„Menschengemachte Tierquälerei” auf Mallorca
Kutschpferd kollabiert mitten in Palma – Urlauber bleiben einfach sitzen

Das Tier lag minutenlang regungslos auf dem Boden.
Ein Kutschpferd ist am Montag in Palma de Mallorca zusammengebrochen. Die Urlauber, die in der Kutsche saßen, sollen einfach sitzengeblieben sein und sich um das Tier nicht geschert haben. Tierschützer sind empört – die deutsche Tierrechtsorganisation Peta spricht auf RTL-Anfrage sogar von einer „menschengemachten Tierquälerei”, die in manchen Urlaubsorten System habe.
Touristen stiegen nicht aus Kutsche aus
Der Vorfall ereignete sich gegen 11.30 Uhr im Zentrum der mallorquinischen Hauptstadt. Die spanische Tierschutzpartei Progreso en Verde (Progress in Grün) berichtet, die fünf in der Kutsche sitzenden Urlauber seien trotz des besorgniserregenden Zustandes des Pferdes nicht ausgestiegen. Der Kutscher habe ratlos gewirkt und sich nicht bemüht, das Tier wieder auf die Beine zu bringen. Den Tierschützern zufolge sprach er von einem „Ausrutscher”.
Palma de Mallorca: Kutsche fuhr in nicht autorisierte Zone

War der Boden für das Pferd zu glatt? Palmas Stadtverwaltung sagt der Mallorca Zeitung (MZ), die Kutsche sei in eine nicht autorisierte Zone gefahren und der dortige Boden für Pferde besonders rutschig. Allerdings würden die für den Kutschendienst eingesetzten Pferde „alle 15 Tage tierärztlich untersucht sowie regelmäßigen Kontrollen und einer täglichen Pflege unterzogen, um ihr Wohlergehen zu gewährleisten”. Die lokale Polizei hat ein Verfahren eingeleitet.
Progreso en Verde spricht von einer „Schande”. Immer wieder sei von einem „Ausrutscher” die Rede – nach Ansicht der Partei eine Lüge. „Die Tiere sind völlig erschöpft nach Monaten harter Arbeit und haben kaum noch Kraft, sich auf den Beinen zu halten.” Viele Kutschpferde liefen mit beschädigten Hufeisen, und während des Sommers hätten Tierschützer unterernährte und hinkende Tiere dokumentiert – doch niemand habe eingegriffen.
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Peta appelliert an Verantwortung von Urlaubern
Auch Deutschlands größte Tierrechtsorganisation Peta findet klare Worte. „Die wiederholten Zusammenbrüche von Pferden vor Touristenkutschen auf Mallorca sind längst keine tragischen Einzelfälle mehr – sie sind Ausdruck einer menschengemachten Tierquälerei”, heißt es auf Anfrage von RTL. „Solange Pferde gezwungen sind, Kutschen bei brütender Hitze durch überfüllte Innenstädte zu ziehen, ist Mallorca mitverantwortlich für massives Tierleid.” Die Kritik der Tierschützer richtet sich aber auch gegen „Touristen, die solche Fahrten weiterhin buchen und damit direkt unterstützen”.
Die Kutschpferde seien durch eine Kombination aus hohen Temperaturen, dichtem Straßenverkehr und dem ständigen Trubel „körperlich und psychisch” überfordert, erklärt Peta. „Mallorca muss endlich handeln. Der Schutz der Tiere darf nicht länger hinter wirtschaftlichen Interessen zurückstehen. Ein Verbot der touristischen Kutschfahrten ist überfällig.” Die Tierrechtsorganisation fordert Urlauber auf, keine Kutschfahrten mehr zu buchen. „Jeder Euro, der für eine solche Fahrt ausgegeben wird, trägt zur Fortsetzung dieses Tierleids bei. Wer Tierquälerei ablehnt, darf sie nicht finanzieren.”
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Zwei Kutschpferde innerhalb weniger Tage auf Mallorca zusammengebrochen
Es handelt sich um den zweiten Zwischenfall dieser Art in Palma innerhalb weniger Tage. Schon am 6. September war ein Kutschpferd zusammengebrochen. In dem Fall kümmerten sich Kutscher und Touristen um das Tier – nach wenigen Minuten konnte es aufstehen.
Als 2023 in Sevilla ein Kutschpferd bei 36 Grad in der prallen Sonne kollabierte, kam jede Hilfe zu spät. Passanten gaben dem Tier Wasser, doch das dehydrierte Pferd starb.
Tierschützer wollen Pferdekutschen in Palma verbieten
Progreso en Verde hat mit seiner Kritik in erster Linie Palma im Visier. An anderen Orten deer Insel hätten Vorfälle wie der jüngste „längst mehr als einen politischen Verantwortlichen den Posten gekostet”, erklärt die Tierschutzpartei. Ende Juli demonstrierten Tierschützer in Palma erneut für ein Verbot von Pferdekutschen.
Verwendete Quellen: Eigene RTL-Recherchen, Mallorca Zeitung, Mallorca Magazin