Flugblatt-Talk bei „Anne Will“Aiwanger-Parteifreund: „Das Bierzelt ist kein Beichtstuhl“

Eroeffnung der IAA Mobility 2023 durch den Bundeskanzler in Muenchen Hubert Aiwanger stellvertretender bayerischer Ministerpräsident sowie bayerischer Wirtschaftsminister im Portrait bei der Eroeffnungsveranstaltung der Internationalen Automobilausstellung IAA Mobility 2023 in Muenchen. , Muenchen, 05.09.2023 Muenchen Bayern Deutschland *** Opening of the IAA Mobility 2023 by the German Chancellor in Munich Hubert Aiwanger Deputy Bavarian Minister President as well as Bavarian Minister of Economic Affairs in portrait at the opening event of the International Motor Show IAA Mobility 2023 in Munich , Munich, 05 09 2023 Munich Bavaria Germany
Die Affäre Aiwanger war Thema bei Anne Will.
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von Friederike Zörner

Wie sollte Aiwanger mit der Flugblatt-Affäre umgehen?
Die Sommerpause von Anne Will ist vorbei. In der Talkshow diskutierten die Gäste am Sonntagabend über die Flugblatt-Affäre und den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Die Mehrheit der Gäste kritisiert Umgang mit der Affäre

Das antisemitische und faschistische Pamphlet war vor mehr als 35 Jahren bei Aiwanger gefunden worden. Damals war er noch Schüler. Er hatte ein oder mehrere Exemplare in seinem Schulranzen. Als Verfasser gilt sein Bruder. Bei seiner nun erfolgten Entschuldigung für die Inhalte des Flugblattes und der Beantwortung von 25 Fragen dazu machte Aiwanger keine gute Figur. Er stellte sich als Opfer einer Schmutzkampagne dar. Das kam bei politischen Gegnern und bei Vertretern der jüdischen Gemeinde in Deutschland nicht gut an. Ministerpräsident Markus Söder entschied sich dennoch dazu, ihn im Amt zu belassen.

Darüber wurde diskutiert:

Der Umgang Aiwangers mit den Vorwürfen aus seiner Vergangenheit stieß bei der Mehrheit der Gäste auf Kritik. Die Antworten auf die 25 Fragen zur Affäre seien „alles andere als umfassend und befriedigend“ gewesen, sagte Günther Beckstein. Aiwanger berief sich dabei oft auf Erinnerungslücken.

Der frühere bayerische Ministerpräsident Beckstein findet es trotzdem richtig, dass Söder an Aiwanger festhält. Schließlich wolle niemand, dass seine „Jugenddummheiten“ dann an die Öffentlichkeit kämen, wenn es gerade um etwas gehe. Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Auch die Publizistin Marina Weisband will nicht auf der Vergangenheit herumreiten. Ihr geht es darum, wie Aiwanger mit der Affäre im Hier und Jetzt umgehe. Und da sieht sie erhebliche Probleme. Dass er sich als Opfer einer Kampagne darstellte, kann sie nicht verstehen. Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff warnt davor, politische Gegner sofort zu Feinden zu machen.

Die Gäste und ihre wichtigsten Aussagen:

Günther Beckstein bei Anne Will 2023-09-10 - Deutschland, Berlin - Günther Beckstein CSU, ehemaliger Ministerpräsident und Ex-Innenminister von Bayern, zu Gast bei Anne Will im Ersten. Thema des ARD-Politiktalks: Der Fall Aiwanger - Wie groß ist der Schaden für die politische Kultur *** Günther Beckstein on Anne Will 2023 09 10 Germany, Berlin Günther Beckstein CSU , former Minister-President and ex-Interior Minister of Bavaria, as a guest on Anne Will on the German public broadcaster ARDs political talk show Der Fall Aiwanger Wie groß ist der Schaden für die politische Kultur
Günther Beckstein in der Talkshow Anne Will.
www.imago-images.de, IMAGO/Jürgen Heinrich, IMAGO/Jürgen Heinrich

Günther Beckstein (CSU), ehem. Ministerpräsident und ehem. Innenminister von Bayern:

„Der Umgang mit diesen Vorwürfen von Aiwanger ist alles andere als vernünftig und professionell.“

Florian Streibl (Freie Wähler), Vorsitzender Fraktion im Bayerischen Landtag:

„Das Bierzelt ist kein Beichtstuhl, sondern der Beichtstuhl ist woanders.“

Nicole Deitelhoff, Politikwissenschaftlerin und Sprecherin Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt:

Wenn es nur noch darum geht, wer ist mein Feind, wer ist mein Freund, dann verlassen wir den Boden des demokratischen Miteinanders.“

Marina Weisband (Grüne), Publizistin und Kolumnistin:

„Hätte ich so einen Vorwurf gehabt, dann würde ich mich nicht als Opfer dessen darstellen, allein aus Respekt vor den tatsächlichen Opfern.“

Roman Deininger, Chefreporter „Süddeutsche Zeitung“: „Den 17-Jährigen müssen wir mit Milde betrachten, den 52-Jährigen müssen wir streng beurteilen.“

Das Fazit:

Es ist nicht wichtig, was Hubert Aiwanger als Schüler gemacht hat. Wichtig ist, was der heute 52-Jährige tut und wie er mit Fehlern aus seiner Vergangenheit umgeht. „Er sollte sich bei der Allgemeinheit entschuldigen. Antisemitismus ist kein Problem der Juden. Antisemitismus ist ein Problem der deutschen Kultur“, sagte Marina Weisband.

Im Wahlkampf blendet Aiwanger das Thema erst einmal aus. In Bierzelten habe das auch nichts zu suchen, sagte sein Parteifreund Streibl bei Anne Will und deutete an, dass das nach der Wahl anders sein könnte. Es bleibt also spannend, wie es in der Sache weitergeht.

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