Ihre Erklärung im Wortlaut
Grünen-Politikerin wird beim Klauen in einer Luxus-Boutique erwischt - jetzt tritt sie zurück

Politikerin macht lange Finger
Sie klaute in einer Luxusboutique, jetzt ist sie zurückgetreten: Die neuseeländische Abgeordnete Golriz Ghahraman (Grüne) hat ihren Fehltritt zugegeben und zieht nun die Konsequenzen. Was hinter der Geschichte steckt.
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Gharaman: Verhalten sei in keinster Weise rational zu erklären
„Mir ist klar, dass meine psychische Gesundheit durch den Stress im Zusammenhang mit meiner Arbeit stark beeinträchtigt wird. Dies hat mich zu einem Verhalten veranlasst, das völlig untypisch ist. Ich versuche nicht, mein Handeln zu entschuldigen, aber ich möchte es erklären“, sagt die 43-Jährige in ihrer ersten öffentlichen Stellungnahme, die auf der Webseite der Partei veröffentlicht ist. „Die Menschen sollten von ihren gewählten Vertretern zu Recht die höchsten Verhaltensstandards erwarten. Das habe ich nicht erfüllt. Es tut mir leid." Sie könne ihr Verhalten nicht erklären, denn es sei in keinster Weise rational.
Gharaman soll während der Weihnachtszeit im Aucklander Vorort Ponsonby in einer Luxus-Boutique lange Finger gemacht haben. Die Polizei bestätigte, dass es eine Untersuchung gibt, nicht aber die Identität der Person. Berichtet hatte zunächst am 10. Januar Newstalk ZB Plus.
Grünen-Vorsitzende: Ghahraman wurde über Jahre mit Gewalt und sogar dem Tod gedroht
Warum sie geklaut hat? Ghahraman erklärt, dass es ihr nach einer ärztlichen Untersuchung und Gesprächen mit einem Psychiater bewusst sei, dass es ihr nicht gut gehe. „Mein Verhalten steht im Einklang mit den jüngsten Ereignissen, die zu einer extremen Stressreaktion geführt haben und mit einem zuvor nicht erkannten Trauma zusammenhängen", sagte sie. „Vor diesem Hintergrund möchte ich mich nicht hinter meinen psychischen Problemen verstecken und übernehme die volle Verantwortung für mein Handeln, das ich zutiefst bedauere."
Die Co-Vorsitzenden der Grünen, Marama Davidson und James Shaw zeigen laut The Guardian Verständnis für ihre Kollegin, weisen darauf hin, dass Ghahraman von dem Moment an, als sie ins Parlament einzog, Beschimpfungen von Seiten der Öffentlichkeit ausgesetzt war: Ihr wurde auch mit sexueller und körperlicher Gewalt und sogar mit dem Tod gedroht – deutlich mehr als viele andere Abgeordnete erfahren würden, so die Politiker.
„Es ist uns klar, dass Frau Ghahraman in einem Zustand extremer Verzweiflung ist. Sie hat die Verantwortung übernommen und sich entschuldigt.“ Sie sagten jedoch auch, dass von Abgeordneten erwartet werde, dass sie sich in der Öffentlichkeit an hohe Standards halten und unterstützen daher ihre Entscheidung zum Rücktritt.
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„Ich habe viele Menschen im Stich gelassen“
Ghahraman schrieb 2017 Geschichte, als sie als erste Geflüchtete ins neuseeländische Parlament gewählt wurde. Sie wurde 1981 im Iran geboren und floh mit der Familie 1990 nach dem Iran-Irak-Krieg. Die Menschenrechtsanwältin war unter anderem Sprecherin der Grünen für die Bereiche Justiz, Handel und Außenpolitik. Zuvor arbeitete sie als Strafverteidigerin und Menschenrechtsanwältin, unter anderem für die UN-Tribunale in Ruanda, Kambodscha und Den Haag. 2020 machte Ghararam ihre Diagnose Multiple Sklerose öffentlich, die in ihrer Zeit als Abgeordnete diagnostiziert wurde.
„Ich habe viele Menschen im Stich gelassen“, schreibt sie nun ihrer Erklärung und das tue ihr sehr leid. Jetzt will sie ihren Fokus darauf setzen, gesund zu werden und wird sich nicht weiter zu den Vorfällen äußern. (eku)
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