Ex-Kommissarin erklärt bei RTL, wie die Polizei jetzt sucht

Finden Super-Recognizer Spur zur vermissten Valeriia (9)?

vermisste Valeriia
Die Vermisste Valeriia wurde tot im Wald gefunden.
Polizei
von Konrad Rampelt und Nele Tröger

Keine Spur von der kleinen Valeriia!
Das Mädchen aus Döbeln (Sachsen) kommt Montagmorgen nicht in der Schule an. Seither suchen Polizei, Nachbarn und freiwillige Helfer pausenlos nach der Neunjährigen – ohne Erfolg. Ex-Kommissarin Alexandra Rietz (52) weiß genau, was jetzt in den Ermittlern vorgeht – und erklärt, wie ermittelt wird, wenn ein Kind verschwindet.

Ex-Kommissarin Alexandra Rietz: Polizei steht immer unter Druck

„Die Polizei hat natürlich einen ganz hohen Druck. Erstmal geht es da ja um ein kleines Mädchen. Die Valeriia ist neun Jahre alt und man weiß nicht, ob sie sich vielleicht in einer lebensbedrohlichen Situation befindet. Sowohl als Polizist als auch einfach als Mensch hat man dann natürlich ein ganz großes Interesse, das so schnell wie möglich aufzuklären“, erklärt Rietz, die zehn Jahre lang für die Kriminalpolizei Niedersachsen gearbeitet hat.

Valeriia soll am Montagmorgen gegen 6.50 Uhr das Haus verlassen haben, normalerweise läuft sie acht Minuten bis zur Haltestelle, der Bus zur Grundschule fährt kurz nach sieben. Doch in diesen soll das Mädchen nicht eingestiegen sein. Valeriia fehlt im Unterricht. Obwohl eigentlich vorgeschrieben, versäumen die Lehrer, die Mutter unmittelbar über das Fernbleiben der Neunjährigen zu informieren. Erst viele Stunden später fährt die Polizei alle Suchmaßnahmen herauf. Rietz zu RTL: „Es gibt immer Umstände, da hat man von Anfang an wirklich auch das Gefühl, das ist hier sehr merkwürdig und dann fährt man auch das volle Programm.“ Bei einem Kind mache man das immer, so die Ex-Ermittlerin.

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Polizei setzt Super-Recognizer ein

Im Fall der vermissten Valeriia hätten die Ermittler alle möglichen Maßnahmen ergriffen. „Es werden Hunde eingesetzt, ein Hubschrauber kann eingesetzt werden, auch mit Wärmebildkamera unter Umständen. In diesem Fall ist ja auch ein Gewässer in der Nähe, das heißt, Taucher wurden hinzugezogen“, erklärt der Ex-Star der TV-Serie „K11 – Kommissare im Einsatz“.

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Um Valeriia endlich zu finden, würden auch sogenannte Super-Recognizer eingesetzt werden. „Das sind Menschen, die eine ganz besondere Fähigkeit haben, sich Gesichter zu merken. Ich könnte mir vorstellen, man hat ja die Kameraüberwachung vom Busbahnhof überprüft oder auch Kameras aus den Bussen“, sagt die Ex-Ermittlerin. Sie werden in den nächsten Tagen Videos von Überwachungskameras anschauen und nach Spuren von Valeriia suchen.

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Rietz: Polizei könnte Funkzellen auswerten lassen

Mit jeder weiter vergehenden Minute wird die Zeit zum Gegner aller Suchenden. Dennoch: „Man darf trotzdem die Hoffnung nie aufgeben“, fordert die Ex-Ermittlerin. Dietz: „Gibt es irgendwo noch Kameras an öffentlichen Plätzen oder auch Blitzergeräte? Es kann ja sein, im Falle eines Verbrechens, dass ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit davongefahren ist.“

Auch die Funkzellen in Döbeln könnten überprüft werden. Dann wüsste die Polizei genau, wessen Handys sich am Ort des Verschwindens eingeloggt haben. „Aber das ist eine Maßnahme, bis man die Ergebnisse bekommt, vergeht so viel Zeit. Diese Zeit wird jetzt bestimmt anders genutzt“, weiß Rietz.

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05.06.2024, Sachsen, Döbeln: Polizisten, die an der Suche nach einer Neunjährigen in Döbeln beteiligt sind, gehen über einen Weg. Bei der dringlichen Suche nach dem Mädchen hat die Polizei auch die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen. Foto: Tobias Junghannß/dpa-Zentralbild/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Polizisten, die an der Suche nach einer Neunjährigen in Döbeln beteiligt sind, gehen über einen Weg. Bei der dringlichen Suche nach dem Mädchen hat die Polizei auch die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.
zeh, dpa, Tobias Junghannß

Mädchen wurde erst vor Kurzem in Döbeln von Fremden angesprochen

Dennoch betont Rietz, dass in diesem Fall alles möglich sei. Valeriia könnte auch aus eigenem Antrieb weggelaufen sein oder sich versteckt haben. Auch ein Verbrechen könne längst nicht ausgeschlossen werden. Rietz: „Sehr bedenklich ist ja auch, dass in der Stadt vor einer Woche schon mal ein Mädchen angesprochen worden sein soll von einem Mann, der zu dem Mädchen dann gesagt habe: ‘Komm mal mit, ich will dir mal ein paar Kätzchen zeigen.’“ Das Mädchen sei in diesem Fall nicht mitgegangen.

Es könne aber auch sein, dass Valeriia auf dem Weg zur Schule einfach irgendwo was Spannendes gesehen hat, Richtung Wasser gelaufen ist. Es könne auch sein, dass in der Schule oder zu Hause etwas vorgefallen ist, dass sie einfach nicht zur Schule gehen wollte, aber auch nicht wieder zurück nach Hause. All das seien Dinge, welche die Ermittler nun prüfen müssten.

Wer Hinweise zu Valeriias Verbleib hat, wird gebeten, sich bei der Polizei in Döbeln unter der Tel. 03431 / 659-0 oder über den Notruf 110 zu melden. Auch in der kommenden Nacht sind wieder etliche Polizeibeamte in Döbeln aktiv in der Hoffnung endlich eine erst Spur zum vermissten Kind zu. (kra)