Bildungsurlaub? Das müsst ihr wissen!: So bekommt ihr fünf zusätzliche Urlaubstage!
Fünf Tage Urlaub, in denen man sich weiterbildet – bei vollem Gehalt! Den Anspruch darauf hat fast jeder Arbeitnehmer. Aber im Dschungel der Angebote findet man sich schwer zurecht, denn jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln. Ein Start-up verspricht dabei Hilfe.
Sanfter Druck gegen Stress im Arbeitsalltag. Die Designerin Ulrike Behrendt und all die anderen Kursteilnehmer hier haben von ihren Chefs Bildungsurlaub bekommen, um die japanische Kunst der Shiatsu Massage zu erlernen.
„Also hauptsächlich mache ich Shiatsu, um aus meinem Arbeitsalltag rauszukommen. Ich sitze viel am Schreibtisch, viel am Rechner. Das kennen wahrscheinlich viele und finde es total schön, auch mal was für mich selber zu tun und mich weiterzubilden in einem anderen Bereich“, sagt Behrendt.
Einen Anspruch auf Bildungsurlaub haben in Deutschland eigentlich alle Arbeitnehmer, außer in Sachsen und Bayern. Das heißt bis zu fünf Tage im Jahr zusätzlich zum Urlaub bei vollem Gehalt. Doch nur wenige Deutsche wissen das. Viele verwechseln ihn mit Firmen bezogenen Fortbildungen.
„Also ich finde es auch total spannend war. Anfangs dachte ich auch, dass es sehr teambezogen sein muss zum Beruf. Also ich komme jetzt auch aus der digitalen Welt und dachte, es muss sich auch um das Digitale drehen und waren total begeistert, dass es auch praktisch körperliche Kurse gibt, die sich um die mentale Gesundheit drehen und würde mir da auch wünschen, dass die Leute vielleicht besser informiert werden und dass man da vielleicht auch schneller fündig wird“, sagt Behrendt.
Wichtig: Der Bildungsurlaub muss in einem vom Bundesland anerkannten Kurs stattfinden. Volkshochschulen und private Institutionen haben zahlreiche Angebote, doch welche erlaubt sind, war für die Designerin nicht leicht herauszufinden.
„Es gibt tatsächlich ein paar Rahmenbedingungen, die man beachten muss. Da muss man sich einlesen und das kann mitunter kompliziert sein.“
Lara Körber hat mit ihrem Startup eine Suchseite entwickelt, auf der die Kursangebote den einzelnen Bundesländern zugeordnet werden. Denn jedes Bundesland hat andere Vorgaben an das Bildungsangebot. Es gilt immer das Bundesland, in dem der Arbeitgeber seinen Sitz hat.
„Bildungsurlaub zu beantragen kann ganz schön verwirrend sein. Zum Beispiel darf Bildungsurlaub in NRW nur 500 Kilometer von der Landesgrenze entfernt stattfinden und währenddessen man in Hamburg zehn Tage Bildungsurlaub in zwei Jahren machen kann, braucht man in Hessen dafür eine schriftliche Beantragung beim Arbeitgeber“, erklärt Körber.
Sich die Tage für einen längeren Bildungsurlaub aufzusparen geht also nicht immer. Beliebte Kurse sind neben Computerworkshops ab 350 Euro pro Woche auch Sprachreisen ins Ausland mit Wandertouren ab 600 Euro oder technische Fortbildungen wie Schweißen für 500 Euro. Auch für Büromenschen möglich, die sich das Know-How eher für den Privatgebrauch aneignen wollen.
„Dann hat mich nur mein direkter Vorgesetzter angesprochen. Einen Schweißkurs: Wie kommt das und warum?“, sagt Kursteilnehmer Christof Käfer.
Rechtfertigen muss sich im Übrigen niemand vor dem Arbeitgeber. Allerdings gelten Fristen. Bildungsurlaub kann in der Regel erst nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit beantragt werden, mindestens sechs Wochen vor Kursbeginn.
„Der Arbeitgeber hat die Möglichkeit zu sagen jetzt passt es mir gerade nicht. Oder aber ich habe einen betrieblichen Engpass. Deswegen können nicht alle gleichzeitig den Urlaub machen. Das kann er schon machen. Aber es ist wichtig, dass er dafür die Gründe benennt. Warum genehmigt ihr den Bildungsurlaub nicht. Und wenn das der Fall ist, dann gibt es Personal und Betriebsräte. Die können sich darin einschalten“, sagt Jan Krüger vom Deutschen Gewerkschaftsbund.
Die Kosten für den Bildungsurlaub müssen selbst getragen werden. Je nach Angebot und Dauer können schnell mehrere 100 Euro zusammenkommen, insbesondere wenn es ins Ausland geht. Ein Tipp: Meist sind die Ausgaben von der Steuer absetzbar. Ulrike Behrendt hat um die 400 Euro für ihren Shiatsu Kurs bezahlt. In der einen Woche hat sie auch gelernt, welche Übungen ihr in stressigen Situationen im Büro helfen können. So kann der Bildungsurlaub den Arbeitsalltag nachhaltig beeinflussen.