Prozessauftakt in Dänemark
Fall Emilie Meng: Ist ihr Mörder ein Serientäter?

Entführt, vergewaltigt und ermordet – der Fall Emilie sorgt in Dänemark für Entsetzten!
Jahrelang tappt die Polizei bei ihren Ermittlungen im Dunkeln. Erst im vergangenen Jahr kommt der Fall wieder ins Rollen – der mutmaßliche Täter hat erneut zugeschlagen. Jetzt steht der Mann in einem der spektakulärsten Kriminalfälle der dänischen Geschichte vor Gericht.
Angeklagter zeigt keine Reaktion auf brutale Taten
Bis auf den letzten Platz ist der Saal des Gerichts im dänischen Naestved am ersten Prozesstag gefüllt. Das Interesse an dem Fall ist enorm. Neben Medienvertretern verfolgen auch viele Dänen am Dienstagmorgen (14. Mai) vor Ort, wie der Angeklagte in dunkelblauem Anzug und weißem Hemd neben seinem Anwalt Platz nimmt. Hinter ihm drei bewaffnete Beamte. Der 33-Jährige schaut nur kurz, dann wandert sein Blick zu Boden. Er ist blass, wirkt fast verängstigt.
Während die Anklageschrift verlesen wird, zeigt der Angeklagte keine Reaktion. Ganz anders als die Zuschauer – der Schock über die fürchterlichen Taten ist ihnen deutlich anzumerken.
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Nach Emilie - Angeklagter muss sich in zwei weiteren Fällen verantworten
Denn die Liste der Verbrechen, die die Staatsanwaltschaft dem Mann vorwirft, ist nicht nur lang. Teils soll der 33-Jährige bei den Taten sehr brutal vorgegangen sein. Vor Gericht muss sich dieser in drei Fällen verantworten. Er soll versucht haben, eine 15-Jährige zu entführen. Außerdem wird ihm vorgeworfen, eine 13-Jährige entführt und vergewaltigt zu haben. Zuvor soll er 2016 die 17-jährigen Emilie Meng entführt, vergewaltigt und ermordet haben.
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33-Jähriger hatte Entführungs-Fantasien
Am Dienstagmittag ist es dann endlich soweit: Der Angeklagte äußert sich selbst. Er habe noch nie eine Freundin gehabt, habe sadistische Pornos konsumiert und Fantasien gehabt, eine Frau zu entführen. Getan habe er es aber nie. Die 13-Jährige will er vorher nicht gekannt haben. Was dann im Gerichtssaal besprochen wird, erfährt die Öffentlichkeit nicht, weil die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt wird.
Im Video: Die dänische Polizei kann die 13-Jährige retten
Emilie will zu Fuß nach Hause - und verschwindet spurlos
Es ist ein Fall, der 2016 ganz Dänemark schockiert. Mit ihren Freunden ist die 17-jährige Emilie am 10. Juli in einem Nachbarort von Korsør im Westen der dänischen Insel Seeland feiern. Es dämmert schon, als die Gruppe um vier Uhr morgens auf dem Weg nach Hause ist. Statt sich vom Bahnhof aus gemeinsam mit ihren Freunden ein Taxi zu teilen, will Emilie zu Fuß weiter. Den Weg vom Bahnhof nach Hause kennt der Teenager gut, sie ist ihn schon oft gegangen, selbst im Dunkeln.
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Doch Emilie kommt nie zu Hause an. Ihre Mutter bemerkt ihr Verschwinden am Morgen, als diese ihre Tochter wecken will. In dem Moment habe sie instinktiv geahnt, dass etwas Schlimmes passiert sein muss, sagt Emilies Mutter später in einem Interview.
Fünf Monate lang bleibt der Teenager verschollen. Dann, ausgerechnet am 24. Dezember 2016, folgt die traurige Gewissheit. Beim Spazierengehen an einem See in Borup, 60 Kilometer von Emilies Heimatort entfernt, macht eine Familie eine grausame Entdeckung. Schnell wird klar: Es ist die Leiche von Emilie.
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Entführung einer 13-Jährigen bringt Hinweise auf Emilie
Jahrelang bleibt der Mord an der 17-Jährigen ungeklärt, bis am 15. April 2023 nur eine halbe Stunde von Emilies Wohnort entfernt ein weiteres Verbrechen passiert. Eine 13-Jährige ist gerade mit ihrem Nebenjob fertig geworden. Sie hat Zeitungen ausgetragen und fährt mit ihrem Fahrrad eine Landstraße entlang, als der mutmaßliche Täter sie am Arm packt und in sein Auto zerrt.
Eine groß angelegte Suche nach dem Mädchen führt die Ermittler gut 24 Stunden später zum Haus des nun Angeklagten. Der 33-Jährige scheint zunächst ein unbeschriebenes Blatt zu sein, doch dann platzt die Bombe. Der Mann soll noch für zwei weitere Taten in der Gegend verantwortlich sein.
Angeklagter könnte für immer ins Gefängnis wandern
Der Angeklagte hat bislang nur einen Teil seiner Schuld beim Verbrechen gegen die 13-Jährige zugegeben. Er leugnet jedoch bislang, etwas mit den anderen Taten zu tun zu haben.
Dagegen sprechen laut Staatsanwaltschaft verschiedene Indizien. Die Polizei habe während der Ermittlungen neben Funkmastdaten auch Video-Material ausgewertet, die den Angeklagten in der Nähe der Tatorte bestimmen. Darüber hinaus gebe es DNA-Spuren von Emilie Meng, die im Haus des Mannes gefunden wurden. Sowie DNA des Angeklagten, die an der Jacke der 15-Jährigen gesichert wurde.
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Ein psychiatrisches Gutachten bestätigt, dass der Angeklagte mental gesund und damit straffähig sei. Sollte der Mann für alle drei Verbrechen verurteilt werden, könnte er in Gewahrsam, also auf unbestimmte Zeit ins Gefängnis kommen. Eine Strafe, die in Dänemark für besonders gefährliche Täter angewandt wird. Das Urteil in dem Fall soll Ende Juli fallen.