Hitzefrei-Regeln, Wasserspender oder Unterricht im Wald

Wie Schüler besser vor Hitze geschützt werden sollen

ARCHIV - 05.07.2022, Bayern, Kaufbeuren: Zwei Kinder laufen mit ihren Büchertaschen im Sonnenschein. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Bundeselternrat haben einheitliche Regeln für hitzefrei an Schulen in Deutschland gefordert. (zu dpa: «Verbände für einheitliche Hitzefrei-Regeln und mehr Schutz in Schulen») Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Verbände setzen sich für einheitliche Hitzefrei-Regeln ein.
kjh tba mre, dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Große Hitze und Lernen – das passt nicht gut zusammen!
Wie sollen die Schulen in Deutschland bei Hitze reagieren? Wie können Kinder geschützt werden? Verbände fordern jetzt mehr Hitze-Schutz - und fordern einheitliche Regeln für Hitzefrei. Welche Ideen da auf dem Tisch liegen.

Gewerkschaften und Eltern fordern mehr Hitzeschutz in Schulen

Wie bei allem, was mit Schule zusammenhängt, gibt es auch beim Thema hitzefrei keine einheitliche Regel in Deutschland. Gewerkschaften und Elternvertreter machen sich jetzt genau dafür stark - und fordern für die Zukunft insgesamt mehr Hitzeschutz in den Schulen.

„Wir müssen den steigenden Temperaturen, die mit dem Klimawandel auf uns zurollen, präventiv begegnen“, sagte Anja Bensinger-Stolze vom Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der Deutschen Presse-Agentur. Tomi Neckov, Vize-Chef des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), forderte Wege, „die Temperaturspitzen für Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Lehrkräfte erträglich zu machen“.

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Jedes Land hat andere Regeln: "Ideale Lern-Temperatur liegt bei 21 Grad"

„Heute wird es in jedem Bundesland völlig unterschiedlich geregelt, wann es Hitzefrei geben kann“, sagte Bensinger-Stolze. Vielfach sei dies den einzelnen Schulen überlassen. „Hier wäre eine Vereinheitlichung wünschenswert, so dass es ab einer bestimmten Temperatur Hitzefrei geben kann.“

Auch der Bundeselternrat forderte einheitliche Standards statt eines föderalen „Flickenteppichs“, wie die Vorsitzende Christiane Gotte der dpa sagte. „Wir fänden es gut, wenn das bundeseinheitlich wäre“, so Gotte.

„Die ideale Lern-Temperatur liegt bei 21 Grad.“ Als möglichen Richtwert für Hitzefrei nannte die Elternratsvorsitzende etwa 25 Grad im Schatten draußen um 10 Uhr. „Dann können sich Eltern auch darauf einstellen.“

So unterschiedlich sind die Hitzefrei-Regeln in den Ländern:

In der Regel entscheiden die Schulen und berücksichtigen dabei die Situation vor Ort.

  • So existiert etwa in Bayern, wo am Montag die letzte Schulwoche vor den Sommerferien anbricht, keine generelle Hitzefrei-Regelung ab einer bestimmten Temperatur. Die Schulleitungen sollen bei ihrer Entscheidung laut Kultusministerium etwa auch darauf achten, dass die Schülerbeförderung nicht gefährdet ist.

  • In Baden-Württemberg gilt als ein Kriterium für die Schulleitungen eine Außentemperatur von mindestens 25 Grad um 11 Uhr.

  • In Nordrhein-Westfalen gibt es als Anhaltspunkt eine Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius, kein Hitzefrei ist in der Sekundarstufe II vorgesehen.

  • Und beispielsweise in Brandenburg kann in Grundschulen und Sekundarstufe I Hitzefrei gegeben werden, wenn 25 Grad um 10 Uhr draußen oder um 11 Uhr drinnen gemessen werden.

Lese-Tipp: Die Übersicht über alle Bundesländer und ihre Hitzefrei-Regeln haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Unterricht einfach nach draußen verlagern?

Als Alternative zu einfachem Hitzefrei spricht sich Gotte dafür aus, Unterricht oder Betreuung bei hohen Temperaturen nach draußen zu verlegen.

Auch VBE-Vize Neckov sagt: „Der VBE ermuntert seine Mitglieder dazu, den Unterricht flexibel zu gestalten und beispielsweise Orte wie den Schulgarten, die möglicherweise nahe gelegene Parkanlage oder den Wald stärker in den Unterricht einzubinden.“ Besonders für Ganztagsschulen sei dies von entscheidender Bedeutung.

Auch GEW-Vertreterin Bensinger-Stolze meint, Unterrichtsformen im Freien sollten „verstärkt erprobt“ werden.

Diese Vorschläge sollen gegen Hitze schützen:

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte jüngst ein Informationsportal zu Hitze gelauncht. Er schlägt hier vor, bei großer Hitze unter anderem eine „Verlagerung des Unterrichts auf kühlere Tageszeiten“ vor - etwa durch früheren Beginn, längere Mittagspausen sowie ein späteres Unterrichtsende.

Lese-Tipp: Lauterbach: Siesta bei Hitze 'kein schlechter Vorschlag

Bensinger-Stolze tritt für „flexible Lösungen“ ein, wie sie sagte. „Wichtig ist es, die Räume besser gegen Wärme zu isolieren“, so die Gewerkschafterin.

Neckov fordert, Hitzeschutz bei Sanierung und Schulbau stärker zu berücksichtigen.

Bensinger-Stolze regte zudem die Ausstattung der Schulen mit Wasserspendern und großzügigen Schattenflächen an. Und: „Wichtig ist, das Räume gut durchlüftet werden können.“ Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht hier auch Bund und Länder gefordert - denn diese sollten Lüftungsanlagen finanzieren. (dpa/eku)

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