Wann darf sie endlich nach Hause?
Schildkröte wird zum Brexit-Opfer

Diese arme Schildkröte will doch nur nach Hause!
Wenn Barnacle Bill gewusst hätte, dass ihre Route mal so kompliziert für sie wird – vielleicht wäre sie lieber woanders hingeschwommen. Denn die Unechte Karettschildkröte ist in die bürokratischen Mühlen des Brexits geraten. Jetzt hängt sie in Großbritannien fest.
Schildkröte hängt auf Kanalinsel fest
Dabei könnte sie längst wieder in den schönen, warmen Gewässern rund um die Kanarischen Inseln unterwegs sein. Stattdessen muss sie ihre traurigen Runden jetzt in einem Becken auf Guernsey drehen, der zweitgrößten britischen Kanalinsel. Angenehm warme 23 Grad gegen usselige 13 Grad.
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Doch was ist der Schildkrötendame passiert? Barnacle Bill, die trotz ihres Namens ein Weibchen ist, wird im November bei schlechtem Wetter an der Küste der Insel angespült, berichtet Yahoo.com. Das Tier ist in einem erbärmlichen Zustand: Sie ist unterkühlt, sehr schwach und übersät von diversen Krustentieren. Daher kommt auch ihr wenig schmeichelhafter Name: Barnacle bedeutet auf Deutsch so viel wie Seepocken.
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Unechte Karettschildkröten gehören zu den bedrohten Tierarten
Glück im Unglück: Sie kommt in die Hände der Guernsey Society for the Protection of Animals (GSPCA), eine Tierschutzorganisation. Dort kann sie sich erholen, wächst und nimmt gut zu. Sie soll bald zurück in ihre Heimat. Doch dann schlägt die Bürokratie gnadenlos zu. Denn die Unechten Karettschildkröten stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten. Sie einfach zu „exportieren“ ist nicht möglich. Denn die Gesetze gelten leider auch für staatenlose Wildtiere, die selbstständig in Großbritannien „eingereist“ sind. Und der Brexit macht es doppelt kompliziert.
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Steve Byrne, Manager der GSPCA, weiß immer noch nicht genau, was eigentlich benötigt wird, um die Schildkröte aus Großbritannien aus- und in Spanien wieder einzuführen. Und so kann Bills Heimflug mit Privatjet leider bis jetzt nicht starten. „Um gefährdete Arten wie die Unechte Karettschildkröte zu transportieren, benötigen wir CITES-Dokumente für den Export und Import, und obwohl wir die Guernsey-Formulare sehr schnell erhalten haben, benötigen wir immer noch die spanischen Importformulare“, schildert der Manager. Ganz schön kompliziert. Vor dem Brexit sei das alles viel einfacher gewesen, erzählt Byrne Yahoo.com.
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Tierschutzorganisation sucht nach größerem Schwimmbecken
Und Barncle Bill? Die versteht vermutlich wenig von dem ganzen Theater um sie herum und zieht ihre Bahnen weiter in ihrem Schwimmbecken auf der Insel. Doch der Umzug sollte nur noch eine Frage der Zeit sein: „Das Wichtigste ist, dass wir Barnacle Bill wieder dahin zurückbringen können, wo sie herkommt. Sie wächst jeden Tag und wir müssen ihr ein sehr viel größeres Schwimmbecken finden“, erklärt Byrne. Deshalb sind er und sein Team jetzt auf der Suche: Wer einen beheizten Pool hat, in dem die Schildkröte noch einige Zeit bleiben dürfte, soll sich dringend der GSPCA melden. (eon)