"Kein Bock auf Arbeit? Dann werd' doch Lehrer!" Lehrerverband findet BaWü-Kampagne "geschmacklos" und "dumm"

Ein Plakat am Stuttgarter Flughafen sorgt für mächtig Ärger!
"Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was dir Spaß macht und werde Lehrer*in." Das steht auf einem Plakat am Stuttgarter Flughafen – und sorgt für mächtig Kritk! Die Landesregierung von Baden-Württemberg will damit eigentlich Werbung FÜR den Lehrerberuf machen, der Lehrerverband nennt es „dumm“.

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Stefan Düll: "Ich finde es geschmacklos und ich finde es dumm"

Ja – da ist Baden-Württemberg wohl übers Ziel hinausgeschossen. Ein neues Plakat der „The Länd“-Kampagne am Stuttgarter Flughafen soll neue Lehrerinnen und Lehrer anlocken. Doch stattdessen hagelt es Kritik. Denn es spielt mit dem gängigen Klischee, dass Lehrer faul seien und eigentlich nur Ferien haben.

„Ich finde es geschmacklos und ich finde es dumm. Und letztlich ist es Verschwendung von Steuergeldern”, sagt Stefan Düll, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes bei RTL/ntv. Er hält die offizielle Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg für den Lehrerberuf für verfehlt. Das ganze Interview sehen Sie im Video unten.

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Karin Broszat: „Es kann nicht das Interesse sein, Leute zu kriegen, die keinen Bock zu arbeiten haben"

Auch die Vorsitzende des Realschullehrerverbands ist wenig begeistert von dem Plakat: "Wie man auf die Idee kommt, in solchen Zeiten, so etwas aufzuhängen und damit eben nicht nur falsche Leute anzieht, sondern auch die respektlos behandelt, die ihre Arbeit in der Schule tun, ist mir schleierhaft“, meint Karin Broszat im RTL-Interview.

Besonders ärgert sie das Spielen mit der Null-Bock-Haltung. „Es kann nicht das Interesse sein, Leute zu kriegen, die keinen Bock zu arbeiten haben, egal ob heute oder morgen und ohne Nachdenken sich mal schnell als Lehrer bewerben“, so Broszat. Was man mit den Plakaten tun sollte? „Ich find schon, dass sie eingestampft gehören“. Stattdessen können man doch so viele schöne Seiten des Lehrerberufs in den Vorderung stellen, fügt sie noch hinzu.

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Die FDP in Baden-Württemberg fordert eine Entschuldigung von der Kultusministerin Theresa Schopper, in deren Verantwortung die Kampagne fällt.

Kultusministerium sieht Kampagne als Erfolg: Bewusste Provokation

Das Kultusministerium selbst spricht von einem Erfolg der Kampagne und sieht es eher als bewusste Provokation. Die Zahl der Rückmeldungen auf die Plakate seien überdurchschnittlich.

Eine Woche nach Start der Werbekampagne in den sozialen Netzwerken am 17. Juli hat das Ministerium nach eigenen Angaben schon 8.000 Weiterleitungen über die Kampagnenseite zur Lehrkräfteeinstellung verzeichnet.

Ein Sprecher sagte dem SWR: "Die Kampagne spricht also an und man redet über sie. Das ist wichtig, weil wir Aufmerksamkeit benötigen, damit sich mehr Leute für den Lehrerberuf interessieren“. Und: Das Kultusministerium wisse um die Leistungen der Lehrkräfte.

Schon früher gab es bekannte Kampagnen aus Baden-Württemberg

** ARCHIV ** Einen Aufkleber mit dem offiziellen Slogan der Imagekampagne des Landes Baden-Wuerttemberg "Wir koennen alles. Ausser Hochdeutsch." haelt diese junge Dame am 26. Januar 2000, in Stuttgart. Laender und Regionen werben mit Imagekampagnen um Investoren und Fachkraefte. (AP Photo/Thomas Kienzle) ** ZU KORR **
"Wir können alles. Außer Hochdeutsch" - mit diesem Slogan hat das Bundeslang vor einiger Zeit geworben.
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Übrigens gab es in Baden-Württemberg schon früher Kampagnen, die bundesweit aufgefallen sind. So fuhren Busse durch Berlin mit der Aufschrift: „Nett hier, aber waren Sie schonmal in Baden-Württemberg?“. Und auch den Spruch: „Wir können alles außer Hochdeutsch“ konnte man lange Zeit noch an vielen Orten lesen. (dbl)

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