Schule soll Mobbing-Vorwürfe ignoriert habenViertklässler Sammy (10) begeht Suizid - Vater: „Sie wussten, dass das passiert“

Ein kleiner Junge lächelt in die Kamera.
Sammy (10) hält das schwere Mobbing in der Schule offenbar nicht mehr aus.
GoFundMe / Nicole Teusch

„Er wurde im Schulbus verprügelt, die Kinder zerbrachen seine Brille“
Mit gerade einmal zehn Jahren nimmt sich Sammy Teusch aus Indiana (USA) das Leben. Er soll in der Schule schwer gemobbt worden sein. Die Schule soll lange Zeit untätig geblieben sein, so seine Eltern, die nun schwere Vorwürfe erheben.

Indiana: Eltern sollen sich bei Schule mindesten 20-mal beschwert haben

Sammys Martyrium soll bereits in der Grundschule begonnen haben. „Am Anfang haben sie sich über seine Brille lustig gemacht, dann über seine Zähne“, erzählt Vater Sam der New York Post. Doch es bleibt nicht nur bei seelischer Gewalt: „Er wurde im Schulbus verprügelt, die Kinder zerbrachen seine Brille“, berichtet Sammys Vater weiter. Das Mobbing beginnt im vergangenen Jahr und muss sich rasant gesteigert haben, dass sein Sohn am Ende keinen anderen Ausweg sieht, als sich selbst am 5. Mai dieses Jahres das Leben zu nehmen.

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Immer wieder kontaktieren Sammys Eltern die Schule, beschweren sich und fordern die Lehrer auf, das Mobbing zu unterbinden. „Ich habe die Schule angerufen und gefragt: Was tun Sie dagegen? Es wird immer schlimmer und schlimmer und schlimmer“, so Sam Teusch. Die Leitung des Schulbezirks widerspricht dem. Der Schule seien keine Mobbing-Meldungen bekannt, so Dr. Harold Olin. Er räumt jedoch auch ein, dass es zwischen Schule und Eltern regelmäßig Gespräche gegeben habe. Auf dessen Inhalt geht er nicht näher ein – vertraulich!

„Wir erfuhren von seinem Tod am Sonntagnachmittag und schickten unser Krisenreaktionsteam zu Beginn der Woche“, so die Schule in einem Statement. „Unsere Mitarbeiter haben in den letzten 18 Monaten viel mit der Familie Teusch gearbeitet. Es gab häufige Kontakte zwischen dem Schulpersonal und den Eltern“, heißt es dort weiter. Geholfen hat all dies wohl nicht.

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Schulbezirk verfolge Null-Toleranz-Politik gegen Mobbing

„Sie können nicht einfach sagen, dass sie Null-Toleranz haben, denn das bedeutet nicht, dass es Null-Toleranz gegenüber Mobbern gibt. Ihre Null-Toleranz bedeutet, dass sie keine Verantwortung dafür übernehmen“. sagt Sammys Großmutter Cynthia. Die Leute würden ihre Kinder den Schulen anvertrauen, doch dieses Vertrauen breche gerade zusammen, sagt sie.

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Sammys Mutter glaubt, dass besonders ein Vorfall auf einer Schultoilette ihren Sohn schwer belastet haben könnte. Sammy sei danach so verängstigt gewesen, dass er nicht mehr zur Schule gehen wollte.

Familie sammelt Spenden für Sammys Beisetzung

Ein kleiner Junge auf einem Dreirad.
Andere Mitschüler sollen Sammy geschlagen oder ihm seine Brille kaputt gemacht haben.
GoFundMe / Nicole Teusch

Auf einer eigenen Spendenseite versucht die Familie nun, die hohen Kosten für die Trauerfeier einzuholen. Die aktuelle Spendensumme überragt das Ziel bereits. Rund 40.000 Euro sind bereit zusammen gekommen. „Wir möchten Sammy das Andenken geben, das er verdient hat, um ihn zu ehren und uns von ihm zu verabschieden“, heißt es auf der Seite. Ein schwacher Trost in so schweren Zeiten ohne Sammy. „Er war mein kleiner Junge, mein Baby“, so Mutter Nichole. (xes)

Hier findest Du Hilfe in schwierigen Situationen

Solltest Du selbst von Suizidgedanken betroffen sein, suche Dir bitte umgehend Hilfe. Versuche, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über deine Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn Du schnell Hilfe brauchst, dann findest Du unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Dir Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.