Laut Umfrage werden wir im Auto immer wilder
Hupen, Schimpfen, Mittelfinger – warum sind so viele aggro am Steuer?
Fahr doch, du...!
Manchmal ertappen wir uns selbst dabei, dass wir im Auto schnell sauer werden. Aber ist das in letzter Zeit schlimmer geworden? Laut einer Tüv-Befragung findet die Mehrheit von uns, dass aggressives Verhalten auf deutschen Straßen zunimmt. Woran das liegen könnte, erfahrt ihr im Video!
Die Zündschnur wird kürzer
Laut Tüv haben rund 75 Prozent der befragten Autofahrer das Gefühl, im Verkehr ginge es seit den letzten fünf Jahren aggressiver zu. Warum das so ist, kann verschiedene Ursachen haben.
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„Ein Grund ist der verdichtete Straßenverkehr“, sagt Michael Fübi von der TÜV Rheinland AG. „Autos, E-Scooter und Fahrräder müssen sich ihren Meter Straße erkämpfen.“ Warum das so ist: Die Straßen werden voller, gerade in großen Städten. Die Zahl der zugelassenen Autos in Deutschland steigt weiter und auch andere Verkehrsteilnehmer mischen immer öfter mit. Ob zu Fuß, auf dem Rad oder dem Roller.
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Gleichzeitig werden in Metropolen wie Köln oder Berlin immer öfter Straßen zugemacht oder Spuren geschlossen, weil sie Fußgängerwegen oder Fahrradstraßen weichen. Die Autos haben dann weniger Platz und stressige Situationen wie Staus und verstopfte Straßen häufen sich.
Aggressionen im Auto lassen nicht lange auf sich warten

Wer also im Fahrzeug sitzt und in überfüllten Städten immer weniger Platz bekommt, gerät schneller mit anderen Verkehrsteilnehmern aneinander. Die Stimmung heizt sich auf.
„Zu schnell fahren, hupen, anderere bedrohen und beleidigen, starkes Auffahren, gefährliches Überholen.“ Das sind Verhaltensmuster, von denen Bianca Guhlke oft hört. Sie ist eine Psychologin in der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) in Köln. Dort werden Menschen von der Fahrerlaubnisbehörde hergeschickt, die zu viele oder zu schwere Verstöße auf der Straße begehen.
Aber wo kommt dieses Verhalten her?
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Expertin nennt mögliche Ursachen
Viele Autofahrer in großen Städten sind Berufspendler. Sie müssen den chaotischen Arbeitsweg täglich auf sich nehmen. Und das meistens auch ohne Mitfahrer. „Das Fahrzeug ist ein anonymer Raum. Man kann die Aggressionen besser ausleben, weil man alleine ist und einem keiner zuschaut. Man steht unter keiner Kontrolle.“ Darin sieht Expertin Guhlke eine mögliche Ursache für das Verhalten.
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Den tatsächlichen Ursprung der Aggressionen vermutet Guhlke aber in anderen Alltagssituationen der Fahrer. „Vielleicht gibt es Bereiche, wo sie keinen Einfluss und keine Kontrolle haben, wo sie unterdrückt werden. Und das kompensieren sie dann beim Autofahren.“
Obwohl offizielle Statistiken keinen spürbaren Anstieg an aggressiven Autofahrern zeigen, kann die Atmosphäre auf den Straßen trotzdem angespannter sein. „Die Zahl an Fällen, die in einer MPU enden, ist quasi verschwindend gering. Aber die Dunkelziffer – also die Zahl der unentdeckten Delikte im Straßenverkehr – ist enorm“, sagt Jeton Lushaj. Auch er hat Kontakt zu Leuten, die im Straßenverkehr zu schnell an die Decke gehen. Er leitet die Kölner MPU.
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Eine Gruppe, die besonders anfällig für problematisches Fahren ist, gibt es Lushaj zufolge nicht. Trotzdem stellt er immer wieder eine Beobachtung auf: „Ohne pauschalisieren zu wollen, sehen wir zunehmend Fälle jüngerer Leute, die im Verkehr ihre Kräfte messen wollen oder ihre Macht demonstrieren wollen.“
Die Lösung: Straßen müssen leerer werden!
Um wieder für mehr Übersicht und Ruhe im Verkehr zu sorgen, brauchen wir verschiedene Ansätze. „Als Tüv sind wir der Meinung, dass wir im Straßenverkehr einfach mehr Platz schaffen müssen“, sagt Michael Fübi. Denn so könnten alle Verkehrsteilnehmer besser geschützt werden – auch Passanten und Radfahrer.
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Für neue oder breitere Straßen gibt es in großen Städten aber einfach nicht genug Raum. Die Alternative: Die Straßen müssen leerer werden „Es ist ein wesentlicher Ausbau des Nahverkehrs notwendig. Damit einfach weniger Leute auf der Straße sind und stattdessen auf Schiene und Bus umsteigen.“
Um für weniger Aggressionen im Verkehr zu sorgen, ist es also wichtig, dass sich weniger von uns überhaupt erst hinters Steuer setzen.
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