Ukraine gehört zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt
Russland stoppt Getreideabkommen mit der Ukraine: Welche Folgen wird das haben?
Russland hat das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer vorerst gestoppt.
Die Russland betreffenden Teile seien nicht erfüllt worden, heißt es aus dem Kreml. Welche Folgen wird das nun haben?
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Ukraine gehört zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt
Russland werde das Abkommen wieder in Kraft setzen, sobald die russischen Bedingungen erfüllt seien, so Kreml-Sprecher Dimitri Peskow. Im Kern geht es dabei um westliche Sanktionen, die aus russischer Sicht verhindern, dass Zahlungen für russische Agrarexporte abgewickelt werden können.
Die Ukraine gehört zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt. Das Korn aus der Ukraine leistet einen wesentlichen Beitrag, um weltweit Hungersnöte und Preissteigerungen zu verhindern. Vor allem ärmere Länder sind durch die gestiegenen Importpreise nach Ausbruch des Ukraine-Krieges in Schwierigkeiten geraten.
Das von den Vereinten Nationen und der Türkei im Juli 2022 vermittelte Abkommen sollte die weltweite Nahrungsmittelkrise lindern, indem es die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das von der russischen Flotte kontrollierte Schwarze Meer ermöglichte. Die Vereinbarungen wurden bereits mehrmals verlängert.
Warum ist das Abkommen für die Ukraine so wichtig?
Russland und die Ukraine sind beide große Getreideexporteure, die mit den Ausfuhren Milliarden verdienen. Für die durch den Krieg weiter verarmte Ukraine gehen ohne den Export, der teils auch über die Bahn läuft, wichtige Einnahmen für den Staatshaushalt verloren. Aber auch für die Bauern in dem Land, das als Kornkammer Europas gilt, geht es um ihre Existenz. Die Ukraine will auch ihre Rolle als Garant für die globale Ernährungssicherheit weiter wahrnehmen.
"In Deutschland hat das so gut wie keine Auswirkungen"
Welche Folgen hat das Aussetzen des Abkommens nun für die Welt und für Deutschland? Das Aufkündigen des Abkommens wird laut Politik-Experte Prof. Thomas Jäger Folgen auslösen, die Russland sehr recht seien: „Die Inflationsangst wird wiederkommen. Es wird Migration ausgelöst werden können und die Ernährungssicherheit kann eben sinken.“
Auf die Preise selbst werde das aber in Deutschland wenig Auswirkungen zeigen. „In Deutschland hat das so gut wie keine Auswirkungen, weil nur ein ganz verschwindend geringer Teil in Deutschland gelandet ist. Zudem wird ukrainisches Getreide ja auch über die Bahn nach Westen verbracht“, so Jäger. Aber es werde enorme Auswirkungen auf Länder haben, die sehr große Anteile bezogen haben. „Etwa 19 Prozent dessen, was hier verschifft wurde und das waren fast 33 Millionen Tonnen, blieben in der Türkei.“ Auch China habe sehr viel davon abgenommen oder Tunesien und Ägypten, so Jäger.
Was bedeutet die Getreideinitiative für ärmere Länder?
Die deutsche Botschafterin im UN-Menschenrechtsrat, Katharina Stasch, nennt den Export des Getreides „eine Frage von Leben und Tod“. Denn viele Länder in Afrika sind von Lieferungen aus der Ukraine abhängig. In sieben Ländern am Horn von Afrika wüssten nach mancherorts jahrelanger Dürre 60 Millionen Menschen nicht immer, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll, berichten die Vereinten Nationen. „Wenn die Getreideinitiative nicht verlängert wird, würde das Ostafrika absolut hart treffen“, sagte Dominique Ferretti vom Nothilfe-Büro des Welternährungsprogramms (WFP) Ende Juni.
Was sind die Auswirkungen für den Rest der Welt?
Die Getreidepreise werden wieder steigen, fürchtet der Chefökonom der UN-Agrarorganisation FAO, Máximo Torero Cullen. Der Export von Millionen Tonnen Getreide führte zu einem Rückgang der weltweiten Lebensmittelpreise - die nach UN-Angaben von Anfang Juli nun um 23 Prozent unter den Rekordwerten von März 2022 liegen.
Für Putin selbst wird der Stopp des Getreideabkommens aber auch Auswirkungen haben, schätzt RTL-Korrespondent Rainer Munz: „Eins ist klar: Das Image von Russland auf der Südhalbkugel wird leiden, wenn man diese Getreideexporte nicht ermöglicht. Denn dann steigt der Preis für Getreide.“ (reuters/dpa/eku)
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