Cannabis-Sucht: So schädlich ist die Droge für Jugendliche
Mit 12 Jahren hat Ben bereits angefangen zu kiffen, seitdem in einer "dumpfen Blase" gelebt. Jetzt befindet sich der 18-Jährige im Entzug. Er will von Cannabis loskommen, denn Cannabis ist eine Substanz, die das heranwachsende Gehirn von Jugendlichen nachhaltig schädigt. Suchtexperten warnen massiv vor der Droge und fordern ein Null-Toleranz-Prinzip. Aber lässt sich das überhaupt durchziehen?

Das Thema Kiffen ist längst an allen Schulen quer durch Deutschland angekommen. Statt wegzuschauen, sollten sich Eltern mit der Droge auseinandersetzen. Aber viele scheinen nicht einmal zu wissen, wie Cannabis riecht oder gar aussieht.
Als wir den 18-jährigen Ben in einer Hamburger Suchtklinik besuchen, steht er kurz vor seiner Entlassung. Drei Monate wurde er hier wegen Cannabis-Sucht behandelt - und nimmt jetzt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder wahr, was um ihn herum passiert. Ben kann sich noch nicht vorstellen, wie ein Leben ohne Cannabis funktioniert. Bis zuletzt hat er acht Gramm täglich geraucht. Ben hat sich, wie er selber sagt, komplett aus dem normalen Leben geschossen und seine komplette Teenagerzeit im Dämmerzustand verbracht. Er wurde schnell abhängig vom Cannabis.
Cannabis führt zu einer Demenz im Jugendalter
Bei Jugendlichen ist das verbreitet, denn ihr Suchtgedächtnis spricht intensiv auf die Droge an. Die Auswirkungen auf das Gehirn sind laut Professor Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verheerend: "Auf der einen Seite wird durch Cannabinoide das Wachstum der Nervenzellen gehindert, auf der anderen Seite werden bestimmte Nervenzellstrukturen abgebaut, wie bei einem alten Menschen." Die Folge: Eine Art Demenz im Jugendalter. Aber Cannabis wirkt auch auf die Hirnzentren ein, die für eine gute Stimmung verantwortlich sind. Es aktiviert die Glückshormone. Wer einen Joint raucht, kann einen Lachflash bekommen.
Laut einer aktuellen Studie sind es vor allem angehende Akademiker, die kiffen. Unter 1.000 Befragten gaben 22 Prozent der Abiturienten und Studenten an, schon einmal Cannabis probiert zu haben. Bei den Hauptschülern waren es gerade mal 11 Prozent. Viele der Schüler werden in ihrem Bekanntenkreis mit Cannabis konfrontiert. Das größte Problem bei der Prävention: Oftmals wissen Eltern viel zu wenig über Cannabis, würden nicht einmal das Dope im Kinderzimmer erkennen. Eltern sollten gerade bei pubertierenden Jugendlichen besonders aufmerksam sein, denn die Anzeichen für Cannabis-Missbrauch sind in der Regel gut zu erkennen:
- Freizeitinteressen wie Sport werden vernachlässigt
- Es kommt zu einem Leistungsknick in der Schule
- Der Freundeskreis ändert sich plötzlich: Jugendliche suchen ebenfalls kiffende Jugendliche
- Kiff-Utensilien wie Cannabis, Pfeifen oder Staniolpapier liegen herum
Ben hat alles erlebt: Er hat seine alten Freunde verloren, sämtliche Hobbys aufgegeben und die Schule geschmissen. Heute würde er seinen ersten Griff zum Joint mit 12 Jahren wieder rückgängig machen. Sechs Jahre lang hat er sich mit dem Cannabis in eine verzerrte Parallelwelt gekifft. Nüchtern im Hier und Jetzt zu leben, das wird nun seine größte Herausforderung werden.