Mann aus brennendem Haus gerettet

Feuerwehrmann will seine Schwester zur Schule fahren – und wird unterwegs zum Helden

Rechts: Philipp Fischer, links: seine Schwester Elena. Die beiden sitzen nebeneinander in einem Restaurant und lächeln.
Philipp (32) und seine Schwester Elena (18) haben auf dem Weg zur Schule ein Leben gerettet.
Privat
von Ines Schöcker

Dieser Mann aus Nordrhein-Westfalen wurde spontan zum Lebensretter!
Philipp Fischer ist bei seinen Eltern in Weinheim zu Besuch, als seine Schwester Elena ihn bittet, sie zur Schule fahren. Kaum sitzen die beiden im Auto, bemerken sie starke Rauchentwicklung in der Nachbarschaft. Schnell wird klar: Die Lage ist ernst. Es geht um Minuten, um Leben und Tod und um eine Entscheidung, die für den Berufsfeuerwehrmann in Zivil selbst lebensgefährlich hätte enden können.

Viele Zufälle und „Flammeninferno“ in einer Küche

Normalerweise fährt Elena (18) selbstständig mit dem Roller in die Schule. Doch an jenem Tag regnet es und sie bittet ihren Bruder, sie zu fahren. Und eigentlich fährt Philipp Fischer (32) eine andere Route. Doch ein LKW versperrte zuvor die Straße und der Berufsfeuerwehrmann nimmt deshalb einen Umweg. Wenige Minuten später entpuppt sich die Strecke zur Schule als Schicksalsfahrt.

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Aus einem Haus in der Nachbarschaft steigt dichter Rauch. Philipp bittet seine Schwester, den Notruf abzusetzen. Er nähert sich dem Grundstück, wo ein pflegebedürftiger Mann wohnt, den Philipp selbst kennt. Die Haustür steht offen. Im RTL-Interview erinnert sich der Berufsfeuerwehrmann: „Ich bin dann dahingelaufen und konnte an der Tür sehen, wie er acht Meter weiter weg von mir entfernt in der Küche steht, die hinter ihm wie im Flammeninferno stand, komplett im Rauch. Ich hab‘ auch nur seine Schattierung gesehen.“

„Hey, eigentlich musste ich es machen“

Der 62-jährige Hausbewohner ist gesundheitlich beeinträchtigt, geht am Rollator und ist schon seit Jahren auf fremde Hilfe angewiesen. Der Berufsfeuerwehrmann weiß, dass er jetzt handeln muss - oder nie: „Ich hätte dem guten Herrn nicht mehr eine Minute gegeben in dem Rauch. Also mich hat tatsächlich gewundert, dass er überhaupt noch steht. Ich dachte, noch ein, zwei Atemzüge und der liegt gleich da.“

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Philipp Fischer muss in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen. „Als Feuerwehrmann ist das Erste, was man lernt, Eigenschutz beachten. Gehst du rein oder nicht? Aber ich konnte auch nicht mit mir vereinbaren, man sieht ihn und ich hätte zuschauen können, wie er kollabiert und verbrennt. Dann habe ich meine Jacke geschnappt, die vor meinen Mund gehalten und bin einfach nur acht Meter rein, ihn schnell gepackt und rausgezerrt.“

Großer Schaden, aber noch größeres Glück

Als die beiden Männer im Freien sind, explodieren im Haus mehrere kleinere Druckbehälter, wie die Feuerwehr Weinheim auf Facebook schreibt. Philipp Fischer spricht von „Adrenalin pur”. Erst im Nachgang realisisert er, in welche Gefahr er sich gebracht hat: „Danach hab ich auch nochmal so reflektiert: Das hätte auch anders ausgehen können. Also wenn die Gaskartuschen hochgegangen wären, wenn ich gerade genau in der Küche gestanden hätte. War schon ‘ne Nummer.“

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Bis die Feuerwehr eintrifft versorgt der 32-Jährige den Bewohner, dessen Haus nach dem Brand unbewohnbar ist. Der junge Mann ist dankbar, dass es dem Senior gutgeht. Dieser sei mittlerweile in einem Pflegeheim in Weinheim untergekommen. Philipp Fischer würde es jederzeit wieder tun, bestätigt er auf Nachfrage. Die Feuerwehr Weinheim schätzt den Schaden des Feuers laut eines Facebook-Posts auf rund 100.000 Euro. Zur Nachrichtenproduktion „PR-Video” sagte ein Sprecher: „Wir gehen stark davon aus, dass er ihm das Leben gerettet hat.“