Heizkosten-Schock in GöttingenMehrere Tausend Euro Nachzahlung für Mieter

Für Mieterin Nina Behrens ist die Nebenkostenabrechnung eine Schreckensnachricht.
Für Mieterin Nina Behrens ist die Nebenkostenabrechnung eine Schreckensnachricht.
RTL Nord

Sie sollen bis zu 8.000 Euro nachzahlen!
In den letzten Monaten bekommen Mieter der Wohnungsbaugesellschaft LEG in Göttingen Grone unerwartet hohe Abrechnungen für Nebenkosten – oft im vierstelligen Bereich. Für sie ein Heizkosten-Horror.

Mieterin: „Man weiß nicht, woher man das Geld nehmen soll“

Kurz vor Weihnachten bekommt Mieterin Nina Behrens die Schreckensnachricht: eine Rechnung von über 2.300 Euro, davon 1.800 Euro für Heizkosten. „Wir sind alle nicht irgendwie reich oder so, wir gehen alle ganz normal arbeiten. Man weiß nicht so recht, woher man sich das jetzt nehmen soll“, verzweifelt sie. Ihre dreiköpfige Familie ist sparsam, hat sich sogar digitale Temperaturregler angeschafft.

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Die Angst vor weiteren hohen Rechnungen führt dazu, dass die Mieter in Göttingen Grone sich nicht mehr trauen, zu heizen. Auch Marina Forster ist schockiert über den Heizkosten-Hammer. „Der erste Gedanke waren auch so diese Zweifel: Was habe ich denn da falsch gemacht? Ist das meine Schuld? Habe ich so wirklich geheizt? Und dann habe ich auch angefangen tatsächlich zu sparen. Und dann irgendwann kamen meine Kinder zu mir und sagen: Mama, es ist schon so kalt, mach mal ein bisschen mehr Heizung an“, erzählt sie im RTL-Interview.

Auch Sozialhilfeempfänger betroffen

Viele betroffene Mieter kämpfen verzweifelt gegen die hohen Nachzahlungsforderungen. Steffen Zimmermann von der Prüfgemeinschaft betont: „Wir haben natürlich alle damit gerechnet, dass es auch höhere Rechnungen geben wird aufgrund der Energiepreise. Aber dass das so astronomische Summen waren, damit hat hier in einem der einkommensschwächsten Gebiete keiner gerechnet. Und die kann auch keiner bezahlen.“ Einige Bewohner leben von Sozialhilfen, wodurch auch die Stadt Göttingen betroffen ist. Diese will die Mieter bei der Prüfung der Forderungen unterstützen. Dennoch bleibt die Angst groß, denn es ist nicht möglich, den Gasanbieter selbst auszuwählen.

Im Video: So halbiert ihr eure Nebenkosten!

Wie kommt es zu diesen hohen Forderungen?

Das Gas wird vom Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaft LEG, bezogen. Dieses hat den Gasvertrag vom vorherigen Besitzer der Immobilien übernommen. Im Vertrag wurde damals festgelegt, dass das Gas zum Börsenpreis bezogen wird. Die LEG begründet die hohen Nachforderungen mit einem massiven Preisanstieg des kommunalen Energieunternehmens enercity AG. Wie die LEG auf Anfrage von RTL mitteilt, sei dieser Preisanstieg außerhalb ihres Einflussbereichs, da sie die Kosten lediglich an die Mieter „durchreichen“ würden. Die enercity AG antwortet RTL darauf: „Die Wohnungsgesellschaft hat seinerzeit beim Abschluss des Vertrages mit uns ein Produkt gewünscht, was sich an den Börsenpreisen für Gas orientierte, und kannte sowohl Risiken als auch Vorteile dieses branchenüblichen Produktes.“

Heizung aus, aber Sorgen bleiben

Steffen Zimmermann von der Prüfgemeinschaft kritisiert eine mangelnde Kommunikation der LEG: „Man hätte die Mieter informieren müssen. Es ist niemals irgendeine Information geschehen.“ Das Wohnungsunternehmen meint hingegen, dass sie die Mieter über die steigenden Energiekosten informiert hätte, nur nicht separat auf die genaue Gestaltung der Preisklauseln des über 100 Seiten umfassenden Vertrags.

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Zwar hat die LEG inzwischen teilweise geringere Nachzahlungsaufforderungen verschickt, doch für viele Mieter ist das nicht genug. Sie sind erleichtert, dass ihre Heizungen wenigstens aktuell ausbleiben können.