RTL-Expertin ordnet ein
FDP will 8-Stunden-Tag abschaffen - warum Mütter zu Leidtragenden werden könnten
Weg mit dem Acht-Stunden-Tag?
Dieser Vorschlag platzt mitten in die freien Pfingsttage: Die FDP will den klassischen Acht-Stunden-Arbeitstag abschaffen und dafür eine Wochenarbeitszeit festschreiben. Was steckt dahinter und warum ausgerechnet Mütter die Leidtragenden sein könnten.
„Das Arbeitszeitgesetz kommt aus einer Welt, in der es kein Homeoffice gab"
Aber zunächst auf Anfang – was genau hat die FDP vorgeschlagen? Die FDP will die Arbeitszeiten flexibler gestalten. FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler findet: „Wir sollten die Tageshöchstarbeitszeiten abschaffen und nur noch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit festschreiben.“
Das Arbeitsgesetz soll modernisiert werden, der Acht-Stunden-Tag sei „ein fossiles Dogma aus einer Zeit, in der die Sorge vor Ausbeutung massiv war“, sagt er am Sonntag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Zeiten hätten sich geändert. „Das Arbeitszeitgesetz kommt aus einer Welt, in der es kein Homeoffice gab. Kaum jemand hält dieses Acht-Stunden-Dogma in seinem Arbeitstag noch durch.“
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„Viele Menschen brechen schon das Arbeitszeitgesetz, weil dadurch ihr Leben entspannter ist"
Gut vorstellbar seien solche Öffnungen zunächst für Branchen mit starken Tarifverträgen, wie die Chemieindustrie, Post- und Paketmarkt und die Logistikbranche, schlägt Köhler vor. Auch in der IT-Branche und anderen Berufsfeldern mit Homeoffice-Möglichkeiten sei dies denkbar. Die Änderungen würden seiner Meinung nach die Wirtschaftswende beschleunigen.
Doch nicht nur das, auch an die vorgeschriebenen Pausen und Ruhezeiten will die FDP ran, starre Vorschriften sollten wegfallen. Viele Menschen arbeiteten schon jetzt die Mittagspause durch, um früher nach Hause gehen zu können. Andere setzten sich am späteren Abend nochmal vor den Computer, um dafür nachmittags mit ihren Kindern auf den Spielplatz zu können. „Die haben dann natürlich keine elf Stunden mehr, bis sie am nächsten Tag wieder im Büro sitzen. Viele Menschen brechen also faktisch schon das Arbeitszeitgesetz, weil dadurch ihr Leben entspannter ist. Diese Flexibilität sollte nicht mehr illegal sein“ sagt Köhler.
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Heike Boese: „Es ist eben nicht immer so, dass die Kita flexible Öffnungszeiten hat"
Doch gerade beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt es massive Kritik an dem Vorschlag – vor allem aus der SPD, wie Berlin-Korrespondentin Heike Boese erläutert:
„Einige dieser Bedenken halte ich für sehr berechtigt. Beispielsweise das Argument der Kinderbetreuung. Es ist eben nicht immer so, dass der Hort mal geöffnet hat und mal geschlossen oder aber die Kita einfach flexible Öffnungszeiten hat. Viele, vor allem berufstätige Mütter, sind ganz strikt daran gebunden, quasi darauf angewiesen, dass sie sich darauf verlassen können, wann sie Feierabend haben, um eben das Kind pünktlich abzuholen. Natürlich kann man sagen, das kann auch mal der Vater erledigen, wenn er auch die flexibleren Arbeitszeiten hätte. Aber die Realität sieht immer noch anders aus.“ Die Sorge der SPD-Bundestagsfraktion sei, dass ein solches Modell zulasten von Müttern gehe, die seien die Leidtragenden.
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„Es braucht sehr viel Flexibilität bei Ruhezeiten, Flexibilität bei Arbeitszeiten, damit die Wochenarbeitszeit eingehalten wird. Und das ist in einigen Branchen schlicht nicht möglich. Das geht eben nicht immer. Es gibt Berufe, da passt das super, andere, da geht es überhaupt nicht. Da wird man sich insgesamt flexibler in der Arbeitszeit aufstellen müssen. Das ist ohnehin ein Gebot der Stunde. Nicht erst, aber auch, seit wir Homeoffice eingeführt haben. Aber so ganz starr, wie sich die FDP das jetzt vorstellt, das sehe ich nicht, dass das realistisch ist“, so Heike Boese. Sie hält daher die Wahrscheinlichkeit, dass sich der FDP-Vorstoß auch umsetzen lässt, für nicht sehr realistisch.
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(eku, mit dpa)
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