Statt festem Betrag pro MonatFür wen sich dynamische Stromtarife lohnen

Rund 40.000 Stadtenergie-Kunden haben Strom zu überhöhten Preisen in Rechnung gestellt bekommen.
Immer den gleichen Strom-Abschlag zahlen ist bequemer. Aber ist es auch günstiger?
Sina Schuldt/dpa

Ein Strompreis, der ständig schwankt – kann das gut sein?
Für manche ja! Seit dem 1. Januar 2025 sind alle Stromanbieter in Deutschland dazu verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Wir erklären, für wen die sich lohnen, was der Unterschied zum „normalen” Stromtarif ist und worauf ihr vor einem Wechsel achten solltet.

Dynamisch oder Festpreis: Wo liegt der Unterschied?

Stromlieferanten ist seit diesem Jahr gesetzlich vorgeschrieben, mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten. Das grundsätzliche Ziel liegt darin, das Stromnetz optimal auszulasten und flexibles Verbrauchsverhalten zu belohnen.

Wie funktioniert das?

  • Bei einem Festpreistarif wird monatlich immer der gleiche Abschlag gezahlt und es gibt eine jährliche Verbrauchsabrechnung. Hier wird mit einem festen Grundpreis sowie einem festen Arbeitspreis pro Kilowattstunde gerechnet.

  • Bei dynamischen Stromtarifen hingegen ändern sich die Preise ständig: Auch hier gibt es einen festen Grundpreis, der andere Teil richtet sich aber nach dem aktuellen Börsenpreis. Der Strompreis ist also verbrauchsabhängig und kann je nach Angebot und Nachfrage stündlich schwanken – jeder Tag ist verschieden, wie die Verbraucherzentrale erklärt.

Die Stromanbieter stellen ihre Preise mittags für den nächsten Tag ein, sie können von den Nutzerinnen und Nutzern auf der Internetseite oder per App abgerufen werden. Passen Nutzer ihren Stromverbrauch entsprechend an, können sie unter Umständen Kosten sparen. Wer einen dynamischen Stromtarif abschließen will, sollte sich vorab aber gut erkundigen, rät Hasibe Dündar, Energierechtsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. Um die Tarife zu nutzen, sind technische Voraussetzungen nötig. Hinzu kommt: Nicht jeder profitiert davon automatisch. Denn die Preisschwankungen bergen auch Risiken.

Spar-Tipp: Strom-und Gasanbieter wechseln und dabei jährlich Geld sparen!

Was muss ich wissen vor dem Wechsel wissen?

Dass dynamische Tarife komplexer sind als klassische, leuchtet ein. Die auf Vergleichsportalen ausgewiesenen Preise seien oft schwer miteinander vergleichbar und nicht immer aussagekräftig, so die Verbraucherzentrale Berlin. Außerdem könnten sie sich ab dem zweiten Monat ändern. Um das Preismodell genau zu verstehen, sollte die genaue Recherche auf den Webseiten der Anbieter also nicht fehlen.

Denn ab Vertragsschluss liegt das Risiko komplett auf der Seite der Verbraucher. Mögliche Preisschwankungen an der Börse - die durch die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne zunehmen - könnten sich positiv, aber auch negativ auswirken. Ihr solltet euch also bewusst sein, dass Kosteneinsparungen kein Selbstläufer sind. „Es erfordert, regelmäßig die aktuellen Strompreise zu überprüfen und die Preisentwicklung im Blick zu behalten”, so Dündar. Und dann müsse man flexibel genug sein, das eigene Verbrauchsverhalten an die Preise anzupassen und die Geräte gegebenenfalls aus der Ferne zu steuern.

Ein weiterer Tipp von Dündar: Auf eine kurze Vertragslaufzeit achten. Die ist bei den meisten Anbietern zwar sowieso gegeben, manche binden die Kundinnen und Kunden aber bis zu einem Jahr. „Dann können sie unkompliziert in einen Festpreistarif wechseln, falls der Tarif doch nicht den Erwartungen entspricht.”

Lese-Tipp: Treue lohnt sich nicht! So viel könnt ihr mit einem Vertragswechsel für Handy, Gas und mehr sparen

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Was sind die technischen Voraussetzungen?

Ihr braucht ein intelligentes Messsystem, auch Smart Meter genannt. Es besteht aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul. Die Vorrichtung sendet den Zählerstand automatisch zum Energieversorger. Laut Verbraucherzentrale wird der Stromverbrauch dabei, aufgeteilt in 15-minütige Intervalle, einmal täglich an den Messstellenbetreiber gesendet.

Intelligente Messsystem bekommt ihr über euren Messstellenbetreiber. Inzwischen hat jeder Haushalt das Recht, den Einbau eines solchen Systems zu verlangen – das Gerät muss dann innerhalb von vier Monaten installiert werden.

Mehr Infos zum Smart Meter findet ihr hier!

Wer profitiert besonders von dynamischen Stromtarifen?

Dynamische Stromtarife eignen sich besonders für Haushalte, die viel Strom verbrauchen – also mehr als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr – und ihren Verbrauch flexibel anpassen können. Dazu gehören vor allem Haushalte mit

Wer seine Wärmepumpe mit den smarten Messgeräten kombinieren will, sollte wissen: Zusätzlich braucht man noch eine Regelungstechnik, die Wärmepumpenhersteller anbieten, so Zukunft Altbau, ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Informationsprogramm. Ist der Anteil an erneuerbarer Energie im Strommix hoch und der Preis niedrig, schaltet sich die Wärmepumpe bei Bedarf an. Ist das Gegenteil der Fall, verschiebt man die Wärmeerzeugung auf eine günstigere Stunde. Ein Beispiel: Ist es im Herbst und Frühling kalt und viel Solarstrom im Netz, heizt die Wärmepumpe das Haus zwischen 12 und 16 Uhr mit billigem Solarstrom auf. Nach Sonnenuntergang, wenn der Strom wieder teurer wird, kann sie dann gedrosselt werden.

Besonders wirkungsvoll ist diese Kombination, wenn man im Haus außerdem einen größeren Warmwasserspeicher (Pufferspeicher) für die Heizung hat. Der Wasserspeicher werde dann vorrangig beladen, wenn der Strom besonders günstig ist, heißt es von Zukunft Altbau. Er könne die Wärme über mehrere Stunden ohne große Verluste halten und bei Bedarf an die Heizkörper abgeben so heizt man mit günstigem Strom.

Lese-Tipp: Funktioniert ein Balkonkraftwerk auch im Schatten? (rka/dpa)