Weniger Flüge ab Deutschland: Fluglinien verringern Angebot – was bedeutet das?
Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit weiteren Einschnitten bei den Flugplänen der deutschen Luftfahrtindustrie. In der Bild am Sonntag sagte er, er mache sich große Sorgen um die Anbindung des Wirtschaftsstandorts. Die Branche steht aktuell vor großen Herausforderungen. Zuletzt hatten der irische Billigflieger Rynanair und die Lufthansa-Tochter Eurowings zahlreiche Flüge in Deutschland gestrichen. Ntv-Chefkorrespondent Wirtschaft Ulrich Reitz ordnet die Lage ein.
Die deutsche Luftfahrtbranche hat es gerade alles andere als leicht. Denn Fliegen ist hierzulande besonders teuer. Lufthansa-Chef Carsten Spohr schlägt deshalb nun in der "Bild am Sonntag" Alarm: „Die extrem gestiegenen staatlichen Kosten im Luftverkehr führen zu einem weiter schrumpfenden Angebot. Immer mehr Airlines meiden deutsche Flughäfen oder streichen wichtige Verbindungen.“
Laut dem Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften gibt es derzeit verschiedene standortabhängige Kosten, die die Branche belasten. Dazu zählen vor allem die Flugsicherungsgebühr, mit der die Arbeit der deutschen Flugsicherung bezahlt wird. Sie zählt laut Verband zu den höchsten in Europa. Dazu kommen die Luftverkehrssteuer, Flughafenentgelte und die sogenannte Luftsicherheitsgebühr. Sie fällt bei der Durchsuchung von Passagieren und Gepäck an.
„Und da überlegen sich die Airlines natürlich wenn ich zum gleichen Ticketpreis ab Deutschland fliege aber viel mehr Kosten davon abgeben muss, dann lohnt es sich für mich weniger als wenn ich aus benachbarten Ländern fliege“, sagt RTL-Reiseexperte OT Ralf Benkö.
Und tatsächlich ziehen erste Airlines Konsequenzen: Der irische Billigflieger Ryanair will im kommenden Sommer die Flughäfen Dortmund, Dresden und Leipzig nicht mehr anfliegen. Die Lufthansa-Tochter Eurowings will in Hamburg mehr als 1000 Flüge aus dem Programm nehmen. Auch der Flughafenverband ADV verlangt deshalb von der Bundesregierung nun zügige Schritte zur Stärkung des Luftverkehrs.
Ntv-Chefkorrespondent Wirtschaft Ulrich Reitz ordnet die Lage ein:
„Die Warnungen gibt es seit ganz langer Zeit. Seit Jahren eigentlich, seitdem diese immer höheren Gebühren beschlossen wurden. Und nach der Automobilindustrie, die ja diese Elektrowende losgefahren hat und dann an Ladesäulen, die es nicht gab, stecken blieb, ist es jetzt die Luftfahrtindustrie, die leidet. Also, wir sind im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig, was die Preise angeht und im deutschen Wettbewerb, wo ja alle betroffen sind von diesen hohen Gebühren, ist das Fliegen einfach, wird es immer teurer, sodass immer weniger Menschen fliegen und immer mehr Alternativen suchen.“
Warum hat man nicht früher gegengesteuert?
„Das ist die Frage. Die wird man in Berlin beantworten müssen. Also wir suchen gerade die alten Töne oder die früheren Töne von dem Lufthansachef Spohr raus. Das hat er gesagt. Das war noch in der Zeit, wo man das Szenario aufmalte, wenn man beispielsweise von Frankfurt nach Mallorca fliegt, es günstiger sein kann, wenn man über ein außereuropäisches Drehkreuz fliegt mit einer außereuropäischen Airline. Und das ist ein ganz gehöriger Wettbewerbsnachteil, der der Natur, der Umwelt gar nichts bringt, weil man ja viel länger fliegt. Und das ist eben diese Diskrepanz. Das wird jetzt Realität. Diese Kosten schlagen voll zu Buche und deshalb sind die Kunden, die Fluggäste, erst einmal die Benachteiligten und auf der anderen Seite oder beziehungsweise in der Folge dann auch die Mitarbeiter. Denn wenn weniger Flugzeuge in Deutschland abheben, braucht es auch weniger Flugbesatzung.“
Wie geht es in Zukunft weiter?
„Wir sehen ja die ersten Auswirkungen, dass deutsche Airlines deutsche Flughäfen weniger anfliegen. Selbst Ryanair, der irische Flieger, fliegt deutsche Flughäfen deutlich weniger an. Die Eurowings, Lufthansatochter, die ja im Wesentlichen den deutschen Binnen-Luftverkehr auch abdeckt oder deutsche Ziele oder deutsche Flughäfen quasi anfliegt. Von Frankfurt und München fliegt die Lufthansa. Alle anderen Regionalflughäfen bedient die Eurowings. So müssen wir sagen die dünnen massiv Verbindungen aus. Also wir sehen in Hamburg beispielsweise künftig 1000 Verbindungen, die man streichen will. Das ist für den Standort, auch für den Wirtschaftsstandort Hamburg eine Katastrophe. Da sind die Leute einfach darauf angewiesen, dass sie mit dem Zug woanders hinfahren und von dort abheben.“