Zwillingspapa verhinderte Schlimmeres
Nach Schüssen auf Schulhof in Offenburg - Jugendlicher (15) wegen Mordes vor Gericht

Mord unter Schülern!
Angst und Schrecken bestimmen an diesem Tag die Offenburger Schüler. Es fallen Schüsse, Schüler verbarrikadieren sich in ihren Klassenräumen. Dann die grausame Nachricht: Ein Mitschüler ist tot. Ermordet von einem 15-jährigen Mitschüler.
Opfer hatte sein ganzes Leben noch vor sich
Kein halbes Jahr nach der grausamen Tat am 9. November beginnt am Donnerstag (18. April) der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter. Der vermeintliche Schütze steht vor einer Jugendkammer des öffentlichen Landgerichts. Der Vorwurf lautet: Mord und versuchter Mord. Da der Schütze erst 15 Jahre alt ist, findet dieser Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Geladen sind Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger. Den Ermittlungen zufolge soll der jugendliche Deutsche, der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt, im November seinen Mitschüler an der Waldbachschule in Offenburg erschossen haben. Kurze Zeit später erlag das gleichaltrige Opfer im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Im Video: Dieser Vater hielt den Bewaffneten auf
Urteil: Zwischen sechs Monaten und zehn Jahren ist alles möglich
Die Waffe für die Tat hatte der Schüler aus seinem Elternhaus, mit dabei 41 Schuss Munition. Was den 15-Jährigen zu dieser Tat bewegt haben soll, ist bislang noch unklar. In Kreisen war damals von Eifersucht die Rede gewesen. Im Falle einer Verurteilung droht dem Schüler eine Jugendstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Auch gegen die Eltern werde noch ermittelt. Sie stehen im Verdacht der fahrlässigen Tötung und mutmaßlichen Verstößen gegen das Waffengesetz. Wie auch immer ein mögliches Urteil aussehen mag: Für die Eltern des 14-jährigen Opfers kann kein Urteil eine Genugtuung sein. Ihr Sohn ist für immer verloren, mutmaßlich ermordet durch einen Mitschüler.
Schüler und Lehrkräfte werden psychologisch betreut

Was sich am 9. November an der Offenburger Schule abgespielt hat, sorgte landesweit für Entsetzen. Viele Offenburger bangten an diesem Tag um ihre Kinder. Der Prozessbeginn jetzt bringt auch bei den Schülern vor Ort die sensiblen Erinnerungen hoch. „Lehrkräfte und Schulsozialarbeit versuchen, die Gefühle, Erinnerungen und Ängste der Schülerinnen und Schüler mit Gesprächen zu reflektieren und aufzufangen“, berichtet die Schulleitung der Deutschen-Presse-Agentur. Seit dem mutmaßlichen Mord an ihrem Mitschüler werden Schüler und Lehrkräfte der sonderpädagogischen Schule psychologisch betreut. Kein Wunder – dieser Tag war ein Schrecken für alle Beteiligten. Doch es gab auch jemanden, der sich dem mutmaßlichen Schützen völlig unerschrocken in den Weg gestellt hat.
Dieser Vater ist ein wahrer Held!
Die Zwillinge von Sabah Ayoub gehen auf die gleiche Schule wie der vermeintliche Schütze. Auch er ist am 9. November vor Ort, eigentlich für ein Elterngespräch. Auf dem Weg in die Schule wird er plötzlich von dem Schulleiter aufgehalten, er habe ihm gesagt: „Jemand hat geschossen“, schildert der Vater die Ereignisse im Gespräch mit RTL. Als er sich vom Gelände entfernt, sei ihm plötzlich der 15-Jährige entgegengekommen – mit seiner Pistole in der Hand. Ayoub denkt an seine Kinder, die vermutlich voller Angst in der Schule sitzen.
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Er geht nicht weg, sondern ergreift das Wort in Richtung des Schützen: „Waffe runter.“ Und tatsächlich: Der Junge soll daraufhin die Pistole weggeworfen haben. Danach tut Ayoub etwas Heldenhaftes: Er habe den Jungen zu Boden gebracht und sich auf den Rücken des Jugendlichen gekniet, bis die Polizei eintrifft. Auf ihn habe der Schüler ängstlich gewirkt, habe gezittert. Als Held sehe Sabah Ayoub sich jedoch nicht. Doch eines ist sicher: Sein Verhalten ist ein Zeichen des Mutes, das vielleicht sogar Schlimmeres verhindert hat. (cpe)