AfD-Chef Chrupalla bei Caren Miosga

Frauen sollen mehr Kinder kriegen und Familien keine Steuern zahlen

ARCHIV - 19.03.2024, Berlin: Tino Chrupalla, Fraktionsvorsitzende AFD, spricht vor der Sitzung der Bundestagsfraktion. Die Bundestagsfraktionen geben Pressestatements vor den Sitzungen. (zu dpa: «Chrupalla: Müssen weiter hinter Bystron und Krah stehen») Foto: Jonathan Penschek/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Tino Chrupalla
dpa, Jonathan Penschek
von Marko Schlichting

Frauenbild der AfD, Russland und raus aus der EU – was plant die AfD?
AfD-Chef Tino Chrupalla (49) ist am Sonntagabend zu Gast bei Caren Miosga. Um es vorweg zu sagen: Es hätte eine heftige Diskussion geben können – doch als es endlich zur Sache geht, ist die Sendung zu Ende. Die Chance, den AfD-Vorsitzenden zu stellen und zu strittigen Punkten des AfD-Programms zur EU-Wahl zu befragen, nutzt die Moderatorin nicht.

Als es zur Sache geht, ist die Sendung vorbei

Lang und breit stellt sie den Görlitzer vor, von seiner menschlichen Seite. Da kann er dann Dinge sagen wie: „Jeder, der mich kennt und weiß, wie ich agiere, wie ich im Privatleben bin, der schätzt mich“. Lang und breit diskutiert sie über die beiden AfD-Spitzenkandidaten zur Europawahl, Maximilian Krah und Petr Bystron, die laut Medienberichten Geld aus Russland kassiert haben sollen. Chrupalla: „Wir sind natürlich an einer Aufklärung interessiert. Wir wollen wissen, was da passiert. Das werden wir nicht dulden, dass Meinungen oder Positionen käuflich erwerbbar sind in unserer Partei. Und da werden wir notfalls natürlich reagieren.“ Sollten sich die Anschuldigungen als wahr erweisen, würde das einen Parteiausschuss nach sich ziehen.

Dann geht es um das Frauenbild der AfD, um ein Buch von Maximilian Krah, in dem er behauptet, die weibliche Intelligenz sei nahe an jener von Männern, aber Frauen würden anders ticken und seien deswegen nicht für Führungspositionen geeignet.

Die AfD will raus aus der EU

Drei wichtige Forderungen hat die rechtsextreme Partei in der Wirtschaftspolitik: Raus aus der EU, Abschaffung von Vermögens- und Erbschaftssteuer, weniger Fachkräfte aus dem Ausland. Auch dazu gibt es drei Ideen: Mehr Frauen in Arbeit, Einsatz von künstlicher Intelligenz und Robotern, und: Frauen sollen mehr Kinder kriegen. Dazu will Chrupalla mehr Anreize für Familien schaffen. „Die Grundfreibeträge müssen drastisch erhöht werden. Auch das steht in unserem Programm drin, dass Familien mit Kindern wenig bis gar keine Steuern mehr bezahlen müssen. Das wäre ein Anreiz."

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„Wäre es denn nicht besser, dass unser Land offen ist, das unser Land Menschen einlädt und sagt: Hier ist es ein guter Platz zum Leben, hier seid ihr willkommen, hier reden wir nicht darüber, wie viele Frauen wie viele Kinder bekommen?“, fragt Spitzenmanager Joe Kaeser, ein weiterer Gast der Sendung. „Niemand in unserer Partei hat was gegen diese Weltoffenheit", sagt Chrupalla. Man habe aber etwas gegen Migranten, die nach Deutschland kämen und die Sozialsysteme ausnutzen würden. Und das sage mittlerweile auch die CDU.

Aber wenn schon Zuwanderer, dann wenigstens aus Europa, fordert Chrupalla. Die könne man leichter integrieren, schon der Sprache wegen. Bei Menschen zum Beispiel aus Afrika sei das anders. Das seien die, „die es in Deutschland sehr schwer haben, die die größten Probleme bereiten, die in der Kriminalitätsstatistik sehr weit vorne liegen. Das kann man doch nicht leugnen“, sagt Chrupalla.

Darüber ärgert sich Journalistin Nadine Lindner vom Deutschlandfunk. Sie kritisiert, „dass man eine gleichförmige, dass man eine homogene Gesellschaft haben möchte, die idealerweise – ich sage es jetzt einfach mal so – idealerweise weiß ist, das kommt an allen Stellen in Ihrer Partei durch.“

Von weißen Menschen habe er gar nicht gesprochen, behauptet nun Chrupalla, der zuvor die Einwanderung afrikanischer Flüchtlinge kritisiert hatte. Viele Migranten seien Mitglieder und Wähler seiner Partei, sagt er.

Heiße Eisen werden bei Miosga an diesem Abend nicht angefasst

Doch heiße Eisen sollen an diesem Abend nicht angesprochen werden, und die Sendung ist ohnehin dann zu Ende.

Eine Chance, über die AfD angemessen, aber kritisch zu informieren, wurde an diesem Abend verpasst.

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