Wie damit umgehen? Expertin klärt auf Erinnerungen wie Blitze! Warum wir manchmal plötzlich an den Ex-Partner denken

Aus den Augen, aus dem Sinn? Das klappt nicht immer!
Im Kalender ploppt der Geburtstag auf, bei Instagram wird ein einschlägiges Foto in die Timeline gespült, eine fremde Person trägt das gleiche Parfüm – Erinnerungen an den Ex-Partner treffen uns oft unvorbereitet und eiskalt. Und nicht selten werfen sie Fragen auf: Was wäre, wenn wir noch zusammen wären? Dabei sind wir doch längst wieder glücklich. Oder etwa doch nicht?
Sind diese Gedanken pure Nostalgie oder können sie im Übermaß zu einem echten Problem werden? Paarberaterin Ruth Marquardt erklärt, wie wir am besten damit umgehen sollten.
Woher kommen die plötzlichen Gedanken?
„I forgot that you existed.“ Das singt Taylor Swift und beschreibt damit das Gefühl, das wohl die meisten von uns kennen dürften: eine schmerzhafte Trennung, schlimmer Liebeskummer, der Gedanke, nie über den Ex hinwegzukommen. Doch dann irgendwann, ganz plötzlich, die Erleichterung, frei übersetzt „Ich habe vergessen, dass es dich gab“. Aber ganz so einfach ist es nicht immer…
Ab und zu kommen sie, die Gedanken an den/die Ex. Ganz plötzlich, wenn wir gar nicht damit rechnen. Dabei werden diese Erinnerungsblitze meist im Bruchteil einer Sekunde durch Sinneseindrücke ausgelöst, wie Ruth Marquardt erklärt.
Ein Song, der uns mit dem Ex verbunden hat
Ein Duft, den wir im Vorbeigehen auf der Straße aufschnappen
Ein Ort wie ein Café oder der Kiosk an der Ecke, den wir mit der Person verbinden
„Das passiert so schnell, dass unser bewusster Verstand keine Zeit hat, dem einen Riegel vorzuschieben“, so Marquardt.
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Durch Beziehungen entwickeln wir uns weiter
Grundsätzlich sei es völlig normal, dass solche Gedanken kommen, erklärt die Expertin. „Jede Beziehung, die uns einmal unter die Haut gegangen ist, hinterlässt ihre Spuren in uns, unserem Herzen, unserem Gehirn, in unserem Leben.“ In der Zeit als Paar haben wir viel gemeinsam erlebt, viele Erinnerungen gesammelt. Diese „lösen sich ähnlich wie unsere Gefühle nicht von heute auf Morgen auf“.
Und das sollen sie auch gar nicht: „Beziehungen prägen uns, sorgen für innere Weiterentwicklung, für Wachstum. Machen uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Dafür dankbar zu sein, kann ein wichtiger Aspekt sein und ein Zeichen von Reife und Wachstum.“
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Zählt das schon zu fremdgehen?
Dennoch: Vor allem wenn wir bereits in einer neuen Beziehung sind, schämen wir uns oft für solche Gedanken, weil sie sich so anfühlen, „wie die Vorstufe zum Fremdgehen, wie Lügen oder eine Heimlichkeit.“
Dabei seien sie „weder schlimm noch verwerflich“, betont die Paarberaterin. „Das bedeutet nicht automatisch, dass an deiner aktuellen Beziehung etwas nicht stimmt.“
Die entscheidende Frage lautet: Wie gehe ich damit am besten um? Welche Bedeutung gebe ich diesen Erinnerungsblitzen?
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Ruth Marquardt: „Nicht in Tagträumen verlieren“
Ist es nur eine Tagträumerei? Dann sollten wir uns nicht darin verlieren, gegen einen solchen Traum kann die Beziehung im echten Leben niemals ankommen. „In unserer Erinnerung und unserem Sehnsuchtsdenken bauen wir uns eine heile Welt. Die gibt es jedoch in keiner Beziehung.“ Vielmehr müssten wir in der realen Welt auch mal Spannungen aushalten.
Also: Legt bewusst die rosarote Brille ab! Wir sollten uns verdeutlichen, warum die Beziehung mit dem Ex in die Brüche gegangen ist.
„Nimm die Gedanken an den oder die Ex kurz wahr. Und kehre dann mit deiner Aufmerksamkeit zurück ins Hier und Jetzt“, so der Tipp von Marquardt.
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Fehlt uns in der neuen Beziehung etwas?
Es kann aber auch sein, dass solche Gedanken ein Hinweis darauf sind, „dass dir etwas fehlt, was du in der alten Beziehung sehr genossen hast.“ Dann sollten wir uns die Frage stellen: Was fehlt uns? Wollen wir das auch in der neuen Beziehung haben?
Und dann, ganz wichtig: Mit dem Partner oder der Partnerin sprechen, so Marquardt. Wir sollten uns selbst nicht zurücknehmen, nur um den anderen nicht zu verletzen – das macht uns auf Dauer selbst unglücklich. Immer offen und in Ruhe mit der anderen Person sprechen. Über Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle. Wie das funktioniert? „Mit Respekt und ohne Vorwürfe. Eine erwachsene, eine tragfähige Beziehung hält das aus. So kann ganz viel Neues und Wunderbares entstehen.“
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Vermisse ich wirklich den Ex oder einfach IRGENDEINE Person?
Und wenn ich Single bin und plötzlich an den Ex denke – heißt das, dass ich ihn zurück will?
Solche Gedanken müssen nicht mit der Person zusammenhängen, weiß die Paartherapeutin. „Es kann ein Hinweis darauf sein, dass ich mich allein fühle, dass mir Zweisamkeit fehlt.“ Ein Hinweis darauf, dass wir vielleicht wieder bereit sind, uns auf jemand Neuen einzulassen.
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War die Trennung ein Fehler?
Wenn wir immer und immer wieder an die gemeinsame Zeit denken, könnte aber tatsächlich auch mehr dahinterstecken. Wir sollten uns dann fragen: In welchen Situationen fehlt uns der oder die Ex? Tut die Erinnerung weh? War die Trennung ein Fehler? Dann könne es sich lohnen, nochmal miteinander zu sprechen. Wenn beide gleich empfinden und die Basis stimmt, kann man vielleicht gemeinsam über einen Neustart nachdenken.