Was Sie jetzt über das Online-Portal wissen sollten
Lauterbach will Klinik-Navi: Patienten sollen zukünftig sehen, was welche Klinik am besten kann

Welches Krankenhaus ist für mich das richtige?
Wenn es um eine geplante Operation geht, überlegen viele schon einmal genauer, ob die Klinik in nächster Nähe immer die beste ist. Bei der Entscheidung soll bald ein Portal helfen - unumstritten ist es nicht.
Lauterbach plant eine Art Klinik-Atlas für Deutschland

Gut jeder vierte Deutsche hat Angst, ins Krankenhaus zu müssen, der Anteil ist sogar wieder gestiegen, zeigt eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Da kommt der Lauterbach-Plan, besser über die Leistungen und die Qualität in Krankenhäusern zu informieren, wohl zur richtigen Zeit: Der Gesundheitsminister will nämlich ein staatliches Online-Verzeichnis auf den Weg bringen, das Kabinett hat das nun beschlossen. Startpunkt für diese Art Klinik-Navi soll April 2024 sein.
Das Gesetz soll eine geplante große Krankenhausreform ergänzen, auf deren Grundzüge sich Bund und Länder mehrheitlich verständigt hatten:
„Patientinnen und Patienten sollen erkennen können, welches Krankenhaus in ihrer Nähe welche Leistungen anbietet, und wie diese Klinik im Hinblick auf Qualität sowie ärztliche und pflegerische Personalausstattung abschneidet“, erläuterte das Ministerium.
Dazu sollen die Kliniken künftig zusätzliche Daten melden müssen - unter anderem zu Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten. Über zwei beauftragte Institute sollen die Angaben dann mit vorhandenen anderen Daten zusammengeführt und zur Veröffentlichung aufbereitet werden.
Eingeordnet werden sollen die Kliniken im Verzeichnis auch nach Versorgungsstufen („Level“) - von der wohnortnahen Grundversorgung bis zu Maximalversorgern wie Universitätskliniken. Den Stufen zugeteilt werden sollen sie auf Basis von 65 Leistungsgruppen, die medizinische Leistungen näher bezeichnen - etwa Infektiologie, Kinder- und Jugendchirurgie, Augenheilkunde, Urologie, Intensivmedizin.
Das Portal zielt auf planbare Operationen und Behandlungen ab, für die Patienten auch zu entfernteren Kliniken fahren. In Notfällen muss es meistens möglichst schnell ins nächste geeignete Haus gehen. Das Ministerium verspricht sich von mehr Vergleichbarkeit auch Motivation für die Kliniken zu Qualitätsverbesserungen.
Wie wird Lauterbachs Plan bewertet?
Verbraucherzentralen unterstützen den Vorstoß zu mehr Klarheit: Der Gesundheitsexperte des Bundesverbands, Thomas Moormann, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Transparenz ist bislang keine Stärke des Gesundheitssystems in Deutschland.“
Die Länder und die Branche warnen aber auch: Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, er sehe die Gefahr, dass Patienten durch die „Level“-Zuordnung auf eine falsche Fährte gelockt würden. Das gefährde die Akzeptanz besonders kleinerer Einrichtungen in der Bevölkerung. Es drohe auch eine Fehlsteuerung von Patienten und damit eine Überlastung von Schwerpunkt- und Maximalversorgern durch leichte Fälle.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft moniert einen massiven Eingriff in die Planungskompetenz der Länder.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert eine stärkere Beteiligung der Patienten. „Eine patientenorientierte Qualitätsinformation kann es nicht ohne eine umfassende Patientenbeteiligung geben", sagte die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier der Augsburger Allgemeinen.
Lese-Tipp: Schon jetzt das beste Krankenhaus finden – das sollten Patienten beachten
(dpa/eku)
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