben.“ Wer die Wohnung bekommt, entscheidet also letztlich der Vermieter oder die Vermieterin.

Für den Wohnberechtigungsschein müssen Sie unter anderem Einkommensnachweise und Steuerbescheinigungen einreichen, auch Schwerbehindertenscheine, Nachweise über Pflegegrade oder aber der Mutterpass können wichtig werden. Umsonst gibt es den Schein leider auch nicht immer. Gebühren für die Ausstellung können fällig werden.

Das Land NRW rät Menschen, deren Miete vom Jobcenter oder vom Sozialamt übernommen wird, sich die Übernahme der jeweiligen Mietkosten vor dem Abschluss des Mietvertrages bestätigen zu lassen. „Sonst kann es später zu Problemen bei der Kostenübernahme kommen.“

Lese-Tipp: Kinderzuschlag 2023: Habe ich zusätzlich zum Kindergeld Anspruch auf 250 Euro pro Kind?

Sind Sie wohngeldberechtigt?

Wer wenig Einkommen hat oder aber auch in einer Stadt mit horrenden Mieten wohnt, sollte zusätzlich zum Wohnberechtigungsschein auch prüfen, ob er oder sie Anspruch auf Wohngeld hat.

Der Kreis der Berechtigten wurde in diesem Jahr deutlich erweitert und es lohnt sich zu prüfen, ob man hier Zuschüsse bekommt. Hier haben wir für Sie Rechenbeispiele und auch einen Rechner für das Wohngeld verlinkt. Im Übrigen kann Wohngeld auch gezahlt werden, wenn man im Eigentum lebt.

So unterschiedlich ist die Lage in den Bundesländern

Eins ist natürlich klar: Je weniger Sozialwohnungen es gibt, desto heißer umkämpft ist der Markt. Und die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern ist laut der Linken-Anfrage höchst unterschiedlich:

  • So gab es etwa in Hessen einen Zuwachs von knapp 1.700 auf 82.172 Sozialwohnungen.

  • In Hamburg stieg die Zahl nach einem Rückgang in den Vorjahren nun um gut 600 auf 81.006 Sozialwohnungen.

Aber in vielen Bundesländern geht die Zahl deutlich runter:

  • In Niedersachsen um fast 2.600 auf 52.601

  • In Berlin um rund 4.500 auf 104.757

Die meisten Sozialwohnungen insgesamt verzeichneten Nordrhein-Westfalen mit 435.025, Bayern mit 133.129 sowie Berlin.

Spitzenreiter gemessen an der Einwohnerzahl waren Hamburg (4.281 pro 100.000 Einwohner), Berlin (2.790) und NRW (2.398).

Den umfangreichsten Neubau in dem Bereich gab es in Bayern mit 4.056 bewilligten Neubaumaßnahmen im Bereich der Mietwohnungsförderung und in Baden-Württemberg mit 3.898 solcher Maßnahmen.

(mit dpa)

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