RTL-Politikchef Nikolaus Blome kommentiert

Nach Pisa-Klatsche: Schlechte Noten können wir nicht nur auf die Politik schieben

Hände eines 7 jähringen Schuldkinds beim bearbeiten von Hausaufgaben, Deutschland, Baden- Württemberg, BLF *** Hands of a 7 year old school child doing homework, Germany, Baden Württemberg, BLF 20230926_154241
Jugendliche in Deutschland erhalten in Mathematik, im Lesen und in Naturwissenschaften die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Die Gründe sind vielschichtig.
www.imago-images.de, IMAGO/Bernd Leitner, IMAGO/Bernd Leitner
von Nikolaus Blome

Wer nicht lesen und rechnen kann, hat oft auch selber Schuld.
Der Staat vernachlässigt Schulen und Bildung. Aber für schlechte Noten ist er keineswegs allein verantwortlich. Ein Kommentar.
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Es fehlt an Geld und politischem Durchgriff

Die Ergebnisse der Pisa-Studie für das Jahr 2022.
Die Ergebnisse der Pisa-Studie für das Jahr 2022.
OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6., OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6., OECD, PISA-2022-Datenbank, Tabelle I.B1.5.4, I.B1.5.5 und I.B1.5.6.

„Generation Alpha“ hat es in Deutschland nicht so sehr mit Alphabet und der Algebra. Was wie ein Witz klingt, ist seit heute amtlich: Die 15-Jährigen sind bei Mathe, Naturwissenschaften und Lesen wieder da, wo sie vor gut 20 Jahren waren – als das ganze Land auf die schockschlechten Ergebnisse der ersten großen Pisa-Studie blickte. Dann ging es ein Jahrzehnt bergauf und wurde besser. Aber dann ein Jahrzehnt bergab zum Schlechteren, besonders in den letzten Corona-Jahren.

Lese-Tipp: Pisa-Klatsche für Deutschland! Wir sind so schlecht wie nie

Haben die Schüler gepennt? Die Politiker? Oder vielleicht auch die Eltern? Heute und morgen werden die Vorwürfe und Klagen durch die Luft schwirren wie die Fliegen, wieder einmal. Dabei ist die Sache einfacher, als man denkt: Es fehlt an Geld, vor allem aber an politischem Durchgriff. Es fehlt an Lehrern, aber auch an disziplinierten Schülern und aufmerksamen Eltern.

Bildungsföderalismus oder eher Bildungschaos?

Schule ist in Deutschland Ländersache, damit gehen die Probleme los. Schlechte Bildung und Ausbildung hemmt das ganze Land, aber Vorbeugung und Abhilfe bleiben stur in der Verantwortung der Kleinstaaterei von 16 Bundesländern.

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Selbst die Gelder, die eine Bundesregierung zur Verfügung stellt, fließen oft nicht ab oder versickern in der eitlen Bürokratie der Länder. So geschehen mit den Milliarden für die Schulrenovierung oder denen für digitale Ausstattung. Gleichzeitig machen sich die Länder die Lehrer und Lehrerinnen gegenseitig abspenstig, anstatt dass eine zentrale Instanz schaut, wo der Mangel am größten ist oder die Gefahr, Teile einer ganzen Generation für Ausbildung und Arbeitsmarkt zu verlieren.

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Auch Schüler und Eltern sind in der Verantwortung

Mehr als ein Drittel aller Schüler macht inzwischen Abitur. Vor 20 Jahren war es weniger als ein Viertel. Die deutschen Schulen haben also einen massiven Bildungsaufstieg ermöglicht. Trotzdem gibt es kaum ein Industrieland, wo für ein Kind so entscheidend ist, wie es um sein Elternhaus steht: Wird da vorgelesen und ist jemand da, bei den Hausaufgaben zu helfen? Gibt es da viele Bücher oder keine? Wird auch ein bisschen auf Disziplin und Ehrgeiz geachtet? Und, ja: Wird Deutsch im Fall des Falles schnell gelernt und viel gesprochen?

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So sehr Lehrer und Schulen mehr Geld verdienen – und es zuletzt oftmals auch bekommen haben: Ein bisschen hängt auch an den Schülern und den Eltern selbst. Mit 15 Jahren einfache Mathe-Aufgaben nicht zu können, wird in der Regel wenig damit zu tun haben, wie die Schule mit Computern ausgestattet ist. Mittelschwere Texte auf Deutsch nicht zu verstehen, hängt auch damit zusammen, ob die Eltern dafür sorgen können und wollen, dass die Kinder früh mit Lesen und Deutsch aufwachsen.

Wir können nicht alles auf die Politik schieben

Wenn sich eine drastisch gewachsene Zahl von Lernenden beim Lernen gestört fühlt, kann man die Klassen verkleinern, wofür aber die Lehrer fehlen, weil nicht genug Studenten Lehrer werden wollen. Oder man versucht, für mehr Disziplin in der Klasse zu sorgen – und achtet nicht auf die Querulanten-Eltern. Man sieht: Alles auf die Politik zu schieben, geht längst nicht an alle Wurzeln des Problems.

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Bildung ist mit die wichtigste Aufgabe des Staates, die er derzeit eher vernachlässigt als erfüllt. Bildung ist aber auch das eigene Interesse und die eigene Verantwortung von jeder und jedem. Und es ist das, wofür auch die Eltern sorgen sollten, wenn sie den Satz beherzigen: Den Kindern soll es einmal besser gehen als uns.

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