Wie ihr die tückische Krankheit erkennt
Ringelrötel-Zahlen steigen um das Sechzehnfache – jetzt warnt das RKI

Ringelröteln sind weiter auf dem Vormarsch! In den letzten Wochen sind viel mehr Menschen an Ringelröteln erkrankt als sonst. Auch wenn die Krankheit oft als Kinderkrankheit gilt, können sich auch Erwachsene anstecken. Gerade Schwangere sollten eine Infektion unbedingt vermeiden.
RKI meldet deutlichen Ringelröteln-Anstieg
Das Robert Koch Institut (RKI) verzeichnet in einem aktuellen Bericht immer mehr Ringelröteln-Fälle. Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die Fallzahlen um das Sechzehnfache im Vergleich zum selben Zeitraum 2019.
Bereits seit Ende 2023 wurde eine starke Zunahme von Ringelröteln gerade bei Schwangeren beobachtet.
Das Tückische: Die höchste Ansteckungsgefahr besteht, bevor die ersten sichtbaren Symptome auftreten. Oft verläuft die Krankheit daher zunächst unbemerkt und wird so unerkannt weitergetragen. Die Inkubationszeit beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen, bis sich schlussendlich ein Hautausschlag bemerkbar macht.
Lese-Tipp: Gesundheitslexikon: Ringelröteln
Wie steckt man sich an?
Übertragen wird die Krankheit durch die sogenannte Tröpfcheninfektion.
Dabei werden die Krankheitserreger durch zum Beispiel Husten, Niesen oder Sprechen weitergegeben. Selten, aber dennoch möglich, ist ebenfalls eine sogenannte Schmierinfektion, bei dem die Viren durch verunreinigte Gegenstände übertragen werden.
Ringelröteln: Das sind die Symptome
Ringelröteln beginnen oft unscheinbar mit Symptomen, die denen einer leichten Erkältung ähneln. Das sind die typischen Krankheitsanzeichen:
Fieber
Kopfschmerzen
Schwellung der Lymphknoten
allgemeines Unwohlsein
„Ein markantes Anzeichen der Krankheit ist der charakteristische Hautausschlag, der zunächst als schmetterlingsförmige Rötung auf beiden Wangen erscheint“, sagt Dr. Roland Elling, Oberarzt und Leiter der Sektion für pädiatrische Infektionsforschung und Infektionsepidemiologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.
Dieser Ausschlag breitet sich typischerweise innerhalb von ein bis zwei Tagen aus und erscheint dann auf Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und am Gesäß.
Ringelröteln-Welle 2024 kam früher als normalerweise
Bei den Infektionen in diesem Jahr besteht aktuell eine Besonderheit: Obwohl Infektionen mit dem Parvovirus B19 (B19V) normalerweise erst im Frühjahr und Frühsommer gehäuft auftreten, habe es hierzulande bereits zwischen Januar und März einen deutlichen Anstieg der Inzidenz gegeben, sagte Martin Enders vom Konsiliarlabor für Parvoviren in Stuttgart bereits im Mai 2024. Besonders für Schwangere stelle die Infektion ein Risiko dar.
Infolge der sehr hohen Inzidenz würden vermehrt B19V-bedingte fetale Komplikationen in der Schwangerschaft wie Fehlgeburten und Flüssigkeitsansammlungen gemeldet, sagt Enders. Demnach wurden folgende nicht repräsentative Fallzahlen, diagnostiziert im Stuttgarter Labor (Stand: 26. April), für die ersten drei Monate des Jahres gezählt: mehr als 120 Fälle im Januar, etwa 150 im Februar und mehr als 240 im März. Die Komplikationen treten laut Enders am häufigsten bei Infektionen vor der abgeschlossenen 20. Woche auf.
Lese-Tipp: Ringelröteln zwang GZSZ-Star Chryssanthi Kavazi zur Bettruhe
Im Video: So äußern sich Röteln
Einmal an Ringelröteln erkrankt – für immer immun
Ansteckungsgefahr besteht für Menschen, die bislang noch keine Ringelröteln hatten. Wer die Infektion überstanden hat, ist ein Leben lang geschützt und erkrankt nicht noch einmal. Schwangere stecken sich nach Auskunft von Enders am häufigsten bei Kindern an, meist im eigenen Haushalt oder durch berufliche Exposition.
Lese-Tipp: Die häufigsten Kinderkrankheiten: Das sind die Top Fünf
Gefahr für Schwangere durch Ringelröteln: Früh- oder Fehlgeburten drohen
Schwangere Frauen geben die Ringelröteln-Erreger an ihr ungeborenes Kind weiter, auch wenn die Infektion unbemerkt verläuft. Viren gelangen über die Plazenta in den Blutkreislauf des Kindes und befallen blutbildende Zellen, die Folge kann eine Blutarmut beim ungeborenen Kind sein. Im schlimmsten Fall droht eine Fehl- oder Frühgeburt, besonders in den ersten Schwangerschaftsmonaten.
„Manche Schwangere zeigen zwar typische Symptome wie Husten, Schnupfen und danach auch einen Ausschlag. Dies ist aber nicht immer der Fall“, sagt der Bundessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, Jakob Maske. Es gebe kaum ähnliche Erkrankungen, die zu so einem spezifischen Ausschlag führten wie dem bei Ringelröteln. „Es gibt natürlich mal allergische Reaktionen, die ähnlich aussehen können. Die haben aber meistens noch andere Symptome.“
Lese-Tipp: Kinderdemenz: Wie Sarah mit der seltenen Krankheit lebt
Eure Erfahrung ist gefragt:
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.
Test zeigt, ob ihr immun gegen Ringelröteln seid
Auch Karl Oliver Kagan, Leiter der Pränatalen Medizin an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen, spricht von vielen Schwangeren, die sich 2024 bereits mit dem Parvovirus B19 ansteckten und zu Behandlung oder Kontrolle in die Klinik kamen. Wie viele Personen tatsächlich infiziert seien, könne allerdings nicht gesagt werden, weil nicht alle Betroffenen Symptome entwickelten.
Wer als Schwangere wissen wolle, ob in der Vergangenheit bereits eine Ringelröteln-Infektion vorlag, könne sich testen lassen – etwa wenn Kontakt mit einer infizierten Person bestanden habe. Bei diesem Test werde nach Antikörpern gegen die Paroviren B19 und gegebenenfalls nach Virus-Erbgut im Blut geschaut.
Lese-Tipp: Diese Schwangerschafts-Untersuchungen sind wirklich notwendig