Ihre Erklärung macht sprachlosPolizistin verkauft geklaute Fahrräder aus Asservatenkammer

von Jessy Siodlaczek, Frank Vacik und Rebekka Kaiser

Irgendwie ironisch!
Eigentlich sollte man glauben, dass die Gegenstände in einer Asservatenkammer der Polizei in Leipzig in Sicherheit sind. Doch ausgerechnet hier wurde geklaut. Die Täterin ist eine Polizeihauptmeisterin. Vor dem Amtsgericht Leipzig startet jetzt der Prozess gegen die Beamtin. Mehr dazu seht ihr im Video.

Polizistin rechtfertigt Tat im Gespräch mit RTL

Die frühere Verantwortliche der Asservatenkammer muss sich wegen Diebstahls, Bestechlichkeit und Urkundenfälschung verantworten und ist mittlerweile suspendiert. Am Dienstag (19. März) hat der erste Prozesstag am Landgericht Leipzig begonnen. Vor Ort konfrontiert RTL die Frau und fragt: „Sie sind suspendiert. Es belastet Sie?“ Und die Antwort der Angeklagten schockiert: „Ja, sicher. Ich habe ja nur meine Arbeit gemacht. Mehr sage ich dazu nicht."

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Hunderte Fahrräder geklaut und weiterverkauft

Anke S. beim ersten Prozesstag am Landgericht Stuttgart.
Anke S. beim ersten Prozesstag am Amtsgericht in Leipzig
RTL

Knapp 265 zum Teil hochwertige Fahrräder soll Anke S. illegal verscherbelt haben. Von 2014 bis 2018 soll die Beamtin damit rund 4.800 Euro eingenommen haben. Die meisten Räder, die in der Asservatenkammer lagerten, galten als gestohlen und wurden von der Polizei sichergestellt.

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Doch als eine bestohlene Frau ihr Fahrrad bei der Polizei abholen möchte, gerät Anke S. unter Druck. Denn das Fahrrad wurde bereits weiterverkauft. Bei einer internen Inventur der Polizei fliegt dann auf, dass hunderte Räder aus der Asservatenkammer fehlen. Die Beamtin soll für die Verkäufe meistens eine „Spende“ von bis zu 50 Euro bekommen haben und angeblich gemeinnützigen Vereinen zugutegekommen sein.

Wollte Polizistin höheres Ansehen bei Kollegen?

Anke S. soll die Fahrräder zusammen mit einer Arbeitskollegin verkauft haben. Doch das Verfahren gegen die Kollegin wurde eingestellt. Unter den Käufern sollen Bekannte, aber auch angeblich dutzende Polizisten gewesen sein. Ob die wussten, was sie da kaufen - unklar.

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Die Generalstaatsanwaltschaft vermutet, dass die 46-Jährige mit den tausenden Fahrrädern in der Kammer überfordert war. Sie habe eine große Anzahl an Rädern aus dem Lager loswerden wollen, ohne sie zu verschrotten. Außerdem wollte die Angeklagte laut der Staatsanwaltschaft bei ihren Kollegen und bei Bekannten an Ansehen gewinnen. Das Geld sei also nicht im Vordergrund gewesen.

Gegen rund 200 Polizisten, Beschäftigte der Justiz und gegen Angehörige und Vereine, die als Käufer der Räder galten, hat die Polizei bereits ermittelt. Der Vorwurf: Mittäterschaft, Anstiftung oder Beihilfe zum Diebstahl. Fast alle Verfahren wurden eingestellt. Mitte Juni soll Anke S. ihr Urteil erwarten können.

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