Rund 20.000 Kinder wurden in der Ukraine ihren Eltern entrissen und deportiert

Sofia (16) wurde von Russen verschleppt: „Ich hasse sie, ich betrachte sie nicht als Menschen"

von Kavita Sharma

„Die Russen haben mir gesagt, dass ich keine Eltern mehr habe“

Rund 20.000 ukrainische Kinder sind nach Russland deportiert worden. Erst kommen sie in Umerziehungslager, später dann in russische Familien. Es ist eines von vielen russischen schrecklichen Kriegsverbrechen im Ukraine-Krieg. Auch die 16-jährige Sofia wurde verschleppt, inzwischen ist sie aber wieder bei ihrer Mutter.
Im Video erzählt sie eindrücklich, wie mit den Kindern umgegangen wurde, was sie Schlimmes erlebt hat.

„Es war sehr schmerzhaft, ich habe nachts geweint"

Sofia hat Glück im Unglück gehabt, sie ist inzwischen in der Unterkunft einer Hilfsorganisation für gerettete Kinder und Jugendliche in Kiew untergekommen. Mit ihrer Mutter bewohnt sie ein kleines Zimmer. Eigentlich hat ihre Familie in Cherson gelebt, doch dort herrschten nach Kriegsbeginn russische Besatzungstruppen, machten Erwachsenen und Kindern das Leben schwer. Als sie eines Tages in der Schule war, sagt ihr Direktor, dass jetzt alle in ein Camp fahren, dass sie nun Urlaub machen.

Eine dreiste Lüge.

Sofia wird sofort in ein Lager auf die von Russland annektierte Krim gebracht, kann sich von niemandem verabschieden. Die Lager wechseln, Kontakt zu ihrer Mutter kann sie aber nie aufnehmen. „Es war sehr schmerzhaft, ich habe nachts geweint. Die Russen haben mir gesagt, dass ich keine Eltern mehr habe, dass unsere Eltern uns nicht brauchen, dass es die Ukraine nicht mehr geben wird, dass alles Russland sein wird." Die Russen versuchen gerade bei jüngeren Kinder den Willen zu brechen, aus Ukrainern Russen zu formen.

Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Ukraine-Krieg finden Sie hier im Ticker.

„Um eine Nation zu zerstören, klaust du die Kinder, du klaust die Geschichte des Landes"

Es ist ein perfider Weg, die Ukraine zu zerstören, sagt Wladimir Klitschko, der über die verschleppten Kinder gemeinsam mit Tatjana Kiel ein Buch geschrieben hat:

„Um eine Nation zu zerstören, klaust du die Kinder, du klaust die Geschichte des Landes. Wenn ein Land keine Geschichte mehr hat, existiert die Nation nicht. Und wenn es keine eigenen Kinder hat, was die Zukunft der Nation ist, dann stiehlt man auch die Existenz des Landes."

Das ganze Interview mit Wladimir Klitschko und Tatjana Kiel können Sie im Video sehen.

Olena Selenska: „Helft uns, die ukrainischen Kinder zu retten“

La Première Dame ukrainienne Olena Zelenska en marge de 78ème session de l'Assemblée générale des Nations Unies: la solidarité reste le seul remède contre la barbarie et l'agression à New York City, New York, Etats-Un is, le 19 septembre 2023. © Ukraine Presidency via Bestimage Olena Zelenska took part in a high-level event on the sidelines of the 78th session of the UN General Assembly, "International Equal Pay Day 2023: Standing up for Equal Pay - Celebrating Achievements and Understanding Challenges", where she spoke about the situation with pay for Ukrainian women. / action press
Olena Selenska am Rande der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York.
sz, action press, ActionPress

Auch die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska wird nicht müde, auf dieses furchtbare Verbrechen hinzuweisen. Bei den Vereinten Nationen in New York bittet sie um Hilfe für die seit Beginn des Krieges aus ihrem Land nach Russland verschleppten Kinder gebeten. „Helft uns, die ukrainischen Kinder zu retten“, sagte Selenska am Dienstag bei einer Veranstaltung am Rande der UN-Generaldebatte. „Im Namen aller ukrainischen Kinder bitte ich euch, jede mögliche persönliche Anstrengung zu unternehmen, dieses schreckliche Leiden zu beenden.“

Nach Angaben aus Kiew haben russische Kräfte insgesamt rund 20.000 ukrainische Kinder aus frontnahen Gebieten auf die von Moskau annektierte Krim und nach Russland gebracht.Mehrere Hundert konnten inzwischen wieder ins von der ukrainischen Regierung kontrollierte Gebiet zurückkehren.

Lese-Tipp: Baerbock an Putin: Verschleppte Kinder müssen nach Hause

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat wegen der Verschleppung Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Kinderbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen.

„Ich hasse sie einfach"

Sofia hat Glück gehabt, aber das Erlebte brodelt noch immer tief in der 16-Jährigen. „Ich bin wütend auf die Russen, ich wünsche mir sehr, dass sie sterben und leiden. Ich hasse sie einfach, ich betrachte sie nicht als Menschen." (eku/dpa)

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