Missbrauchsprozess gegen Daniel WolskiEx-Vize-Bürgermeister von Lünen muss dreieinhalb Jahre in den Knast

Daniel Wolski, stellvertretender Bürgermeister Lünen
Daniel Wolski war der ehemalige stellvertretende Bürgermeister der Stadt Lünen.https://cc.netrtl.com/
Stadt Lünen/SPD
von Valerio Magno, Jessy Siodlaczek, Yannick Seeber und Sebastian Stöckmann

Er gab die sexuellen Kontakte mit Teenagern zu!
Das Landgericht Bochum hat Lünens früheren Vize-Bürgermeister Daniel Wolski (41) zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Missbrauchsprozess in Bochum: Daniel Wolski manipulierte Kinder

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Im Prozess ging es um sexualisierte Chats, sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und kinderpornografische Fotos auf dem Handy. Die Staatsanwaltschaft hatte Daniel Wolski in 36 Fällen angeklagt. Und tatsächlich hat der frühere SPD-Politiker ein umfassendes Geständnis abgelegt und sexuelle Kontakte mit Minderjährigen zugegeben.

Für das Gericht steht am Dienstag (14. Mai) fest, dass der Vize-Bürgermeister wusste, wie jung seine Opfer waren. Er hat versucht, die Situation der Kinder auszunutzen und ist dabei manipulativ vorgegangen, heißt es in der Urteilsbegründung. Unter anderem hat Wolski „massiven Druck auf die Opfer ausgewirkt“, erklärt der Richter und liest mehrere Chat-Nachrichten zwischen dem Ex-Politiker und Minderjährigen vor. Nachdem ein Kind ein Treffen mit Wolski abgesagt hatte, schrieb der Politiker: „Du bist einfach nur gemein.“ Das Opfer antwortete: „Ich bin nicht gemein, ich bin einfach nur ein Kind.“

Der Richter erklärt, dass sich Wolski mit mehreren Jugendlichen für Sex gegen Bezahlung in seinem Auto und in seiner Wohnung verabredet hatte. Beim Treffen mit einer 14-Jährigen kam es unter anderem zum Oralverkehr, wofür der Ex-Vize-Bürgermeister dem Mädchen 70 Euro „Taschengeld“ zahlte. Andere Mädchen trafen sich zum Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung mit dem Mann in seiner Wohnung.

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Richter empfehlen Lünens Ex-Vize-Bürgermeister therapeutische Hilfe

Lünens Ex-Vize-Bürgermeister schickte unter anderem 14 bis 17 Jahre alten Jugendlichen anzügliche Fotos. Außerdem soll Daniel Wolski von den Minderjährigen verlangt haben, ihm Nacktbilder zu schicken. Bei einer Durchsuchung seines Handys und anderer Geräte wurden dem Gericht zufolge zahlreiche kinder- und jugendpornografische Inhalte gefunden.

Da Wolski zu allen Anklagepunkten geredet und gestanden hat, habe er dazu beigetragen, dass kein Opfer aussagen musste, erklärt ein Richter. Alle Opfer, die während des Prozesses vor Gericht gesprochen haben, wollten selbst aussagen. Zudem hat der 41-Jährige auch jedem einzelnen Opfer einen Schmerzensgeld-Betrag zukommen lassen.

Für das Gericht steht fest, dass es Daniel Wolski um „die Befriedigung des sexuellen Interesses“ ging. Die Richter rieten dem Angeklagten in der Urteilsbegründung dringend dazu, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch sein gesteigertes sexuelles Interesse an präpubertären Jugendlichen könnte sich der 41-Jährige sonst erneut strafbar machen.

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Verurteilter Daniel Wolski ist vorerst auf freiem Fuß

Nach der Urteilsverkündung geht es für Wolski nicht mehr zurück in die JVA, der Haftbefehl ist aufgehoben. Nach über 200 Tagen in Untersuchungshaft ist der Ex-Politiker bis zum Haftantritt vorerst wieder ein freier Mann, da von keiner Fluchtgefahr auszugehen sei. Den Rest der Haftstrafe wird er nach der Rechtskraft des Urteils antreten müssen. Ob die Verteidigung noch in Revision gehen wird, um gegen die dreieinhalbjährige Haftstrafe Einspruch einzulegen, ist am Dienstag noch nicht klar, erklärt die Anwältin des Ex-Politikers im RTL-Interview. Wolski selbst hatte bis zuletzt auf eine Bewährungsstrafe gehofft.

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Daniel Wolski saß seit Oktober 2023 in Untersuchungshaft. Zu Beginn des Prozesses erklärte er, inzwischen von sämtlichen politischen Ämtern zurückgetreten zu sein. Er sei auch aus der SPD ausgetreten, „um Schaden von der Partei abzuwenden“. Seine Arbeitsstelle in Lünen habe er verloren, sagte Wolski damals. (mit dpa)