Mathe, Lesen & NaturwissenschaftenPISA-KLATSCHE für Deutschland! Wir sind so schlecht wie nie

ARCHIV - 08.07.2020, Baden-Württemberg, Marbach am Neckar: Ein Schüler meldet sich während einer Unterrichtsstunde im Friedrich-Schiller Gymnasiums, während die Lehrerin an die Tafel schreibt. Mit Spannung werden die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie erwartet. Was in der Studie getestet wird und warum sie eine so große Rolle spielt. Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Neue Pisa-Studie
sab, dpa, Marijan Murat

Neuer Pisa-Schock!
Deutschland hat bei der neuen Pisa-Studie so schlecht abgeschnitten wie noch nie! Untersucht wurden die Kenntnisse von 15-Jährigen aus 81 Ländern in den Bereichen Mathe, Lesen und Naturwissenschaften.
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Deutschland weit weg von der Spitzengruppe

Die Ergebnisse der Pisa-Studie für das Jahr 2022.
Die Ergebnisse der Pisa-Studie für das Jahr 2022.
OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6., OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6., OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6.

2022 fielen die Durchschnittsergebnisse unserer Schüler in den Fächern Mathe, Lesekompetenz und Naturwissenschaften schwächer aus als 2018. Insgesamt handelt sich in allen drei Bereichen um die niedrigsten Werte, die jemals von Pisa gemessen wurden.

Die Ergebnisse liegen zwar immer noch knapp über dem Durchschnitt der Industriestaatenorganisation OEDC, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dennoch aber weit weg von der Spitzengruppe - die vor allem aus asiatischen Ländern besteht.

„Der Leistungsunterschied zwischen benachteiligten und nicht benachteiligten Kindern bleibt groß. In Deutschland mehr als in anderen Ländern bestimmt die soziale Herkunft noch immer die Bildungsleistungen voraus und akademische Spitzenleistungen sind weitestgehend das Privileg der sozial besser gestellten. Schülerinnen und Schüler, die sich heute in der Schule schwertun, werden morgen große Schwierigkeiten haben, sich in unserer Gesellschaft zurecht zu finden“, so Francesco Avvisati, Bildungsexperte OECD.

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Herkunft spielt bei den Ergebnissen eine zentrale Rolle

  • Noch schlechter sind vor allem Schüler, die bereits zuvor Probleme hatten: Gegenüber 2012 erhöhte sich der Anteil der Schüler und Schülerinnen, deren Leistungen unter dem Grundkompetenzniveau (Stufe 2) lagen, um 12 Prozentpunkte in Mathematik sowie um elf Prozentpunkte in Lesekompetenz und in Naturwissenschaften.

  • Spannend: Auch die Herkunft der Kinder oder aber ihrer Eltern spielt in den Leistungen eine wesentIiche Rolle: In Mathe stehen Schüler ohne Migrationshintergrund im Durchschnitt besser da als Kinder mit Migrationshintergrund. Sie haben im Durchschnitt einen Leistungsvorsprung von 59 Punkten gegenüber Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund. Vergleicht man nur Schüler mit gleichem finanziellen Hintergrund, beträgt der Abstand immer noch 32 Punkte.

  • Im Bereich Lesekompetenz beträgt der durchschnittliche Leistungsvorsprung der Schüler und Schülerinnen ohne Migrationshintergrund gegenüber denen mit Migrationshintergrund 67 Punkte. (bei gleicher sozialer Schicht: 40 Punkte)

  • Ein weiterer Aspekt ist, wie sehr Eltern ihre Kinder fördern bzw. ihre Kindern unterstützen können. In den Bildungssystemen, in denen zwischen 2018 und 2022 eine positivere Entwicklung der Elternbeteiligung zu beobachten war (d. h. Systemen, in denen der Anteil der Eltern, die das Gespräch mit den Lehrkräften über die Fortschritte ihrer Kinder suchen, vergleichsweise wenig zurückging), blieben die Mathematikleistungen tendenziell stabil oder verbesserten sich, heißt es in den Ergebnissen der Studie.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Pisa-Studie

Was ist die Pisa-Studie?

Die Pisa-Studie ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Es werden die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst. Seit dem Jahr 2000 wird sie alle drei Jahre durchgeführt. Diesmal standen die mathematischen Kompetenzen im Mittelpunkt.

Wer hat an der Studie teilgenommen?

An der jüngsten Erhebung im Jahr 2022 nahmen weltweit 81 Länder und mehr als 600.000 Jugendliche teil. Die für Deutschland repräsentative Stichprobe umfasst circa 13.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren in allen Schultypen.

Wie lief die Studie ab?

Die Tests für die Pisa-Studie finden inzwischen vor allem am Computer statt. Die Schüler müssen sich durch verschiedene Aufgaben klicken. USB-Sticks werden von Testern an Schulen verteilt, wo die Schüler dann am Computer Aufgaben in den Bereichen Lesen, Mathe und Naturwissenschaften lösen. Der Test dauert ungefähr zwei Stunden und besteht hauptsächlich aus Multiple-Choice-Fragen, bei denen die Schüler aus vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wählen müssen. Außerdem beantworteten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Schulleitungen und Eltern Fragen zum sozioökonomischen Hintergrund, zu Lernzeiten und Lernumfeld, Computernutzung und Unterrichtsgestaltung sowie zu Einstellungen und Erwartungen der Jugendlichen.

Warum spielen Pisa-Studien eine große Rolle?

Der OECD zufolge ist das Einzigartige an dieser Studie die globale Reichweite und die regelmäßige Durchführung. Da die Erhebung alle drei Jahre stattfindet, können die Teilnehmerländer ihre Fortschritte bei der Umsetzung wichtiger Lernziele beobachten. In Deutschland sorgten die Ergebnisse der ersten Erhebung 2001 sogar für den großen „Pisa-Schock“. In der ersten Vergleichsstudie hatten damals deutsche 15-Jährige schlecht abgeschnitten, zudem stand ein beschämend enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen im Pisa-Zeugnis.(eku, mit dpa)

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