Lastwagen kracht in Stauende

Helena überlebt als einzige schweren Unfall: „Ich hab mir gewünscht, ich bin tot“

von Ulrich Vonstein und Thomas Präkelt

Tödliche Gefahr Stauende!
Diese Angst kennt wohl jeder, der Auto fährt: Man steht am Stauende und von hinten donnert ein Lastwagen heran. Allein in den vergangenen vier Tagen gab es in Deutschland sechs solcher Auffahrunfälle, drei Menschen starben. Ein Experte kämpft für mehr Sicherheit. Unterstützt wird er von einer jungen Frau, die als einzige aus ihrer Familie einen solchen Unfall überlebt hat.

„Kann ich wieder laufen und lebt meine Familie noch?“

Helena
Unfallopfer Helena im Gespräch mit RTL

Am Rosenmontag 2018 fährt Helena mit ihrer Mutter, ihrem Vater und der jüngeren Schwester zurück von den Großeltern. Ein Stau an einer Autobahnausfahrt, sie bremsen. Ein Lastwagen übersieht das Stauende. „Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir zwei, drei Minuten gestanden haben, als der LKW auf uns prallt“, berichtet Unfall-Opfer Helena. „Als ich aufgewacht bin, stand eine Sanitäterin neben mir und meine wichtigsten Fragen waren: ,Kann ich wieder laufen und lebt meine Familie noch?’“

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Es ist der Moment, in dem Helena erfährt, dass sie ihre gesamte Familie verloren hat. Die 15-Jährige hat als einzige im Unfallauto überlebt. Sechs Jahre nach dem Schock fällt es ihr noch immer nicht leicht, darüber zu reden. „Es ist unfassbar schwer. Ich habe mir gewünscht, ich bin tot“, sagt sie RTL.

Experte: Schuld ist IMMER die Unaufmerksamkeit!

Brummifahrer
Ein Lastwagenfahrer filmt mit seinem Handy, während er ungebremst weiterrollt, ohne auf den Verkehr zu achten.

Dieter Schäfer hatte als Verkehrspolizist mit diesem Unfall zu tun. Er hat ein Buch geschrieben, in dem er Auffahrunfälle mit auswertet und kennt die Ursache genau: Es ist die Unaufmerksamkeit! „Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass alle Unfälle mit Anlauf stattgefunden haben.“ Wenn Lastwagen ungebremst aufs Stauende krachen, liegt das ausschließlich an der Ablenkung der Fahrer oder dem Sekundenschlaf, sagt er. Es gehe nicht um den Abstand der Brummis zum Ende des Staus.

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Eine Stichprobe zeigt, wie viele Lastwagen- (und auch sonstige!) Fahrer unaufmerksam sind, sie sitzen verantwortungslos am Steuer mit dem Handy in der Hand. Drei Sekunden Ablenkung reichen. In dieser kurzen Zeit legt ein Wagen bei einem Tempo von 70 Stundenkilometern rund 75 Meter zurück. Der normale Sicherheitsabstand von 50 Metern ist weg. „Das heißt drei Sekunden Augenblicksversagen und der Tod tritt ein“, verdeutlicht Schäfer.

Drauf sollten Autofahrer am Stauende achten:

  • Den rechten Fahrstreifen meiden

  • Regelmäßiger Blick in den Rückspiegel

  • Mindestens eine Fahrzeuglänge Abstand zum Vordermann

  • Fluchtrichtung nach links ins Auge fassen